Arbeitgeberplattform YourGstaad ausgezeichnet

  21.09.2018 Tourismus

Die Arbeitgeberplattform YourGstaad erhielt gestern in Frankfurt am Main den Hospitality HR Award. Aber was ist YourGstaad eigentlich?

BLANCA BURRI
Der Fachkräftemangel ist schweizweit ein grosses Thema und dies auch im tourismusstarken Saanenland, weil Lehrabgänger auf Grund der demografischen Veränderungen fehlen. Deshalb suchen immer mehr Hotels und Restaurants ausgebildete Restaurantfachleute, Köche, Zimmermädchen, Sommeliers, Pagen, Barmaids und so weiter.

Jobs einfach finden
Die Mitarbeitenden sind in jedem Betrieb das wichtigste Kapital und da sich der Fachkräftemangel bereits früh abzeichnete, wollte der Hotelierverein Gstaad-Saanenland dem aktiv und initiativ entgegenwirken und rief 2008 YourGstaad.ch ins Leben. In Your-Gstaad werden Kräfte gebündelt und durch Kooperationen gemeinsame Lösungen für Aufgaben gesucht, die jedes Hotel und jeder Gastronomiebetrieb hat. Die wichtigste Aufgabe von Your-Gstaad ist eine gemeinsame Online-Plattform für Arbeitgeber, auf welcher Jobs angeboten werden und wo sich Arbeitnehmende bewerben können. Somit sind alle freien Stellen in der Gastronomie und Hotellerie auf der Website von YourGstaad zu finden. Hinzu kommt, dass YourGstaad auf wichtigen grossen Online-Stellenplattformen präsent ist. Wenn man zum Beispiel bei hoteljob.ch – dort ist man auf der Frontseite präsent – auf die Werbung von YourGstaad klickt, gelangt man direkt auf die Website, wo alle Arbeitgeberbetriebe aufgeschaltet und alle Jobs der Destination Gstaad ersichtlich sind. «So können wir auf das vielfältige Jobangebot und die tollen Betriebe des Saanenlandes aufmerksam machen und die Arbeitnehmer in unsere Region holen», sagt Christian Hoefliger, Präsident des Hoteliervereins. Etwas, das sich ein einzelnes Unternehmen erstens in dieser Form nicht leisten kann und zweitens, wofür viele Betriebe schlichtweg keine Kapazität haben.

Blindbewerbung senden
Nun kann ein potenzieller Arbeitnehmender seine Bewerbung nicht nur an einzelne Arbeitgeber richten, er kann auch eine Blindbewerbung an alle Hotels senden. «Somit können die Arbeitgeber bei Interesse reagieren und auf die Stellensuchenden zugehen», sagt Christian Hoefliger, «das ist eine neue und ganz wichtige Funktion.»

Nichts Vergleichbares in der Schweiz
Weitere Ziele von YourGstaad sind der Gemeinschaftsgedanken aller Mitarbeitenden, Member Card (Vergünstigungskarten), ein aktuelles Wohnungsangebot, Gratis-Weiterbildung sowie Informationen über die Hotels, die Region, aber auch über Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen. «In Zermatt gibt es eine ähnliche Plattform, wie wir sie in Gstaad kennen, aber sie ist nicht gleich umfassend wie YourGstaad», sagt Gabriele Bryant, welche Your-Gstaad betreut.

www.yourgstaad.ch


YOURGSTAAD

Was

Arbeitgeberplattform, um Fachkräfte für die Hotellerie und das Gastgewerbe zu rekrutieren.

Initianten

Der Hotelierverein Gstaad-Saanenland hat diese Plattform 2008 initiiert. Die Initiant war der damalige Vorstand mit Laurenz Schmid, Thomas Frei, Christiane Matti, Andrea Scherz, Andrea Sprenger, Daniel Leuenberger und Christian Hoefliger.

