Ein musikalisches Abenteuer

  03.08.2018 Kultur, Musik

Patricia Kopatchinskaja und Sol Gabetta brillierten im Rahmen des Konzerts «Take Two II» in der Kirche Zweisimmen mit ihren Interpretationen von klassischen und zeitgenössischen Kompositionen. Mit fünf Weltpremieren begaben sie sich auf ein musikalisches Abenteuer.

KERSTIN BÜTSCHI

Die Violinistin Patricia Kopatchinskaja und die Violoncellistin Sol Gabetta sind seit langem Ikonen des Menuhin Festivals Gstaad. Im Juli 2014 traten die beiden Musikerinnen gemeinsam in der Kirche Saanen auf. Das Ziel: das – noch kleine – Repertoire für Violine und Cello zu erweitern. Damals stand neben Standardstücken die Uraufführung eines Duos des lettischen Komponisten Peteris Vasks auf dem Programm. Diese Jahr setzten die beiden Musikerinnen die Latte noch einmal höher: Es standen sechs Uraufführungen auf dem Programm. «Es war und ist ein Abenteuer», erklärte die moldawische Violinistin Patricia Kopatchinskaja lächelnd.

Publikum erster Stunde
Die beiden Musikerinnen wagten sich mit fünf Weltpremieren an das Unbekannte und Zeitgenössische. Das Besondere an den Uraufführungen war, dass drei der fünf Werke aus einem Wettbewerb in Zusammenarbeit mit dem Menuhin Festival Gstaad von der Social Mediaplattform Facebook stammen. Insgesamt sind achtzig Kompositionen eingegangen. «Ich habe während 24 Stunden alle Kompositionen angeschaut und versucht, die drei Besten auszuwählen», erklärte Patricia Kopatchinskaja. Mit einem Lachen fügte sie hinzu, dass die Voraussetzung eine kurze Komposition für die beiden Instrumente gewesen sei, doch kurz heisse nicht einfach. Zu den Gewinnern des Wettbewerbs gehörten der 20-jährige Arieh Chrem, Marcin Markowicz (1979) und Evgeni Orkin (1977). Ihre Stücke waren zeitgenössisch, mit schillernden, aber auch kratzigen Tönen, eine Mischung aus langsamem und schnellem Spiel. Evgeni Orkin fügte seiner Komposition gar die Stimmen der beiden Frauen hinzu und so sangen sie während dem Spiel immer wieder «Pa» und «Sol». Nicht nur das Publikum zeigte sich begeistert, sondern auch die Musikerinnen, sodass sie die jungen Komponisten jeweils kurz auf die Bühne riefen. Diese drei Stücke wurden vom ebenfalls noch jungen Komponisten Francisco Coll und seinem Werk «Rizoma», welches er dem Sohn von Sol Gabetta zur Geburt widmete, ergänzt. «Das Gute an lebenden Komponisten ist, dass man sie heute per WhatsApp oder E-Mail einfach kontaktieren und mit ihnen schwierige Stellen besprechen kann», erzählte Kopatchinskaja. Das letzte Stück mit dem Status der Weltpremiere entstammt aus der Feder der Violinistin höchstpersönlich.

Eine bunte Mischung
Doch nicht genug: Ergänzt wurde der Konzertabend durch sieben klassische und vier Werke aus dem 20. Jahrhundert. Die «alten» Werke stammen von den traditionsreichen Komponisten Domenico Scarlatti und Johann Sebastian Bach. Umrahmt wurden die weltbekannten Komponisten durch György Ligetis «Hommage à Hilding Rosenberg», welches der Ungar dem bekannten schwedischen Komponisten Hilding Rosenberg zum 90. Geburtstag widmete. Weiter ging es mit «La Fête au Village» von Julien-François Zbinden, welcher gemäss Kopatchinskaja mit seinen 101 Jahren noch rege E-Mails beantwortet. Zbindens Werk widerspiegelt in karikaturistischer Weise einen heiteren Sonntag auf dem Lande. Weiter auf dem Programm standen das Werk vom 1942 im Konzentrationslager verstorbenen Erwin Schulhoff «Duo für Violine und Violoncello» sowie Jörg Widmanns «Valse bavaroise» und «Toccatina all’inglese» aus seinen 24 Duos für die beiden Instrumente.

Nach gut zwei Stunden Spiel mochte das musikalische Abenteuer mit dem bunten Mix aus Klassik und Moderne die Gemüter gespalten haben, doch Patricia Kopatchinskaja und Sol Gabetta haben ihr Können abermals gezeigt und ein tadelloses Konzert mit vielen Emotionen gespielt.


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