Erneuerung der Schulanlage Rütti kann geplant werden

  18.09.2018 Saanenland

Der Rückweisungsantrag der SP zum Planungskredit für die Erneuerung der Schulanlage Rütti wurde abgelehnt, die 1,7 Millionen Franken ohne Gegenstimmen jedoch mit einigen Enthaltungen genehmigt.

Diskussionslos und einstimmig genehmigten die 93 anwesenden Stimmberechtigten an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom vergangenen Freitagabend die Anpassung des Baureglements. Unbestritten war auch die Einführung einer Spezialfinanzierung zur Vorfinanzierung von Tourismusanlagen – als Beispiel genannt seien hier eine neue Bergbahn, Les Arts, Eisbahn, Sportzentrum usw. Einzig Martin Hefti meldete sich zu Wort: Ihm stelle sich die Frage, weshalb man die Einlage als gebundene Ausgaben dem Gemeinderat überlasse und nicht in einer Rechnung offenlege, welchen Betrag man einlege. Werde das Geschäft angenommen, stimme der Bürger heute schon zu, betonte Gemeinderat Peter Brand. Müsste später bei jeder Einlage noch einmal die Bewilligung eingeholt werden, müsste sich der Bürger ein zweites Mal dazu äussern. «Die Einlage erfolgt gemäss Reglement nur, wenn es der Finanzhaushalt und das Rechnungsergebnis des entsprechenden Jahres auch erlaubt», erklärte Brand. Nach diesen Erläuterungen genehmigte der Souverän mit grossem Mehr und einer Gegenstimme das Reglement für die Einführung dieser Spezialfinanzierung und bewilligten eine maximale Einlage von zehn Millionen Franken. Das Reglement tritt rückwirkend auf den 1. Januar 2018 in Kraft.

Erneuerung der Schulanlage Rütti
Hoher Sanierungsbedarf an den bestehenden Gebäuden sowie wachsende Raumbedürfnisse haben die verantwortlichen Stellen der Gemeinde dazu veranlasst, mittels Gebäudecheck den Sanierungsbedarf für die bestehenden Gebäude und Gebäudeteile zu ermitteln und ein nachhaltiges Raumprogramm, das den heutigen und zukünftigen Anforderungen an den Schulraum gerecht wird, zu erarbeiten. Der Gemeinderat erachtete es als zielführend, die Schulanlage zu erneuern und zusätzlich bedarfsgerecht auszubauen, erläuterten Gemeinderätin Vreni Müllener und Gemeinderat Hans Peter Schwenter. Geplant ist die Durchführung eines Projektwettbewerbs.

Rückweisungsantrag abgelehnt
Der Antrag für einen Projektierungskredit über 1,7 Millionen Franken für die Erneuerung der Schulanlage Rütti ging überraschend schlank über die Bühne. Der Rückweisungsantrag von der SP wurde nur von zwei Stimmberechtigten angenommen. Der Gemeinderat habe es verpasst, die Standortfrage der Schule abzuklären, begründete Martin Hefti den Rückweisungsantrag. «30 Millionen unüberlegt am falschen Ort zu investieren, kann sich auch Saanen nicht leisten.» In den letzten 20 Jahren seien die Schülerzahlen in der Gemeinde Saanen um rund 40 Prozent zurückgegangen, von 820 auf 490. Er sei überzeugt, dass die Schülerzahlen auch in Zukunft rückläufig seien. Er rechne in 20 Jahren noch mit 400 Schülern. «In dieser Situation muss man über eine Gesamtschule in der Gemeinde nachdenken.» Baue man aber in der Rütti ein neues Schulhaus, verbaue man sich genau das für die nächsten 40 Jahre, so Hefti. Alle zusätzlichen Angebote wie Tagesschule, Schulsozialarbeit, Musikschule usw. könnten besser an einem Standort, wo alle Schüler zur Schule gehen, koordiniert werden. Zweisimmen habe eine funktionierende Gesamtschule mit 15 Klassen, Château-d’Oex eine Schule mit 21 am gleichen Standort – seines Wissens ohne grosse Probleme, betonte Hefti. Der Gemeinderat habe der Gemeindeversammlung eine Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen des Schulhausneubaus in der Rütti gegenüber dem Ebnit aufzuzeigen, verlangte der Antragsteller. Dabei sollten mögliche Modelle für die Entwicklung der Schulklassen von Saanen bis ins Jahr 2040 aufgezeigt werden, berechnet mit gleichbleibenden und sinkenden Schülerzahlen bis 20 Prozent.

Dezentrales Schulsystem
Die Gemeinde habe die Variante für ein Schulzentrum für die ganze Gemeinde auch geprüft, antwortete Gemeinderätin Vreni Müllener. Das dezentrale Schulsystem sei eines der Legislaturziele des Gemeinderates. Dies, «weil wir flächenmässig eine grosse, weit verzweigte Gemeinde sind.» Es mache Sinn, wenn Kindergarten bis 6. Klasse etwas näher von zu Hause seien. Und die Oberstufe sei ja schon jetzt weitestgehend zentralisiert. Bis jetzt habe man einen vertretbaren Transportaufwand. Auch die grosse Opposition gegen Schulhausschliessungen in der vergangenen Legislatur habe den Gemeinderat dazu bewogen, in eine andere Richtung zu denken.

Kein Schulzentrum Ebnit
Gehe man von steigenden Schülerzahlen aus, wären es bald 600 Kinder, mit den Betreuern/innen rund 100 Lehrkräfte, ca. 33 Klassen mit Schülern im Alter von 4 bis 20 Jahren (inkl. Wirtschaftsschule und Gymer), es gäbe aufwendige Schülertransporte, Mehrverkehr auf der Bellerivestrasse, zudem sei es unklar, ob Land zur Verfügung stehen würde, erklärte Vreni Müllener zur Frage, weshalb sich der Gemeinderat gegen ein Schulzentrum Ebnit für die ganze Gemeinde stellt. Das Fazit des Gemeinderates: «Ein zentrales Schulmodell wurde bis jetzt nicht systematisch geprüft, es ist aber pädagogisch nicht erstrebenswert und politisch wohl nicht realisierbar.»

Nach diesen Erläuterungen wurde das Wort nicht mehr ergriffen, der Rückweisungsantrag wurde abgelehnt und der vom Gemeinderat beantragte Planungskredit von knapp 1,7 Millionen Franken für die Erneuerung der Schulanlage Rütti mit grossem Mehr bei einigen Enthaltungen angenommen.


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