Brände und Naturkatastrophen

  11.09.2018 Region

In unserer Reihe «Aus alter Zeit im Saanenland» erzählen Leser/innen Episoden – Geschichtliches, Erlebtes, Erinnerungen – aus früheren Zeiten. In der heutigen Folge erinnert sich Anton Ruesch an die Naturkatastrophen, von welchen auch das Saanenland nicht verschont geblieben ist.

Natürlich blieben Gstaad und das Saanenland auch nicht von verschiedenem Unheil verschont. So geschah es, dass am 11. Juni 1940 der Blitz in den Turm der Mauritiuskirche in Saanen einschlug und diese lichterloh brannte. Trotz Grosseinsatz der Feuerwehr fielen sämtliche Kirchenglocken dieser Feuersbrunst zum Opfer. Auch das Holzdach des Schiffes und das Innere des Chores wurden ein Raub der Flammen. Wie durch ein Wunder blieben der Taufstein, die wertvolle, 1628 erstellte Kanzel, die Portlaube, ein guter Teil der Bestuhlung und der Kirchenfenster sowie die kostbaren Fresken verschont.

Im Herbst 1946 brannten dann auch noch die Sägerei Dorner an der Lauenenstrasse und die Sägerei der Familie Emanuel Gehret in der Feutersoey. Es wurde anschliessend von Brandstiftung gesprochen, aber meines Wissens nie etwas Konkretes bewiesen. Vom Löscheinsatz anlässlich des Brandes der Säge in der Feutersoey erzählt man sich folgende lustige Geschichte: Die Feuerwehr Gsteig vermisste angeblich den Schlüssel zu ihrem Geräteschuppen und konnte deswegen nicht an ihr Material herankommen. Der Kommandant habe dann angeblich gesagt: «Chämet, mir ga doch glych, d Houptsach isch, das brünnt.»

Auch im Palace Hotel kam es zu einem Grossbrand, der aber rechtzeitig gelöscht werden konnte und bei dem nur Sachschaden entstand.

Am 25. Januar 1946 kam es zu heftigen Erdstössen und anschliessend auch zu einigen Nachbeben. Dieses Datum konnte mir Frau Berty Linder aus Gsteig bestätigen, weil sie gerade an jenem Tag ihrem Sohn Ernst das Leben schenkte. Unsere damalige Rauhhaardackel-Hündin Zita hatte dieses Ereignis schon zum voraus gespürt und sich ca. zehn Minuten, ehe es zu beben anfing, unter das elterliche Bett verkrochen. Ernst Scherz weiss in seinem Buch über das Palace Hotel auf humorvolle Art zu berichten, wie ein Teil seiner prominenten Gäste mit dieser unangenehmen Naturerscheinung zurechtkam.

1944 trat die Saane über ihre Ufer und überschwemmte den grössten Teil der Rütti, eine grosse Zahl von Kellern stand unter Wasser und es entstand riesiger Sachschaden. Am 20. Juli 1948* verliess der Turbach nach einem heftigen Gewitter sein Bachbett und verursachte auch erhebliche Zerstörung. Das Verkaufslokal des Konsums wurde dabei praktisch weggespült. Unsere Pfadfinder-Abteilung machte sich anschliessend nützlich und half bei den Aufräumungsarbeiten. In der Folge gab es verschiedene Neuerungen: Die Strasse kam von der Nähe des Bachbettes weg und wurde um ca. 200 m in die Höhe verlegt. Man baute unzählige Schwellen und errichtete eine Staumauer am Paffenberg.

ANTON H. RUESCH

*Auch in den Jahren 1936, 1940 und 1944 trat der Turbach über seine Ufer, man sagte deswegen, dass er dies alle Schaltjahre wieder tue.

Wissen auch Sie noch Begebenheiten aus früheren Zeiten? Zögern Sie nicht, greifen Sie zur Feder und schreiben Sie uns: «Anzeiger von Saanen», Anita Moser, Redaktion, Kirchstrasse 6, 3780 Gstaad, oder per Mail: anita.moser@ anzeigervonsaanen.ch


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