«Der Qualitätsunterschied spricht für sich»

  02.10.2018 Interview

David Trachsel, wie entwickelt sich die Schafzucht in unserer Region?
Leider «veralten» wir Schäfeler langsam und es kommen wenig Junge nach, das heisst, alles geht langsam zurück.

Wo liegen die Ursachen für diese Entwicklung?
Wenn man nicht mit Direktzahlungen unterstützt wird, ist Schafe zu züchten und zu halten ein teures, arbeitsintensives Hobby. Um in den Genuss von landwirtschaftlichen Beiträgen zu kommen, müsste man 30 ausgewachsene Schafe halten, das bedeutet Platz und Futter für ca. 100 Stück, die dazugehörigen Jungtiere dazu gerechnet. So wäre es nicht mehr möglich, die Schafhaltung neben einem Beruf zu betreiben, es wäre aber trotzdem zu wenig, um davon leben zu können. Dennoch: Die Schafhaltung kann sehr viel Freude und Befriedigung bringen.

Was hat der Rückgang für Folgen?
Wenn die Schafalpen nicht mehr bestossen werden, steigt die Lawinengefahr, weil das alte, lange Gras eine sehr rutschige Unterlage bildet. Die Erosion schreitet vorwärts, im Primelod sind solche Auswirkungen bereits festzustellen.

Sie organisieren seit Langem die alljährliche Schlachtschafannahme. Wie viele Tiere wurden heute vermarktet und woher kamen sie?
Schäfeler aus dem Obersimmental und dem Saanenland brachten gegen 160 Schafe auf den Platz. Vor zwei Jahren hatten wir noch 200 Stück, letztes Jahr weniger und dieses Jahr wieder etwas mehr.

Was geschieht mit den Schafen, die heute verkauft wurden?
Leichtere – 28 bis 34 kg – kommen auf die Dauerweide, die schwereren – 38 bis 42 kg – werden direkt geschlachtet. Dieses Jahr wurden von einem der drei Händler weibliche Tiere gekennzeichnet, die mit Mastrassen gedeckt werden und dadurch weiterleben können.

Und die ausgedienten Muttertiere?
Die werden am besten zu Wurst verarbeitet, viel solches Fleisch wird von Türken gekauft. Auch Widder werden so verwertet, im Gegensatz zu Ziegenböcken stinken diese nicht und müssen vorgängig nicht kastriert werden.

Wie waren die Preise dieses Jahr?
Ein gutes Lamm warf dieses Jahr Fr. 3.80 bis Fr. 4.20 ab, vor einem Jahr waren die Preise durchschnittlich einen Franken höher. Am schlechtesten bezahlt werden schwere, aber magere Tiere.

Wie ist die Preisentwicklung?
Meistens sinkt der Preis gerade zu dem Zeitpunkt, wenn die Schafe von den Alpen kommen. Heute wurde meistens korrekt bezahlt, aber die Zeiten, als die Händler den Preis durch Steigern erhöhen konnten, sind vorbei. Es hat sich gezeigt, dass auch bei grösseren Annahmen, an denen noch gesteigert wird, die Erlöse für Schafhalter ähnlich ausfallen wie hier.

Gehen die Schlachttiere alle ins Unterland?
Die heute verkauften Tiere schon, aber die «Buure Metzg» kauft sehr viele Schafe aus der Region und bezahlt für gute Qualität einen fairen Preis.

Warum empfehlen Sie den Konsumenten, auf hiesiges Fleisch zu setzen?
Der Qualitätsunterschied spricht für sich. Inländisches Lamm- und Schaffleisch ist wesentlich saftiger und zarter als ausländisches, das um den halben Globus gereist ist. Dass beim Kauf die hiesigen Schafhalter unterstützt werden, ist ein weiterer Grund, einheimisch einzukaufen.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen und so bereitwillig Auskunft gegeben haben.


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