Gute Gründe für Schweizer Anlagen

  24.08.2018 Gstaad, Wirtschaft

Im Rahmen der diesjährigen «Credit Suisse Invest Perspectives» sprach Dr. Burkhard Varnholt, CIO Schweiz der Credit Suisse über die Perspektiven für Schweizer Anlagen.

Die Schweiz werde zu Recht als erfolgreiches und beliebtes Land angeschaut, so Dr. Burkhard Varnholt, der im Gstaad Yacht Club über Investmentperspektiven sprach. Jedoch sei die Schweiz jahrhundertelang weder erfolgreich noch prosper gewesen.

Erfolg wider Erwarten
Der wirtschaftliche Erfolg sei erst ungefähr 100 Jahre alt. «Schon 1918 war die Schweiz das nach England am zweitstärksten industrialisierte Land Europas», erklärte der CIO Schweiz der Credit Suisse. Erstaunlich sei diese Entwicklung, habe doch die Schweiz kurz zuvor, bis ins ausgehende 19. Jahrhundert, noch zu den ärmsten Ländern der Welt gezählt. Es sei schon eine unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte, wenn man sich vorstelle, dass die New York Times noch am 3. März 1855 titelte: «Mehr Almosenempfänger aus der Schweiz! Wieder eine Schiffsladung auf dem Weg.»

Ähnlich wie heute viele Afrikaner ihre Heimat aus wirtschaftlichen Gründen verliessen, suchten damals auch viele Schweizer ihr Glück in der Ferne, führte der Redner weiter aus. Sieben Prozent der Schweizer Bevölkerung seien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgewandert, bevorzugterweise in die USA und nach Südamerika. Dort seien sie in zentralen Armenlagern interniert worden. Bereits 1847 sei der Schweiz durch den Gesellschaftstheoretiker und Unternehmer Friedrich Engels prophezeit worden, dass sie es, im Gegensatz zu den umliegenden Ländern, nicht zu Wohlstand bringen könne. Mangels Bodenschätzen und Meeranschluss, aufgrund der unmöglichen Topografie und des spaltenden Sprachdurcheinanders könne die Schweiz nicht gedeihen, hiess es damals.

«Doch einmal mehr sollte alles anders kommen», kommentierte Varnholt. «Heute sind die Schweizer eines der reichsten Völker der Erde.» Des weiteren gehören die Schweizer zu den glücklichsten Menschen und die Lebenserwartung sei in den letzten hundert Jahren von 60 auf aktuell etwa 86 Jahre gestiegen. Der Topografie wurde mit Ingenieurskunst getrotzt und mit der Milchwirtschaft entstand zugleich die Grundlage für die industrielle Herstellung von Milchpulver und Schokolade. Die Schweizer Agrarwirtschaft habe sich somit schon früh als Exportbranche positionieren können. Auch die Industrialisierung, zuerst mit der Uhren-, später mit der Textilindustrie, habe den Erfolg der Schweiz begünstigt. Not mache erfinderisch, schloss der Redner aus den genannten Beispielen und bezeichnete die Schweiz als Land der Pioniere.

Erfolgsfaktoren für die Schweiz
Rückblickend beruhe der Erfolg der Schweiz auf verschiedenen Faktoren. Dr. Burkhard Varnholt nannte in seinem Vortrag die Offenheit der Schweiz und deren Dimensionen. Einerseits profitiere die Schweiz in besonderem Masse von der Immigration, andererseits seien Schweizer Unternehmen immer auf ausländische Märkte angewiesen, was die Pflege der Wettbewerbsfähigkeit auf nationaler und betriebswirtschaftlicher Ebene zu einer andauernden Kardinalaufgabe mache. Des weiteren sei die Schweiz häufig offener als andere Länder für Strukturwandel.

Weiter erwähnte Varnholt den Föderalismus, aber auch die Lage der Schweiz, eingebettet zwischen reichen Nachbarländern, die für die Schweiz wertvolle Export- und Arbeitsmärkte darstellen. Zudem seien der Schweiz die Zerstörungen aus zwei Weltkriegen erspart geblieben und das Land gelte als neutral und stabil. Auch die Geldund Wirtschaftspolitik der Schweiz sei stabilitätsorientiert.

Gerade in diesen Erfolgsfaktoren der Schweiz sieht Varnholt auch den Erfolg der Schweizer Anlagen.

PD/MELANIE GERBER


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