Von wegen Schnee von gestern

  07.09.2018 Vorschau, Schule

Aktualitätsbezug – ein oft genannter Wunsch der Schülerinnen und Schüler am Gymnasium Gstaad. Im Deutsch- und Französischunterricht wird diesem Wunsch in Form des Festivals «Literarischer Herbst», welches zeitgenössische Schweizer Autoren ins Saanenland einlädt und so aktuelle Literatur ins Klassenzimmer bringt, gerecht. Jede Klasse des Gymnasiums Gstaad hat ein Werk im Unterricht behandelt, wird die Lesung des Autors besuchen und stellt hier das gelesene Werk vor.

Vorgestellt:
«Der letzte Schnee» von Arno Camenisch (Klasse 22s/Bianca Peter)

Der Autor
Der 40-jährige Arno Camenisch ist im kleinen Bergdorf Tavanasa im Kanton Graubünden aufgewachsen. Mittlerweile wohnt der Autor in Biel, wo er am Schweizerischen Literaturinstitut studiert hat. Sein erstes Werk «Sez Ner» erschien 2009, seitdem hat er neun weitere Bücher verfasst, sowohl auf Rätoromanisch wie auch Deutsch – und im Fall von «Der letzte Schnee» sogar aus einer Kombination, in der auch viele schweizerdeutsche (Kraft-)Ausdrücke Platz haben.

Das Werk
Paul und Georg, zwei ältere Herren, betreiben in den Bündner Bergen einen alten Schlepplift, welcher ihren ganzen Alltag bestimmt. Da dieses Jahr der Schnee auf sich warten lässt, haben sie nicht viele Gäste und müssen um die weitere Existenz ihres Liftes bangen. Sie warten den Skilift und üben den Ernstfall mit dem Rettungsschlitten. Oft sitzen die zwei Männer aber auch nur auf dem Bänkli und erzählen sich gegenseitig Anekdoten aus ihrer Vergangenheit und referieren über frühere Zeiten. Sie behandeln aber ebenfalls aktuelle Themen wie zum Beispiel den Klimawandel.

NICKI

Die Klasse kommentiert
«Das Buch ist empfehlenswert, da es viele kleine Anekdoten enthält und dadurch heimelig und sympathisch wirkt. Es werden viele wichtige Themen angesprochen, die einen zum Nachdenken bringen. Die schweizerdeutschen Begriffe machen es authentisch, aber zum Teil auch schwerer zu verstehen.»

NICKI UND AMELIA

«Durch die vielen kleinen Geschichten im Buch bekommt man einen Einblick, wie das Leben in den guten alten Zeiten war. Mit den beiden Hauptcharakteren werden auch aktuelle Probleme wie zum Beispiel der Klimawandel und das Tourismussterben besprochen.

FIONA UND RIANO

«In ‹Der letzte Schnee› sind die Hauptfiguren sehr liebevoll beschrieben. Man kann sich diese zwei ‹Opas›, Paul und Georg, sehr gut vorstellen. Die Tatsache, dass einige Wörter auf Schweizerdeutsch geschrieben sind, macht die Beschreibung noch realitätsnaher. Kurz zusammengefasst, ‹Der letzte Schnee› ist ein Buch, welches bestens eine ‹heisse Schoggi› begleiten kann.»

ROSALIE

Vorgestellt:
«Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte» von Michael Hugentobler (Klasse 20s/Bianca Peter)

Der Autor
Michael Hugentobler ist freischaffender Journalist für verschiedene Zeitungen und Magazine. Der 1975 in Zürich geborene Autor ging nach der obligatorischen Schule nach Amerika und reiste dann 13 Jahre lang durch die Welt. In seinem Debütroman «Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte» macht Hugentobler auf aktuelle Themen wie «Fake News» aufmerksam, immer mit einem humorvollen und ironischen Schreibstil.

Das Werk
Der Roman von Michael Hugentobler handelt von Louis de Montesanto, einem Schweizer Hochstapler, welcher mit 13 Jahren in die Welt hinaussegelt. Von London gelangt Louis nach Australien und verliebt sich dort in eine Eingeborene. Er wird Vater und erlebt aussergewöhnliche Augenblicke mit seiner Tochter, doch seine Rastlosigkeit drängt ihn weiter. Er zieht durch Australien und landet nach einiger Zeit wieder in London. Louis schreibt seine sensationelle Lebensgeschichte auf und verkauft sie an ein Magazin. Plötzlich ist er ein Mann von Welt und jeder möchte Louis einmal sehen, doch sein Erfolg hält nicht lange. War die «Wahrheit» zu stark ausgeschmückt?

ALINE

Die Klasse kommentiert
«Hugentobler versteht die Kunst, seine zahlreichen Figuren so zu beschreiben, dass man beim Lesen ein sehr genaues Bild von ihnen erhält. Die klar geschriebenen, kurzen Kapitel lassen sich leicht erfassen und bilden einen Kontrast zum Inhalt, der nebst grossen Zeitsprüngen und einem komplizierten Mix aus Tatsachen und Unwahrheiten auch Themen wie Gesellschaftskritik beinhaltet und so die volle Aufmerksamkeit des Lesers beansprucht.»

