Lauenen: ab 2019 ein reines Männergremium

  27.11.2018 Lauenen

Die Gemeindeversammlung hat Serge Jungi, Pascal Bangerter und Stephan Perreten in den Gemeinderat gewählt. Die vorgeschlagenen Frauen hatten im Vorfeld der Wahlen gebeten, sie nicht zu wählen. Zudem hat die Versammlung das Budget sowie Beiträge an die BDG und eine Strassensanierung genehmigt.

ANITA MOSER
77 Stimmberechtigte (13,3%) – so viele wie seit langem nicht – fanden sich am Samstagnachmittag zur ordentlichen Gemeindeversammlung in der Mehrzweckhalle ein. Grund für den Grossaufmarsch dürften die Wahlen gewesen sein. Drei Ratsmitglieder – Cornelia Hauswirth-Zumstein, Ruth Oehrli-Pekoll und Peter Reichenbach – standen nach Ablauf der zweiten Amtsdauer im obligatorischen Austritt. Im Vorwahlverfahren wurden zehn Personen portiert – darunter vier Frauen. Die Chancen, dass die Frauen auch ab Neujahr wieder vertreten sind, standen somit gut. Seit 2003 waren immer zwei Frauen im Rat: Auf Catherine Perreten und Margrit Reichenbach folgten vor acht Jahren Cornelia Hauswirth und Ruth Oehrli-Pekoll.

Frauen nehmen sich selber aus dem Rennen
Sechs der zehn Vorgeschlagenen baten die Versammlung, sie nicht zu wählen, darunter auch die vier Frauen. Sie fühlten sich zwar geehrt, dass man ihnen ein solches Amt zutraue, es sei ihnen aber nicht möglich, zum jetzigen Zeitpunkt das verantwortungsvolle Amt zu übernehmen. Als Gründe wurden Familie, berufliches Engagement und Weiterbildung genannt. Die Anwesenden respektierten den Wunsch und wählten im ersten Wahlgang Serge Jungi mit 73 sowie Pascal Bangerter mit 52 Stimmen und im zweiten Wahlgang Stephan Perreten mit 50 Stimmen. Damit sind die Frauen erstmals seit 16 Jahren nicht mehr im Gemeinderat vertreten.

In der Folge gab das Wahlsystem zu Diskussionen Anlass. Die einen votierten, das Wahlsystem zu überdenken, andere stellten sich hinter die aktuelle Praxis. In zwei Jahren seien vier Ratsmitglieder im obligatorischen Austritt, erinnerte Gemeinderat Ueli Reichenbach. Finde man keine Ratsmitglieder, könnte dies der erste Schritt zu einer Fusion bedeuten. Jedes System habe Vor- und Nachteile, betonte Gemeindepräsident Jörg Trachsel. Man nehme die Anregungen entgegen und werde das Wahlsystem überdenken, so der Vorsitzende.

Budget mit kleinem Defizit
Einstimmig genehmigte die Versammlung das von Finanzverwalter Hansueli Perreten erläuterte Budget 2019. Der Gesamthaushalt schliesst bei einem Ertrag von 4,27 Millionen Franken mit einem Aufwandüberschuss von gut 65 000 Franken ab. Die Steueranlage bleibt unverändert bei 1,7 Einheiten. Bei den Gebührenansätzen wird der Wasserzins von 10 auf 8 Franken pro Belastungswert reduziert. Die Investitionsrechnung sieht Nettoinvestitionen von über 1,1 Millionen Franken vor. Darin enthalten sind Beiträge an Privatstrassen sowie gemeindeeigene Vorhaben, vor allem in den Bereichen Strassen- und Forstwesen. Bei der Wasserversorgung sind im nächsten Jahr 300 000 Franken für den Anschluss an das Pumpwerk Enge eingeplant.

Mehr Geld für die Bergbahnen
Von dem im Jahr 2008 für das Konzept Konzentration zugesicherten Gemeindebeitrag wurde im laufenden Jahr die letzte Tranche ausbezahlt, erläuterte Gemeinderätin Ruth Oehrli. Um die weitere Finanzierung sicherzustellen, habe sich die Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) erneut an die Gemeinden gewandt. Die BDG habe sich zum Ziel gesetzt – nebst dem Rinderberg und Horneggli – die Wispile als «Sommerberg» zu fördern, informierte Oehrli. Durch die verschiedenen Massnahmen, den Berg für Familien attraktiv zu machen, bekomme die Wispile einen ganz anderen Stellenwert, wovon Lauenen profitiere. Von Lauenen hat die BDG für die nächsten drei Jahre einen jährlichen einen Beitrag von 110 000 Franken erwartet. Der Gemeinderat befand diesen Betrag als zu hoch und beantragte der Versammlung einen Betrag von jährlich 80 000 Franken für die Jahre 2019 bis 2021.

Heinz Addor stellte den Antrag, den von der BDG erwarteten Beitrag zu sprechen. Die Wispile sei ein interessanter Berg für Lauenen, die Frequenzen seien im letzten Sommer gestiegen und der Berg könnte nach der Schliessung des Rellerlis vielleicht noch zulegen, betonte der Antragsteller. Zudem sei die BDG ein wichtiger Arbeitgeber und investiere viel, wovon auch die Lauener Unternehmungen profitierten.

Mit 38 gegen 36 Stimmen bei 3 Enthaltungen setzte sich Addor mit seinem Antrag durch. In der Schlussabstimmung bewilligte die Versammlung einstimmig bei einigen Enthaltungen den jährlichen Beitrag von 110 000 Franken über drei Jahre.

Diskussionslos genehmigte die Versammlung den vom Gemeinderat beantragten Investitionsbeitrag von 70 %, jedoch höchstens 93 100 Franken, an die Sanierungskosten der Wolfeggstrasse.

Da sich das Bauvorhaben im Perimeter der Moorlandschaft Lauenensee und in unmittelbarer Waldesnähe befinde, sei es baubewilligungspflichtig, erklärte Gemeinderat Bruno Ryter in seinen Ausführungen. Geplanter Ausführungstermin ist der Frühling 2019.

Im Anschluss an die ordentlichen Traktanden wurden die drei austretenden Mitglieder nach einer kurzen Laudatio von Jörg Trachsel mit einem Präsent und unter grossem Applaus verabschiedet.

 


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