Viereck frei für 80 Dressur-Paare

  24.08.2018 Sport

So viele Pferde wie am vergangenen Wochenende waren wohl schon lange nicht mehr zu sehen im Saanenland. Neben dem Polo Gold Cup gingen im Reitzentrum Gstaad Pferde-Dressurprüfungen über die Bühne. Bei herrlichem Sommerwetter konnten Programme auf hohem Niveau beobachtet werden. Am Sonntag zeigten die schon sehr erfolgreichen Reiter/innen das Programm «Prix St. Georges», ein Augenschmaus auch für Laien. Am Ende winkten für Pferd und Reiter schöne Preise.

DANIELA ROMANG-BIELER
«Ich bin um 5 Uhr aufgestanden», sagt Rita Martin, die am Samstag ihre GA-Prüfung erfolgreich abgelegt hat. Geduscht und «zöpflet» wurde ihr Pferd für den grossen Tag. Die Ruhe vor dem Sturm ist im Stall und in der Halle zu beobachten. Hier können sich Pferde und Reiter ganz auf sich selber konzentrieren und nochmals wichtige Zeit zusammen verbringen. «Draussen im Viereck ist alles anders», sagt Claudia Hauswirth, Präsidentin des organisierenden Reit- und Fahrvereins Saanenland. Nicht alle Paare seien so routiniert, dass sie nach vielleicht perfektem Anreiten in der Halle auch «im Ernstfall» dieselbe Leistung bringen könnten.

Beobachtung eines Laien
Der Laie schaut sich nun so ein fünfminütiges Prüfungs-Programm an und fragt sich zuerst, wieso das Pferd immer von einem Buchstaben zum anderen laufen muss. Bei genauerem Hinsehen merkt er aber, dass das Tier nicht immer gleich läuft und sich mit dem ganzen Körper unglaublich vielseitig bewegen kann. Das Spektakel gleicht dann mehr einem Tanz, einer lange einstudierten und eingeübten Choreografie, die nun majestätisch und mit einem gewissen Stolz vorgeführt wird. Und da ist ja noch der Reiter: Je besser die beiden harmonieren, desto weniger fällt der Reiter auf. Vielmehr geht er mit den Bewegungen des Tieres mit und leitet es sanft. Das Ganze ist erfolgreich, wenn man beim Zusehen findet: Das Pferd ist ruhig, gehorsam und aufmerksam, wenn man Vertrauen und Harmonie beim Paar beobachten kann und wenn der Auftritt natürlich, losgelöst und fröhlich rüberkommt.

Nach der Anstrengung wird das Pferd «getätschelt» und gelobt. Ja, die Reiter lieben ihre Pferde, und sie sind stolz auf sie. Jahrelang verbringen sie Zeit zusammen, arbeiten hart mehrere Stunden am Tag, um solch ein Niveau zu erreichen.

So war der Reit- und Fahrverein Saanenland (RFV) stolz, diese tollen Paare nach Gstaad zu holen und ihnen mit unermüdlichem Einsatz solch ein gelungenes Turnier zu bieten. Einmal mehr durften sie Nutzniesser sein von der grandiosen Infrastruktur, die das Reitzentrum Gstaad ermöglicht. «Wir dürfen profitieren», sagt Claudia Hauswirth dankbar. Ebenfalls durfte sich der RFV auf viele, vor allem lokale Sponsoren stützen, ohne die solche Anlässe undenkbar wären.

Vier Teilnehmerinnen stellen sich vor

Rita Martin aus Schönried ist mit vier Jahren zum ersten Mal geritten. Sie verbringt mindestens eine bis zwei Stunden pro Tag mit ihrem Pferd. Der Schichtbetrieb in ihrem Beruf als Krankenschwester macht es möglich, dass sie 100 % arbeiten kann. Weil sie für ihr Pferd eine Reitbeteiligung hat und auf die Unterstützung ihres Partners zählen kann, bringt sie gut alles unter einen Hut.Sie präsentierte Q MG in der Einsteigerprüfung und in der Jungpferdeprüfung. In beiden Prüfungen zeigte sie eine solide Leistung.

Natalia Akus kommt ursprünglich aus Polen und reitet, seit sie sieben Jahre alt ist, und arbeitet seit ca. zehn Jahren im Reitzentrum Gstaad. Sie hat normalerweise von früh bis spät mit Pferden zu tun und reitet pro Tag drei bis vier Pferde. Ihre erfolgreiche Prüfung hat sie mit einem Pferd von Ernst Vögeli, dem Betreiber des Reitzentrums Gstaad, absolviert. Sie hat eine grosse Sammlung von Plaketten an einer Wand im Reitzentrum montiert: Natalia ist eine sehr gute Springreiterin und möchte nun in Dressur noch dazu lernen. Sie stellte den siebenjährigen Rappen Jon vor. Sie durften sich über den vierten Rang freuen. Alexandra Schärer wurde das Reiten in die Wiege gelegt. Schon für ihren Grossvater und ihre Mutter Brigitte Schärer waren Pferde ein nicht wegzudenkender Teil des Lebens. Brigitte Schärer war eine der Mitinitianten für das Polo in Gstaad. Zur damaligen Zeit war ihr Mann Direktor des Gstaad Palace. Kuki, wie Alexandra von Freunden und Familie liebevoll genannt wird, hat mehrere Pferde und reitet sehr vielseitig: Das sogenannte Military besteht aus der Kombination Dressur, Springreiten und Geländespringen mit festen Hindernissen. Besonders stolz ist die Familie auf ihre eigene Pferdezucht in Avenches, die sie seit neun Jahren betreibt. Kuki Schärer arbeitet 35 % auswärts – und wenn sie nicht dort arbeite, sei sie bei den Pferden, sagt sie.
Am Samstag belegte sie mit dem selbst gezüchteten sechsjährigen Mighty Baboom den guten zweiten Rang an der Youngster-Prüfung.

Theodora Livanos ist gebürtige Griechin und lebt in Gstaad. Sie hat ihre Pferde im Reitzentrum eingestellt. Ihre Familie war wesentlich bei der Planung und dem Bau der neuen Reithalle beteiligt. Theodora arbeitet hart für ihre Erfolge. In Gstaad hat sie sich bei den höchsten Prüfungen einmal den ersten, zweimal den zweiten und einmal den dritten Rang erobert.

Erfreulich war auch die Teilnahme von jüngeren Reiterinnen aus dem Saanenland und dem Simmental: Lisa Ruf aus Zweisimmen erreichte mit dem Pferd ihrer Mutter (Trainerin im RFV) den zweiten Rang in ihrer Prüfungskategorie. Jasmin Schwenter aus Saanenmöser und Enya von Grünigen aus dem Turbach stellten ihre Pferde in der Einsteigerprüfung vor.


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