Der Bub mit den «Gänsefüessli»

  04.09.2018 Leserbriefe

Der Artikel «Wir wissen es – Erinnerungen an die Kriegsjahre» im «Anzeiger von Saanen» vom 31. August hat in mir viele Erinnerungen wachgerufen: Verdunkelung, Fliegeralarm, Anbauschlacht, Rationierung. Letztere war perfekt organisiert. Monatlich wurden auf der Gemeindeschreiberei den Einwohnern Coupons abgegeben für Lebensmittel und andere Notwendigkeiten des täglichen Gebrauchs.

Für jede Familie wurde eine Karte geführt, auf der stand, wie viel man zugut hatte. Natürlich musste der Empfang quittiert werden. Dieser Gang zur Behörde war jeweils Aufgabe meines Vaters. Eines Tages war er verhindert und so schickte er mich als Drittklässler die Coupons holen. Kein Problem, in unserem kleinen Dorf kannte jeder jeden. Als mir der Gemeindeschreiber die Karte zur Unterschrift vorlegte, stellte ich fest, dass auf der oberen Zeile die Unterschrift meines Vaters stand. Also schrieb ich nur meinen Vornamen und machte beim Familiennamen Gänsefüsschen.

Der Gemeindeschreiber hielt sich nicht an die Schweigepflicht und so wurde ich im Dorf bald bekannt als der Bub mit den «Gänsefüessli». Ich habs überlebt.

ROLF BURGERMEISTER, BOLLIGEN


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