Teilnehmer

Alle Mitglieder des Hoteliervereins

Hospitality Award

Wird seit 2013 an vorbildliche Arbeitgeber in Hotellerie und Gastronomie in Deutschland, Österreich und der Schweiz für innovative HR-Strategien in Ausbildung, Recruiting, Bindung und HR-Management verliehen.


CHRISTIAN HOEFLIGER IM INTERVIEW

«Das ist ganz, ganz toll und unheimlich wichtig!»

Die Mitarbeiterplattform YourGstaad wurde mit dem Hospitality Award ausgezeichnet. Christian Hoefliger, Präsident des Hoteliervereins Gstaad-Saanenland erklärt, weshalb die Auszeichnung für Gstaad so wichtig ist.

BLANCA BURRI

Christian Hoefliger, musste sich das Projekt YourGstaad beim Hospitality Award bewerben?
Genau. Unsere Redakteurin Gabriele Bryant kannte den Hospitality Award und hat uns die Teilnahme empfohlen. Wir haben ihr dafür natürlich gerne grünes Licht gegeben. Jetzt haben wir es tatsächlich geschafft, dass wir ausgezeichnet wurden.

Wie fühlt es sich an?
Das ist ganz, ganz toll und unheimlich wichtig! Natürlich können wir uns davon direkt nichts kaufen beziehungsweise dadurch nicht sofort fünf zusätzliche qualifizierte Köche anstellen, aber die Auszeichnung strahlt aus. Sie hilft dem Brand YourGstaad, weil der Hospitality Award schweizweit und international wahrgenommen wird. Dadurch wird gezeigt, dass die Destination Gstaad ein toller Ort insbesondere für Mitarbeiter der Hotellerie und der Gastronomie ist. Gerade in Deutschland hat die Auszeichnung eine grosse Ausstrahlung.

Das heisst, dass deutsche Mitarbeitende im Saanenland besonders willkommen sind  …

Ja natürlich, ohne Zweifel, sie sind gut ausgebildet und unserer Mentalität sehr nah. Aber ganz klar: Alle Gastronomie-Profis und alle Gäste aus allen Ländern sind bei uns herzlich willkommen!

Ist der Fachkräftemangel noch immer ein grosses Thema?
Mehr denn je! Die Zukunft bereitet mir Kopfzerbrechen, denn in Österreich wurden die ersten Hotels geschlossen, weil sie zu wenig Mitarbeitende fanden. Neue Destinationen oder Ausflugsorte wie beispielsweise das Bürgenstock-Resort benötigen ebenfalls viele Fachkräfte, welche danach auf dem Markt fehlen. Weil die Jahrgänge immer kleiner werden, bereitet uns das grosse Sorgen und genau deshalb ist die Auszeichnung für uns sehr wichtig.

Kennen die Gastromitarbeiter, welche im Saanenland arbeiten, YourGstaad?
Ja, YourGstaad wird wahrgenommen. Aber zugegebenermassen müssen wir um die Aufmerksamkeit der Mitarbeitenden kämpfen, weil sie von den sozialen Medien abgelenkt werden. Wir können nicht erwarten, dass die Mitarbeiter jeden Tag auf unserer Homepage verweilen, um zu sehen, was es Neues gibt. Unser Auftritt in den sozialen Medien wird aber durchaus wahrgenommen.

Nutzen die Mitarbeitenden die Member Card YourGstaad, durch die es Vergünstigungen gibt?
Auf jeden Fall. Zum Beispiel sind wir mit Wake-up-Gstaad eine Partnerschaft eingegangen. Wir haben dem Start-up einen Barbetrag zugesprochen, zudem können alle YourGstaad-Mitarbeiter vergünstigt auf dem Hornberg wakeboarden. Den Restbetrag überweist der Hotelierverein. Die Benefitkarte von YourGstaad wird immer bekannter und dadurch immer reger genutzt.

