«Was brauche ich noch und was macht mir Freude?»

  26.10.2018 Saanen, Gesellschaft

Wie räumt man auf, wenn die Wohnung, der Keller oder der Estrich überquillt? Ursula Baldauf, dipl. Sozialarbeiterin und Aufräumfachfrau, gab am vergangenen Montagnachmittag wertvolle Tipps.

BLANCA BURRI
«Ich räume jetzt mein Zimmer auf!», stand in grossen Lettern auf der Leinwand des Landhauses in Saanen, als Ursula Baldauf die Bühne betrat. Sie ist nicht nur ausgebildete Sozialarbeiterin, sondern auch Aufräumprofi. Wenn man zu Hause den Überblick verliert, kann man sie engagieren. «Als Aussenstehende fällt es mir leicht, in fremden Haushalten aufzuräumen, ich bin mit den Dingen nicht emotionell verbandelt», erklärt sie. Deshalb sei es viel einfacher, wenn man mit Freundinnen oder Bekannten aufräume als mit Familienmitgliedern.

Zwei Grundfragen
Wenn man das lästige Aufräumen in Angriff nehme, solle man sich die Ziele nicht zu hoch stecken, rät sie. «Wenn das Ziel erreicht ist, kann man zufrieden und vielleicht ein bisschen stolz auf sich sein.» Aber eben, wie sieht eine Aufräumaktion konkret aus? «Bei jedem Ding, das man in die Hand nimmt, stellen sich zwei Fragen: ‹Brauche ich es noch?› und ‹Macht es mir Freude?›», sagt sie. Nur wenn man eine der beiden Fragen mit Ja beantworten kann, solle man den Gegenstand behalten. Was mit ihm im Anschluss geschieht, ist eine andere Frage, denn man müsse nicht zwingend alles wegwerfen. Beispielsweise könne man im Bekanntenkreis fragen, ob jemand Freude am Gegenstand habe, man könne ihn auch verkaufen oder in die Brockenstube bringen.

Weshalb kann man schlecht loslassen?
Mit jedem Ding, das man zu Hause aufbewahrt, verbindet einen eine Erinnerung. Deshalb sei es so schwierig aufzuräumen oder Sachen wegzugeben. «Wenn man eine Foto des Gegenstandes macht, hilft es, die Erinnerung wachzuhalten», erklärt die Thunerin. Und deshalb könne man Dinge, die einem ans Herz gewachsen seien, danach weggeben, auch wenn sie von einem Freund oder Bekannten stammten, denn Ursula Baldauf ist davon überzeugt, dass man auch ein Geschenk nicht sein Leben lang behalten muss. Nach einem halben oder einem ganzen Jahr könne man sich fragen: «Macht es mir noch Freude?» Wenn ja, so suche man einen neuen Platz für das geliebte Stück, wenn nein, könne man es gut weitergeben. Mit diesem und vielen weiteren Tipps entliess sie die Seniorinnen und Senioren in die wunderbaren Klänge der «Riedhubel»-Jodlerinnen und später zum Zvieri. Sollte es am Wochenende wie angekündigt regnen, werden wohl in einigen Haushalten Abfallsäcke gefüllt und Gegenstände, welche seit Jahren das Wohnzimmer überstellen, für die Brockenstube bereitgestellt.

Neurentner willkommen geheissen
Ursula Gyger, Präsidentin Seniorenrat Saanenland, begrüsste alle Neurentner zur Seniorenfeier und lud sie zu den weiteren Veranstaltungen ein, welche der Seniorenrat organisiert. Gemeinderat Hans Peter Schwenter ist auch Neurentner. Als er die Grussworte des Gemeinderats überbrachte, gab er auch einen kleinen, selbstironischen Einblick ins Rentnerleben. Weil seine Frau mitten in der Arbeitswelt steckt, sei es an ihm, die Hemden zu bügeln. Da er bisher nicht gewusst habe, wie ein Bügeleisen funktioniere, sei das eine grosse Herausforderung. Inzwischen habe er seinen persönlichen Rekord gebrochen. Er schaffe es, ein Hemd in 52 Minuten zu bügeln. Die zahlreichen Zuhörer amüsierten sich köstlich.

www.bald-aufgerauemt.ch


FÜNF AUFRÄUMTIPPS

Schritt für Schritt
Aufräumen in kleinen Einheiten ist leicht zu bewältigen. Nach einer kleinen Einheit aufhören und stolz sein, dass man es angepackt hat.

Gleiches zu Gleichem

Gleiches zu Gleichem sortieren und jedem Ding seinen Platz geben.

Ausmisten

Zum Ordnungschaffen gehört auch das «Ausmisten»! Also weg mit Dingen, die keine Freude mehr machen und die man nicht mehr benötigt.

Zu zweit

Zu zweit geht es leichter, am besten mit einer Freundin oder einer aussenstehenden Person.

Belohnung

Eine Belohnung nach einer Aufräumeinheit lohnt sich: Sich etwas Gutes tun motiviert für die nächste Aufräumaktion.


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