Antiquitäten, Raritäten und viel gute Laune

  07.08.2018 Saanen

Bei mediterranem Hochsommerwetter fand letzten Samstag zum 15. Mal die Saaner Brocante statt. Einheimische, Gäste und Händler stöberten nach Raritäten, machten Geschäfte oder genossen die Geselligkeit bei Speis und Trank.

ÇETIN KÖKSAL
Auch dieses Jahr sei die Nachfrage nach Standplätzen höher gewesen als das Angebot, wusste das zufriedene Organisationskomitee zu berichten. Man kann kaum glauben, dass jenes nur aus vier Personen besteht. Marina von Grünigen, Eveline Mösching, Léonie Müller und Niclas Baumer werden bereits im Dezember wieder mit den Vorbereitungen für die Brocante 2019 beginnen. Ist der Veranstaltungstag dann gekommen, wollen die 135 bis 140 Standbetreiber zeitgerecht und logistisch effizient eingewiesen werden. «Ich stehe jeweils etwas nach vier Uhr morgens auf und dann geht es rund», sagt Niclas Baumer mit einem verschmitzten Lächeln. Die allermeisten Händler wüssten die gut durchdachte Organisation zu schätzen, da könne man den einen oder anderen verbalen Rempler frühmorgens schon wegstecken. «Wir gehen dann einfach zu zweit hin, warten ruhig ab bis sich der Ärger etwas gelegt hat und erklären dem Aufgebrachten den Sachverhalt», ergänzt Marina von Grünigen gelassen. Ganz offensichtlich hat sich die Taktik des jungen OK-Teams mehrfach bewährt, denn bis jetzt mussten sie noch nie zusätzliche Hilfe von Polizei, Feuerwehr oder anderen behördlichen Institutionen anfordern. Bei einem Anlass dieses Umfangs ist dies absolut keine Selbstverständlichkeit.

Gute Geschäfte
Für die ca. 80% wiederkehrenden Standbetreiber scheint die Rechnung jedenfalls aufzugehen. Offenbar können sie die im Vergleich etwas höheren Standmieten mit einem höherwertigen Angebot kompensieren. Dies liegt durchaus im Interesse des OK-Teams, denn die angebotenen Waren sollen hochwertig sein, was aber nicht heisst, dass man den schon lange gesuchten passenden Holzlöffel zum einsam zu Hause stehenden Holzschälchen nicht finden konnte. Vielleicht fehlte ja noch ein schönes halbes Dutzend Champagnerkelche? Nun, wer suchte, der fand. Manche Standbetreiber sassen einfach entspannt auf ihren Stühlen, liessen die vorbeiziehenden Besucher in Ruhe ihr Angebot begutachten, gaben auf Wunsch Auskunft und versuchten höchstens mit einem attraktiven Preisvorschlag das Gegenüber zum Kauf zu bewegen. Andere wiederum priesen ihre Ware aktiv mit geübter und perfektionierter Methode an. Eine gewiefte Händlerin von bunten Sommerhandtaschen schien besonders erfolgreich darin gewesen zu sein. Hatte sie eine Kundin erst einmal in ihren Bann gezogen, verliess diese nicht ohne neue Handtasche ihren Stand. Nach einigen verkauften Taschen gönnte sich die Vollbluthändlerin eine Pause bei einem verdienten Getränk und diskutierte mit einer Kollegin darüber, was sich am besten verkaufen liesse: «Du musst ein gutes Produkt haben, das nicht zu billig und nicht zu teuer ist und dann musst du verkaufen, nicht einfach nur rumstehen!» Na ja, bei ihr hatte es auf jeden Fall bestens geklappt. Andere Händler nutzten die ruhigeren Momente für die Begutachtung der Ware des Nachbarkollegen: «Ich hätte jetzt den Messingbuchstabensatz, den du gesucht hast.» «Nein, den brauch ich nicht mehr.» «Ich gebe ihn dir zum Tiefstpreis …», dann wurde noch etwas gefeilscht, bis das Geschäft perfekt war. Womöglich sollten auch die Besucher mehr feilschen, denn das tun sie in Saanen laut Aussagen von Standbetreibern deutlich weniger als andernorts. Eigentlich schade, steckt doch in jeder Brocante ein wenig Basar.

Geselligkeit im belebten Dorf
Wen das Suchen, Entdecken, Vergleichen, Plaudern und vor allem die ungewohnte Hitze durstig oder hungrig gemacht hatte, fand Erholung an einer der zahlreichen «Verköstigungsstationen» im malerisch lebendigen Dorf. Bei einem erfrischenden Getränk und einem leckeren Happen konnte man dort seinen Bekannten den neusten Erwerb samt dazugehöriger Geschichte vorzeigen. Und wer sein Glück noch nicht gefunden hat, der möge es an der Brocante Saanen 2019 erneut versuchen. All jenen, die sich vor einer erneuten Namensumbenennung zugunsten der berühmten kleinen Schwester fürchten, sei hier versichert, dass die Saaner Brocante auch zukünftig Saaner Brocante heissen wird. Ein «Gstaad antiques and collectables market» steht auf absehbare Zeit nicht zur Diskussion!


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