Was ist an YourGstaad am wertvollsten?
Die gemeinsame Plattform zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern. Wenn sich ein Jungkoch schon während der Ausbildung im Mittelland für Gstaad interessiert, kann er jetzt einfach auf eine einzige Webseite gehen und kriegt alle Jobangebote, die Informationen über die Arbeitgeber und die Gegend servieren. Das ist genial, weil es einfacher nicht mehr geht und es der immer wichtiger werdenden One-Stop-Shop-Strategie entspricht.

Wie stark wird das Gratisangebot Weiterbildung genutzt?
Gut! Letzthin gab es eine Weiterbildung zum Thema Revenue Management für Front-Office-Mitarbeitende und Marketing-Spezialisten im Hotel. Es kamen rund 20 Personen. Das ist die Regel, nicht die Ausnahme.

Gibt es auch eine Staff Party?
Ja, genau. In der Regel zweimal jährlich sponsert der Hotelierverein eine Staff Party im legendären GreenGo im Gstaad Palace. Wir bezahlen den Eintritt, den DJ und einen Drink pro Person. Auch das hilft der Wahrnehmung.

Sind alle Hotels des Hoteliervereins auf YourGstaad?
Grundsätzlich schon, aber ein paar Hotels sind aktiver als andere.

Können sich auch andere Firmen aus dem Saanenland bei YourGstaad einkaufen?
Wir hatten Anfragen, deshalb haben wir es uns überlegt, uns aber im Sinne einer klaren Strategie dagegen entschieden. Wir möchten YourGstaad ein klares Profil im Bereich Gastronomie/ Hotellerie geben.

Wer plant die Weiterbildungen?
Zwei Vorstandsmitglieder sind für den Jahreskalender verantwortlich.

Wer ist für die Website zuständig?
Die direkte Ansprechpartnerin für Jobs- und Wohnungsinserate ist Yvonne Blatter vom Hotel Alpenland. Gabriele Bryant (Blum, Bryant AG), Solothurn, ist für den redaktionellen Teil zuständig und ich kümmere mich um alles andere. Grundsätzlich ist YourGstaad ein fixes Traktandum an unseren Vorstandssitzungen.

Wie viel hat der Hotelierverein Gstaad-Saanenland investiert, seit er YourGstaad vor neun Jahren an die Hand genommen hat?
Total sind es weit über eine halbe Million Franken. Alleine die Startkosten beliefen sich auf rund 130 000 Franken. Zudem rechnen wir pro Jahr mit durchschnittlich rund 50 000 Franken Unterhaltskosten und 20 000 Franken Weiterbildungskosten.

Können Sie den Erfolg der Seite messen?
Das ist sehr schwierig. Zum Beispiel können wir nicht konkret beziffern, ob Gstaad punkto Mitarbeitende besser dasteht als andere Regionen. Wenn sich die Hoteliervereinsmitglieder austauschen, ist es aber offensichtlich, dass regelmässig Mitarbeiter durch Your-Gstaad angestellt werden. Es kommt zudem natürlich vor, dass die Mitarbeitenden zwischen den Betrieben im Saanenland wechseln, eben gerade auch durch YourGstaad. Viele bleiben in der Region und damit hält man die Qualität hoch, weil sie schon viel vom Saanenland wissen und die Gäste besser betreuen können. Etwas vom Wichtigsten bei YourGstaad ist das Employer Branding, sodass wir als Gastgeberregion oder eben auch als Hotspot für junge Gastroprofis wahrgenommen werden.

Gibt es Möglichkeiten, welche Sie bisher nicht verfolgt haben?
Wir haben schon daran gedacht, als Organisation YourGstaad direkt mit den Berufsschulen in Kooperation zu gehen, hatten aber bislang nicht die Kapazität dazu. Das kommt noch …!

Wohin geht die Reise von YourGstaad?
Wir haben das ganze Angebot vor neun Monaten komplett überarbeitet. Alles ist à jour. Wichtig ist, dass die digitalen Inhalte regelmässig überprüft und aktualisiert werden, sprich, dass wir weiterhin auch monetär viel in die Präsenz investieren.


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