JULIE

«Schon mit dem ersten Satz wird der Leser mitten ins Geschehen befördert, der genaue Zusammenhang ergibt sich hingegen erst im Laufe der Zeit, denn die kurzen Kapitel schicken ihn immer wieder zu anderen Zeiten, an andere Orte, sodass sich die Geschichte stückweise zusammenfügt und für Abwechslung gesorgt ist. Gemeinsam mit den teilweise abstrusen Ideen der Figuren und mehr als einer unerwarteten Wendung ist stets für Spannung gesorgt.»

MARION

Vorgestellt:
«Hier ist noch alles möglich» von Gianna Molinari (Klasse 21s/Bianca Peter)

Die Autorin
Die 30-jährige Gianna Molinari studierte Literarisches Schreiben in Biel und anschliessend Neuere Deutsche Literatur in Lausanne. Nachdem sie mit kürzeren Texten einige Preise gewonnen hatte, erschien nun 2018 ihr erster Roman «Hier ist noch alles möglich», mit dem sie auch gleich den Robert-Walser-Preis gewann. Die mittlerweile in Zürich lebende Molinari engagiert sich mit ihrem Projekt «Literatur für das, was passiert» für Menschen auf der Flucht.

Das Werk
In Gianna Molinaris Roman steht eine Fabrik, die früher Spezialverpackungen herstellte, kurz vor der Schliessung. Die Nachtwächter Clemens und die namenlose Protagonistin bekommen den Auftrag, einen Wolf zu fangen, den der Koch der Fabrik an einem Abend auf dem Gelände gesichtet hat. Sie bauen eine Fallgrube und hoffen den Wolf zu sichten. Ein Mann, der in der Nähe vom Himmel fällt, eine Bankräuberin, die grosse Ähnlichkeiten mit der Protagonistin hat und die Erwartung, den Wolf zu sehen … in diesem Roman scheint alles möglich zu sein.

LEONA

Die Klasse kommentiert
«Gianna Molinari hat ihren eigenen Schreibstil, der sehr ausführlich ist und durch diverse Schreibpausen immer wieder unterbrochen wird. Das Buch wird bis zum Ende hin immer interessanter.»

JARA

«Gianna Molinaris Roman ‹Hier ist noch alles möglich› schwankt zwischen Traum und Wirklichkeit und erzählt vom Leben als Nachtwächterin in einer einsamen Fabrik. Durch Skizzen und Bilder ist der Roman sehr spielerisch gestaltet.

FABIENNE

«Der Roman ist gut leserlich geschrieben und somit eine eher leichte Lektüre. Es gibt viele interessante Stellen, die oft zum Nachdenken anregen.»

SILAS

Vorgestellt:
«Autopsie d’un père» von Pascale Kramer (Klasse 19s/André Nobs)

Die Autorin
Pascale Kramer, 1961 in Genf geboren, hat zahlreiche Romane veröffentlicht, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Aufgewachsen in Lausanne, verbrachte sie einige Jahre in Zürich und ging 1987 nach Paris, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. Unter anderem wegen ihrem ausserordentlichen Beobachtungstalent hat die Schriftstellerin letztes Jahr den «Grand Prix Literatur 2017» gewonnen, die höchste literarische Auszeichnung in der Schweiz.

Le commentaire de la classe
Un père, une fille, un suicide très brutal en désespoir de cause – une mort inattendue qui soulève de nombreuses questions. «Autopsie d’un père» raconte l’histoire d’Ania, la fille de Gabriel qui est en quête du passé politique de son père. Lui, un intellectuel, autrefois respecté, qui est ridiculisé dans ses derniers jours en raison de son changement de camps. Après un événement traumatisant, les vies des deux changent pour toujours. Gabriel choisit la mort et Ania va à la recherche de ses circonstances.

Durant la lecture le sens du mot «autopsie» changera de sens pour le lecteur/la lectrice. Il est plutôt question d’une autopsie de pensées et de souvenirs qui préoccupent la famille et surtout Ania. A la suite du suicide de Gabriel, Ania commence à s’interroger sur le parcours politique et mental de son père. Pascale Kramer nous présente un thème social et politique très actuel, réalisé dans le cadre d’une tragédie familiale. Sur la base de cette relation échouée entre Gabriel et sa fille Ania, l’autrice romande montre la grave fissure régnant dans la société d’aujourd’hui.

L’autrice se sert de nombreuses constructions subordonnées et impressionne avec des mots soigneusement choisis. Ainsi elle fait preuve d’un grand raffinement stylistique qui donne à réfléchir.

Le lecteur/la lectrice est obligé(e) de faire attention aux petits détails pour comprendre l’histoire dans toute sa complexité.

KLASSE 19S


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