Rummelplatz Gstaad

  03.08.2018 Leserbriefe

Der Beitrag von Herrn Henner Kleinewefers im AvS vom 31. Juli 2018 spricht mir so aus der Seele, dass ich es nicht unterlassen möchte, dies öffentlich kundzutun. Ich komme jetzt seit 37 Jahren nach Schönried. Mittlerweile ist es so weit gekommen, dass ich bei der Lektüre des AvS sorgfältig die Daten aller Rummelevents notiere, nicht um hinzugehen, sondern um nicht zu vergessen, wann ich einen grossen Bogen um den Dorfkern von Gstaad schlagen muss, zumindest zwischen 10 Uhr morgens und 6 Uhr abends. Ich kann nicht nachvollziehen, wie es möglich ist, ein Tourismus- und Entwicklungsmodell, das über Jahrzehnte hinweg überlegt und sorgsam aufgebaut worden ist, jetzt in sein Gegenteil verkehren zu wollen. Die Rummelplatz-Strategen scheinen ihre Inspiration aus dem heutzutage gängigen Geschäftsmodell zu beziehen. Zugegebenermassen überspitzt formuliert, besteht dieses Modell darin, so schnell wie möglich und auf gleich welche Art soviel Geld wie möglich zu machen. Gefragt ist kurzfristiges Denken, jeden Tag muss etwas Neues her: Ob das Neue grundlegend Sinn macht, ist vollkommene Nebensache, wenn es nur neu ist. Ich höre schon die Einwände, dass die Zeiten schwierig sind, dass man sich anpassen muss. Ich habe grosses Verständnis für diese Einwände, glaube aber, dass es der falsche Weg ist, sich dafür dem obengenannten Geschäftsmodell zu verschreiben. Ich bin kein Wirtschaftsfachmann und werde selbstverständlich nicht ein Urteil über dieses Modell fällen. Es ist jedoch offenkundig, dass immer breitere Kreise (nicht nur von Nicht-Fachleuten) der Meinung sind, dass dieses Modell wenig Zukunftschancen hat, wenn es sich nicht tiefgreifend ändert. Will man wirklich in Gstaad das Risiko eingehen, auf das falsche Pferd zu setzen, anstatt das althergebrachte Modell weiterzuentwickeln, ohne es zu zerstören?

ALFRED PANKERT, GENF UND SCHÖNRIED


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