Erobern Wildschweine bald den Alpenraum?

  23.10.2018 Saanenland, Natur

Wer meint, dass Wildschweine nur das Unterland besiedeln und dort ihr Unwesen treiben, der irrt sich …

Vorletzte Woche stellte ich Flurschäden von Wildschweinen oberhalb der Planihütten im Saanenland auf 1800 m ü.M. fest (siehe Foto rechts). Aufgebrochene Grasflächen auf Alpweiden mit deutlich sichtbaren Trittsiegeln bestätigen die Anwesenheit von Schwarzwild, wie die Wildschweine in der Jägersprache auch genannt werden.

Gemäss Aussagen von Wildhüter Rolf Zumbrunnen ist dies nicht der einzige Ort im Saanenland, wo Wildschwein-Passagen festgestellt wurden, denn ähnliche Beobachtungen liegen aus Lauenen und der Arnensee-Region schon seit Längerem vor.

Da mich Wildschweine seit jeher interessieren, machte ich kürzlich intensive Beobachtungen in der französischen Provence, wo ich auch die Fotos machen konnte.

Wildschweine wandern mehr und mehr von Deutschland, Frankreich und Österreich her in die Schweiz ein, wo sie vor allem im Unterland in Mais- und Getreidefeldern sowie Kartoffeläckern erheblichen Schaden anrichten, indem sie mit ihren enormen Unterkieferzähnen, den sogenannten «Gewehren», den Boden kehren und aufbrechen. Zum Glück, wenn man dem so sagen kann, bleiben die Wildschweine bei uns in der Schweiz noch in den Landwirtschaftszonen und dringen noch nicht in bewohnte Gebiete vor wie z.B. in Deutschland. Dort ist die Situation vielerorts katastrophal. Man liest, dass z.B. in Berlin ca. 4000 Wildschweine leben, die mehr und mehr in Stadtparks und private Gärten eindringen – und dies nicht nur nachts, sondern sogar am hellichten Tag, was für Wildschweine eigentlich untypisch ist. Wir können froh sein, dass dies bei uns noch nicht der Fall ist. Berlin wird übrigens nicht von ungefähr «Stadt der Wildschweine» genannt …

Wildschweine ernähren sich von Wurzeln, Engerlingen, Würmern jeglicher Art, Pilzen (vor allem im Boden wachsende Hirschtrüffel) sowie vor allem Mais, Kartoffeln, Eicheln und Kastanien usw. In Stadtparks und Gärten haben sie es besonders auf Blumenzwiebeln, die sie unschön «ausgraben», abgesehen.

Wildschweine können übrigens sehr gut schwimmen, was sie daher auch nicht hindert, Flüsse zu überqueren, um neue Reviere zu erobern. Bei ihren Wanderungen kommt es sehr oft zu Verkehrsunfällen, wenn z.B. eine ganze Rotte (Wildschwein-Gruppe) eine Strasse fluchtartig überquert. Solche Kollisionen enden meistens mit grossen Karosserie-Schäden, wenn man bedenkt, dass ein ausgewachsener Keiler (männliches Wildschwein) bis zu 200 kg wiegen kann! Gemäss Jagdstatistik gab es 2016 total 650 sogenannte Fallwild-Unfälle.

Die Paarungszeit (sogenannte Rauschzeit) findet je nach Region und Höhenlage von Mitte November bis in den Februar statt. Die Bache (weibliches Wildschwein) setzt nach einer Tragzeit von ca. 115 Tagen im März/April vier bis acht oder mehr Junge, die man Frischlinge nennt.

BERT INÄBNIT


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