Drei-Generationen-Konzert für Klassikeinsteiger

  31.08.2018 Konzert, Kultur

Im Kirchgemeindehaus von Gstaad luden Daniel Hope (Violine) und Sebastian Knauer (Klavier) zum Familienkonzert ein. Neben ein paar wenigen Familien fanden sich vor allem ältere Leute im Konzertsaal ein.

BLANCA BURRI
Ein Kleinkind tappte durch die akkurat aufgestellten Stuhlreihen und begrüsste jeden Zuschauer persönlich, bevor das Familienkonzert im Kirchgemeindehaus von Gstaad begann. Den vielen älteren Zuhörern zauberte das Mädchen so ein Strahlen aufs Gesicht, das sie es während dem Konzert kaum mehr verliess. «Endlich darf ich einmal mit den Turnschuhen die Bühne betreten», witzelte Sebastian Knauer bei der Begrüssung auf der mit bunten Kissen bestückten Bühne und erntete dafür prompt belustigtes Gelächter. Das Familienkonzert stand ganz unter dem Motto «Leger». Daniel Hope gab die Meinung vieler jungen Leuten wieder, welche klassische Konzerte als zu abgehoben, zu traditionsgeladen und steif bezeichneten. «Heute möchten wir den Menschen, welche die klassische Musik nicht kennen, Appetit auf mehr machen», sagte er.

Klangfarben beschreiben die Geschichte
Deshalb begannen die zwei Protagonisten das Konzert mit der Geschichte vom Bullen Ferdinand, der am liebsten an Blumen riecht und dabei sehr glücklich ist, statt mit den anderen jungen Bullen herumzualbern oder an Stierkämpfen teilzunehmen. Während Sebastian Knauer von Ferdinand erzählte, der an den Blumen riecht, entlockte Daniel Hope seiner Violine die zartesten und süssesten Klänge des Komponisten Alan Ridout, die man sich vorstellen kann. Die Zuhörer wähnten sich im Sonnenschein mitten in einem Blumenfeld. Ferdinands Geschichte wurde durch die Klangfarben der Violine und der sonoren Stimme Knauers zum wunderbaren Hörerlebnis und alle waren glücklich, dass Ferdinand nach dem Abenteuer in der Aena gut nach Hause reiste.

Schlafendes Kind auf der Bühne
Die zwei Musikprofis luden die Kinder im zweiten Teil des Konzertes ein, auf den Kissen Platz zu nehmen. Da es im Verhältnis zu den älteren Leuten wenige Kinder hatte, fiel es ihnen nicht leicht, dieser Einladung zu folgen. Als sie bequem auf den Kissen sassen und lagen, genossen sie das Konzert trotzdem in vollen Zügen, ein Kind döste bei der Nocturne sogar weg und wurde erst durch den Applaus wieder geweckt. «Genauso war es Ende des 17. Jahrhunderts, als während Konzerten getrunken und gegessen wurde. Damals machte man sogar Kartenspiele oder rauchte, während die Musiker spielten», erzählte Daniel Hope. Seiner Aufforderung, zum Walzer zu tanzen, folgte aber niemand – das wäre bestimmt anders gewesen, wenn der Saal voller Kinder gewesen wäre.

Neben den vielen Anekdoten, welche die zwei begnadeten Erzähler über Konzertauftritte, laute Handys, Komponisten und Musiker wussten, kam auch die Musik nicht zu kurz. Sie spielten Edvard Griegs Sonate für Klavier und Violine c-moll ebenso wie «Summertime», «I got Rhythm» und «It ain’t necesssarily so» von George Gershwin, aber auch Leckerbissen von anderen Komponisten. Einmal durfte ein Kind auf dem Klavier sogar den Schlusston setzen.


WANN DARF ICH KL ATSCHEN?

«Es ist immer peinlich, wenn man in einem klassischen Konzert sitzt und nach einem Satz als einziger klatscht», sagte Daniel Hope. Er ermunterte dazu, «die Konzerte zu besuchen und immer dann zu klatschen, wenn die anderen es tun, so bekommt man ein Gefühl dafür». Heutzutage klatsche man zwischen den einzelnen Sätzen in der Regel nicht. Wenn einem aber ein Satz besonders gut gefalle, sei spontaner Applaus auf jeden Fall erwünscht. «Aber natürlich kommt es auf die Art des Stückes an.» Zum Beispiel empfehle sich eine spontane Standing Ovation nach einem Requiem oder Trauermarsch nicht. Auch beklatsche man die Solisten nicht, so wie man es von Jazzkonzerten kenne.


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