Ein Campus in Zweisimmen, ein Gesundheitszentrum in Saanen

  18.09.2018 Region

Die zukünftige Grund- und Spitalversorgung für die Region Simmental-Saanenland nimmt konkretere Formen an: Ein Szenario mit einem Gesundheitscampus in Zweisimmen sowie einem Gesundheitszentrum in Saanen und einem integrierten Gesundheitsnetzwerk für die gesamte Region soll weiter verfolgt werden. Unter Beteiligung der Region wird nun das konkrete Leistungsangebot ausgestaltet.

Das sei das Ergebnis eines weiteren Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern der Region, zu dem Regierungsrat Pierre Alain Schnegg eingeladen hatte, schreibt die Gesundheitsund Fürsorgedirektion in einer Medienmitteilung. Die Arbeitsgruppe unter externer Leitung hatte von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg, Gesundheits- und Fürsorgedirektor des Kantons Bern, den Auftrag erhalten, für eine langfristige gesicherte Grund- und Spitalversorgung eine breite Auslegeordnung aller Möglichkeiten zu machen und alle Optionen zu prüfen. Am zweiten Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern der medizinischen Leistungserbringer der Region, der Politik und der regionalen Wirtschaft präsentierte die Arbeitsgruppe ein neues Szenario mit einem Gesundheitscampus und einem integrierten Gesundheitsnetzwerk.

Aktive Mitgestaltung der Region
Das Gesundheitsnetzwerk soll alle Leistungserbringer und Gesundheitsdienstleiter umfassen und den Bedarf der gesamten Region abdecken, schreibt die GEF. Sowohl Privatpersonen, Unternehmer der Region und allenfalls auch Gemeinden könnten Anteile am Gesundheitsnetzwerk halten und dadurch Verantwortung übernehmen und wesentliche Entscheidungen mitprägen. Dies ermögliche der Region, das Leistungsangebot, z.B. durch die Ansiedelung von niedergelassenen Ärzten oder anderen Leistungserbringern, im Gesundheitswesen auf dem Campus selber zu bestimmen und unabhängiger von Entscheidungen zu sein, die ausserhalb des Simmentals und Saanenlands gefällt werden. «Mit dem integrierten Gesundheitsnetzwerk soll die bestmögliche und sektorenübergreifende Versorgung der Bevölkerung erreicht werden und dem in der Region drohenden Hausärztemangel entgegengewirkt werden», heisst es weiter.

Campus als zentraler Bestandteil
Um Synergien möglichst optimal zu nutzen, die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zu vereinfachen und der Bevölkerung eine zentrale Anlaufstelle zu bieten, bilde ein sogenannter Gesundheitscampus den zentralen Bestandteil des Gesundheitsnetzwerks. Neben den stationären Leistungen sollen auf diesem Campus möglichst auch die Praxen der Haus- und Fachärzte, paramedizinische Berufe, eine Apotheke, die Maternité Alpine, die Spitex, das Alterswohnen und andere gesundheitsrelevante Anbieter Platz finden. Dieser Campus soll in einem Neubau in Zweisimmen eingerichtet werden. Ergänzt werde dieses Angebot durch ein Gesundheitszentrum in Saanen, mit einer rund um die Uhr geöffneten Anlaufstelle, Hausarztpraxen, einer Triage und einem Rettungsdienst.

Projektgruppe erarbeitet Detailkonzept
Das Szenario Gesundheitscampus mit einem integrierten Gesundheitsnetzwerk sei am Workshop von den Vertreterinnen und Vertretern der Region im Grundsatz positiv aufgenommen worden. «Die Umsetzbarkeit des Vorhabens hängt denn auch wesentlich von der Bereitschaft der Beteiligten ab, sich aktiv ins Projekt einzubringen und Verantwortung zu übernehmen», schreibt die GEF.

Es werde eine Projektgruppe eingesetzt, in der alle beteiligten Akteure ein Detailkonzept erarbeiten, wobei die GEF bereit sei, die Startphase des Projekts zu finanzieren. Weiter sollen ein Finanzierungskonzept unter Einbezug der GEF, der STS AG, der Region und der künftigen Akteure erarbeitet und die Klärungen betreffend die Grundstücke, Bauten und Infrastruktur erfolgen. «Von Seiten STS AG werden die aktive Beteiligung an den Projektarbeiten und die Öffnung ihres Netzwerks sichergestellt», hält die GEF fest.

Die Arbeitsgruppe sei überzeugt, «mit diesem Vorschlag eine innovative und kooperative Lösung konzipiert zu haben, welche die medizinische Grundund Spitalversorgung langfristig sicherstellt und den Bedürfnissen der Region gerecht wird». Der nächste Workshop werde in sechs Monaten stattfinden, sagte Gesundheits- und Fürsorgedirektor Pierre-Alain Schnegg auf Anfrage (siehe Interview).

PD/ANITA MOSER

FRAGEN AN PIERRE ALAIN SCHNEGG

Pierre Alain Schnegg, wer wird die Leitung des geplanten Campus und des Gesundheitszentrums haben?
Ziel ist es, ein Gesundheitsnetzewerk zu gründen, welches es koordinieren wird. Unter diesem Gesundheitsnetzwerk wird es ein Gesundheitszentrum in Saanen geben mit Arztpraxen und gewissen weiteren Dienstleistungen. In Zweisimmen ist ein Campus geplant. In diesem werden wir verschiedene Anbieter finden wie z.B. die Spital STS mit Spitaldienstleistungen, die Spitex, aber auch Hausärzte, Fachärzte, vielleicht die Maternité Alpine, Alterswohnen, Heime. Wir möchten die Kräfte bündeln und Synergien schaffen.

Sprechen wir von einem ähnlichen Projekt wie dem Projekt «Dr. House» von der Spital STS?
Das neue Projekt geht viel weiter und hat einen anderen Ansatz mit einem breiter abgestützten Netzwerk. Es geht um eine wirkliche Zusammenführung von mehreren Anbietern.

Bleibt die Spital STS involviert?
Die STS ist immer noch bereit mitzumachen, aber es können auch andere Anbieter dazukommen wie z.B. die Maternité Alpine.

Sind im Campus in Zweisimmen stationäre Betten und ein Operationssaal geplant?
Geplant ist, ein gutes Angebotsportfolio zur Verfügung stellen zu können, angepasst an die Bedürfnisse der Region. Wir sehen eine Notfallstation, einen Operationssaal und auch stationäre Betten.

Eine Zusammenarbeit mit dem Kanton Waadt ist nicht vorgesehen?
Nein, es ist keine Zusammenarbeit geplant, aber es gibt sicherlich Synergien mit Hausärzten und Fachärzten. Das Netzwerk kann nach Bedarf auch über die Region hinausgehen. An der Präsentation in St. Stephan war das Paysd’Enhaut gut vertreten.

Gibt es schon Ideen für den Standort des Gesundheitszentrums in Saanen?
Ja, es gibt schon Ideen. Es ist nun die Aufgabe der neuen Projektgruppe, Lösungen zu finden für offene Fragen wie wo man etwas bauen muss, ein bestehendes Gebäude nutzen kann und ob es saniert werden muss usw.

Die Gemeinden können sich beteiligen. Heisst das, sie finanzieren auch mit?
Es ist unser Ziel, dass wir die Gemeinden, die Regionen viel mehr involvieren und dass sie auch mitgestalten können. Zu Ihrer Frage der Mitfinanzierung: Im Moment ist alles offen. Wir erwarten nicht, dass sich eine Gemeinde jedes Jahr an einem Defizit beteiligen muss.

ANITA MOSER


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