Eine frische Begleiterin für den ältesten Verein der Region

  18.09.2018 Vorschau

Schon bald 175 Jahre existiert der Männerchor «Echo vom Olden». Für das bevorstehende Jubiläum 2020 musste eine neue Fahne her. Eingeweiht wurde sie am vergangenen Samstag im Landhaus Saanen. Der würdevolle Abend war gefüllt mit Gesang, Witz und Gemütlichkeit.

DANIELA ROMANG-BIELER
Der Saal war voll, die Zuschauer bedient mit Getränken, Essen und Dessert. Jetzt war nur noch der rote Vorhang zu. Dann wurde es dunkler und «die Katze aus dem Sack gelassen»: Auf der Bühne standen stolz und stramm herausgeputzte Männer, die unsere Ohren für einen musikalischen Abend vorwärmten.

Der Männerchor wollte nicht ohne Frauen feiern und hatte den Frauenchor Gstaad-Saanen eingeladen: Ihre beiden fröhlich aufgeführten Lieder waren feine Sonnenstrahlen, die zum einen von der Vergänglichkeit dieses Lebens, auf der anderen Seite vom «Sich-Bergen beim starken Gott» erzählten, der noch mehr als das Leben hier auf Erden verspricht.

Der Jodlerklub «Gruss vom Wasserngrat» war auch mit von der Partie. Er brachte mit seinen hellen Klängen Staunen ins Publikum. Der Gesang war zum Zurücklehnen und Geniessen. Die Beiträge – zwei davon aus der Feder von Simon Hefti – erinnerten uns daran, dass «wier e schöni Heimat hei», wirklich zum Dankbar-Sein.

Für die nahtlosen Übergänge war der Präsident des Männerchors «Echo vom Olden», Armin Oehrli, zuständig. Er füllte die Pausen mit viel Witz und sorgte für herzhaftes Lachen im Publikum. Nur eine war noch nicht da: die neue Fahne.

Als zwei wichtige Männer nach vorne gebeten wurden, stieg die Spannung: Fred Steiner, der schon unglaubliche 59 Jahre im Chor mitsingt sowie das älteste Mitglied des Vereins, Ernst Romang aus Gstaad. Sie durften nun die neue Fahne aufrollen. Die Reaktion des Publikums war «Ahh und Ohh», als wäre gerade eine wunderschöne Rakete in die Luft gegangen oder die Braut in die Kirche getreten. Die neue glanzvolle Begleiterin wurde dann mit enormer Freude und Feierlichkeit dem Fähnrich Ueli Reichenbach übergeben. Mit Stolz in der Brust und Respekt für das wertvolle Stück liess er die Fahne gleich ein paar Mal hin- und herschwingen.

Fahnen erzählen Geschichten
Bald 170 Jahre ist die erste Fahne des Männerchors aufbewahrt worden. Die am Samstag ersetzte Fahne hat den Sängern ganze 55 Jahre gedient. «Die fünfte Fahne steht für die Zukunft des Vereins», meinte Fähnrich Ueli Reichenbach. «Wir wollen nicht sagen: Wir sind alt und können nicht mehr – wir können noch! Und stellt euch mal vor: Wenn diese Fahne in 170 Jahren wieder hier hängt!» Das sei ja der Wahnsinn!

Freude als Grundtenor
Wenn auch nicht immer ganz jeder Ton stimme, so sei dafür die Freude perfekt, jedes Mal, wenn er am Donnerstag Abend an die Probe gehen dürfe. Und das gehe allen anderen rund 30 Sängern auch so, verkündete Ueli Reichenbach. Beim Beobachten dieser fröhlichen Gesellschaft spürt man: Diese Männer samt ihrer Angehörigen sind eine grosse Familie geworden, die in den letzten Jahrzehnten viel Schönes zusammen erlebt haben. Alle sind dankbar, dass sie dazugehören dürfen. Passend dazu begeisterte das vom Männer- und Frauenchor gemeinsam vorgetragene Lied «Marmor, Stein und Eisen bricht»!

Theater als fester Bestandteil des Männerchors
Die nächste Überraschung war schon bereit: Als der Präsident und Ansager Armin Oehrli mit Stiefeln auf der Bühne auftauchte, durften sich die Anwesenden auf ein kleines Theater von Vorstandsmitgliedern freuen. Aufgeführt wurde eine spezielle Fassung der Apfelschuss-Szene von «Wilhelm Tell», wo mit Ausdrücken der modernen Technik gespielt wurde. Damit zeigten die begabten Männer, dass im Männerchor neben dem Singen auch das Theater Platz hat und für gute Unterhaltung sorgt.

Wie an den letzten Jubiläen wollen sie auch 2020 das geschichtsträchtige Stück «Niclas Baumer, der Castellan von Saanen» auf die Bühne bringen. Die Absicht des Männerchors ist es, nicht mehr den berühmten Text des Originals von Johann Jakob Romang zu verwenden, sondern eine neue Fassung von Ruth Domke in einem Freilichttheater. Die SAC-Sektion Oldenhorn und der Freilichttheater-Verein werden den Männerchor dabei kräftig unterstützen. Aber am Samstag abend wurde erst mal der Moment genossen: Bei Speis und Trank wurde noch lange gesungen, gelacht und «dorfet». Und nach diesem fröhlich-musikalischen Abend gingen alle müde, aber zufrieden in die Nacht und in den willkommenen «Ruhetag» Sonntag.


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