Rellerli-Freunde wollen leisere Töne anschlagen

  23.10.2018 Schönried

Die «Freunde des Rellerli» wählten an ihrer zweiten Generalversammlung am vergangenen Samstag den Schönrieder Heinz Welten zum Präsidenten. Neu in den Vorstand gewählt wurde Rolf Keller.

ANITA MOSER
Rund 160 Vereinsmitglieder folgten am vergangenen Samstag der Einladung zur zweiten Generalversammlung des «Vereins Freunde des Rellerli». Wegen des Grossandrangs fand die Versammlung anstatt im Hotel Ermitage in der Mehrzweckhalle in Schönried statt.

Keine Gespräche mit dem Investor
«Leider müssen wir feststellen, dass wir mit unserem Projekt heute noch nicht dort angelangt sind, wo wir es erhofft haben», betonte Vereinspräsident Max Baur. Die mehr als 1000 Mitglieder des Vereins seien aber «wild entschlossen, eine offensichtliche Fehlentscheidung/Fehlentwicklung zu korrigieren», betonte er und zielte damit auf die Gemeindeversammlungen der Gemeinden Saanen und Zweisimmen im Herbst 2015, an welchen das Stimmvolk dem Sanierungskonzept der BDG deutlich zugestimmt hatte. «Dass sich das offizielle Gstaad nach wie vor hinter dem wohl orchestrierten, äusserst fragwürdigen Gemeindeversammlungsbeschluss versteckt, ist bedauerlich», polterte Baur. Gespräche mit der Mountain View AG haben seit der Vereinsgründung noch keine stattgefunden. In unzähligen Kontaktgesprächen habe man versucht, gegenüber Entscheidungsträgern die Sichtweise des Vereins darzulegen, betonte Baur. «Punktuell haben wir vielleicht da und dort einen Gesinnungswandel eingeleitet. Doch die Ablehnungsfront scheint unverrückbar.» Ob sich der Strategiewechsel zu «leiseren Tönen» auszahlen werde, sei fraglich, meinte der scheidende Präsident.

«Wir vom Verein werden gemeinsam mit unserer Anwaltschaft genau darüber wachen, dass die rechtstaatlichen Auflagen peinlich genau eingehalten werden», so Baur. Der Spielraum sei momentan sehr eingeschränkt: «Fakt ist, dass die Mountain-View AG rechtmässige Eigentümerin der Parzelle Berghaus Rellerli ist und ausserdem eine Kaufoption für die Talstation besitzt; trotzdem meinen wir, dass eine befriedigende Lösung nur partnerschaftlich gefunden werden kann.» Die Hoffnung sei ungebrochen, «dass sich die Käuferschaft eines Tages mit uns arrangieren muss, soll ein Investitionsdesaster und grosser Schaden für die Destination vermieden werden.»

Heinz Welten ist neuer Präsident
Max Baur aus Bremgarten hat als Präsident demissioniert, ebenfalls scheidet der Schönrieder Ernst Frautschi aus dem Vorstand aus. Max Baur habe Unwahrscheinliches geleistet, betonte Ernst Frautschi in seiner Laudatio für den scheidenden Präsidenten. «Wenn es einmal auf das Rellerli eine Bahn geben sollte, mit einer Lodge auf dem Berg, mit einer privaten Mischnutzung mit der Öffentlichkeit analog dem Wasserngrat, dann wäre allen gedient, und dann könnte Max Baur für sich in Anspruch nehmen, dass er dazu extrem viel beigetragen hat.»

Mit Akklamation wählte die Versammlung den Schönrieder Heinz Welten zum neuen Präsidenten und Rolf Keller neu in den Vorstand. Im Amt bestätigt wurden Sekretär Heinrich Welten, Roland Reichenbach, Paul Wehren und Heinz Hofmann. Hofmann übernimmt vom frisch gewählten Präsidenten das Amt des Kassiers.

