«In den Gängen» – eine zarte Liebe

  05.10.2018 Vorschau, Kultur

«In den Gängen» erzählt von einer zarten Liebe im geschützten Kosmos eines Grossmarkts, inmitten einer Atmosphäre familiärer Freundschaft und Zugehörigkeit.

Hier arbeiten Menschen, die in ihrem Leben ab und zu falsch abgebogen sind, von der Gesellschaft abgehängt wurden oder einfach kein Glück hatten. Die Routine und die Rituale innerhalb des Grossmarktes geben ihnen eine Heimat. Wenn es in der Nachtschicht zum Warensortieren geht, begrüsst Chef Rudi seine Mitarbeitenden motivierend über die Lautsprecheranlage und legt eine seiner Lieblings-CDs ein.

Als der stille Christian seine neue Stelle als Lagermitarbeiter antritt, trifft er dort auf die neckische Marion, die ihn zu mögen scheint. Marion, die in der Süsswarenabteilung arbeitet, ist zwar verheiratet, aber trotzdem wird die Anziehung zwischen den beiden immer grösser. Die Hauptfiguren schaffen es ohne viele Worte, ihren Figuren eine enorme Vielschichtigkeit zu verleihen. Der Film verkommt jedoch nicht zur klassischen Liebesgeschichte, sondern konzentriert sich darauf, das Gefühl dieser Sehnsucht zu transportieren.

Für den Leipziger Regisseur Thomas Stuber und seinen Co-Drehbuchautor Clemens Meyer ist dieser Film die zweite Zusammenarbeit. Sie geben keine Antworten, erzählen stattdessen Geschichten von den Menschen, die füreinander in ihrem kleinen Universum einstehen. Sie erzählen von gestrandeten Existenzen, die das Schicksal zusammengebracht hat und die den Alltag mit all seinen kleinen Freuden und Tragödien gemeinsam durchstehen.

Und so lässt sich «In den Gängen» auch als aussergewöhnlicher Ost-Film sehen: Die Mauern der DDR sind gefallen, nun suchen die Angestellten des Grossmarktes hinter den Mauern, in den Gängen Schutz vor der Aussenwelt und finden ihn. Inmitten des Konsumtempels herrschen Menschlichkeit und Kameradschaft.

Ohne die Spannung zu verlieren, erzählt der Film seine Geschichte von dieser wunderbaren Gemeinschaft in meisterhaft komponierten Bildern. Noch bevor das erste Wort gesprochen, die erste Figur aufgetreten ist, fährt die Kamera von Peter Matjasko, ihre Bahnen ziehend, durch die Gänge, folgt dabei den Gabelstaplern, dazu der Donauwalzer von Johann Strauss. Was für ein Kontrast!

«In den Gängen» ist ein enorm feinfühliger Film, der ohne grosse Worte aus dem Leben erzählt und eine Sprache voller Melancholie, Wehmut, aber auch Lebensfreude spricht. Es ist ein Film, der es schafft, aus einem unwirtlichen Ort einen Raum für Träume zu machen.

«In den Gängen› ist ruhig, poetisch, humorvoll, berührend, niederschmetternd … und vor allem herausragend (‹Filmstarts›).»

Ein Film, den Sie sich nicht entgehen lassen sollten!

FILMPODIUM SAANENLAND

Montag, 8. Oktober, um 20.30 Uhr im Cinema Gstaad. Nichtmitglieder sind herzlich willkommen und zahlen an der Abendkasse.


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