Heinz Welten – er war vor seiner Pensionierung während 25 Jahren Steuerverwalter der Gemeinde Saanen – setzt auf leisere Töne und auf Konsens. «Es ist wirklich so, dass wir im Moment einen schlechten Zugang haben zu den Institutionen BDG, Gemeinde und Mountain View AG.» Fehler seien auf beiden Seiten passiert und viel Geschirr sei zerschlagen worden. «Das passiert, wenn Emotionen im Spiel sind.» Sein Ziel sei es, in Zukunft etwas leisere Töne anzuschlagen, «damit wir Zugang zu diesen Leuten erhalten und sehen, was ihre Idee ist», so Welten. «Wir müssen gemeinsam versuchen, einen Konsens und eine schlaue Lösung zu finden, damit dieser Berg weiterhin erreichbar ist und zwar für alle, für Kinder, für Erwachsene, für Ältere und auch für Personen mit Behinderungen.»

Rechnung genehmigt
In seiner Funktion als Kassier erläuterte Heinz Welten noch die Jahresrechnung. Sie schliesst per 30. April 2018 bei Einnahmen von 82 473 Franken und Ausgaben von Fr. 34 115.60 mit einem Plus von Fr. 48 357.40 ab. Die zwei grössten Posten auf der Ausgabenseite sind die Anwaltskosten und das Bahnprojekt der Garaventa. Die Anwesenden genehmigten die Rechnung einstimmig. Aktuell zählt der Verein 1009 Mitglieder. Davon hätten 458 eine Adresse in der Gemeinde Saanen angegeben, ob sie stimmberechtigt seien, wisse er nicht, sagte Paul Wehren. Den Mitgliederbeitrag setzte die Versammlung auf 50 Franken für Einzelmitglieder, 100 Franken für Familien (inklusive Kinder bis 26-jährig) und 20 Franken für Jugendliche zwischen 17 und 26 Jahren fest.

Ohne Gegenstimme gutgeheissen wurde auch die Resolution von Max Baur (siehe Kasten). Das Vorgehen schien mit dem Vorstand nicht abgestimmt zu sein, der Vorstand schien im Gegenteil ziemlich überrascht und enthielt sich der Stimme.

«Träume werden wahr»
Im Anschluss an die Versammlung referierte der Erfolgstrainer Hanspeter Latour zum Thema «Träume werden wahr» und sorgte für viel Gelächter. Das schon zu Beginn mit seiner Geschichte von der Autowaschanlage. Mit der 1. Mannschaft des FC Thun sei er nach einem miserablen Match, statt eine Videoanalyse durchzuführen, mit der ganzen Mannschaft durch eine Autowaschanlage gegangen. «Der schlechte Match ist abgewaschen, erledigt, ich komme nie mehr darauf zurück», so Latour. «Es geht nur miteinander, wir müssen ein starkes Team sein.» Es resultierten vier Siege in Folge. «Das wäre doch genau das Richtige für hier», meinte Latour, der zuvor die lange Debatte mitverfolgt hatte. Das Vergangene abwaschen, hinter sich lassen und vorwärtsschauen, so die Philosophie des Kulttrainers.


RESOLUTION VON MAX BAUR

«Mitten im Kliawandel empfiehlt die Spitze der Forschungsstelle Tourismus der Universität Bern den Destinationen neben dem wertschöpfungsstarken Skitourismus eine Strategie, welche ‹schneeunabhängiger› ausgerichtet ist. Welcher Berg im Saanenland ist hierzu geeigneter als der Multifunktionsberg Rellerli? Die vergangene Saison hat gezeigt, das Rellerli ist ein echter Publikumsmagnet, auf den es aus touristischer wie auch volkswirtschaftlicher Sicht die Destination Gstaad nicht verzichten sollte. Da bis heute ein überzeugendes Gegenprojekt fehlt, fordern wir Behörden, die BDG und die weiteren Entscheidungsträger auf, im Sinne eines Moratoriums den Schliessungsbeschluss zu sistieren und die Möglichkeit eines Weiterbetriebs der alten Bahn bis zum Vorliegen eines allseits befriedigenden Projektes ernsthaft zu prüfen. Sollte sich auch für über tausend Freunde des Rellerli diesbezüglich ein befriedigendes Agreement abzeichnen, wäre eine finanzielle Beteiligung des Vereins für die Überbrückungskosten im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten vorstellbar.»


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