«La belle et la meute» von Kaouther Ben Hania, Tunesien, 2017

  07.12.2018 Vorschau

Mariam ist eine Uni-Studentin aus Tunis. Sie vergnügt sich gerne, geht mit ihrer Freundin an einen Discoabend und spricht Youssef an. Die beiden gehen ins Freie und wenig später rennt Mariam durch die Strassen. Sie ist von drei Polizisten vergewaltigt worden. Kaouther Ben Hania setzt danach ihre Erzählung an, in der eine Frau im Laufe einer Nacht versucht, Anzeige zu erstatten und dabei mit einem Männersystem konfrontiert wird.

Die Tunesierin Kaouther Ben Hania zählt zu den Künstlerinnen, die keine Hemmung haben, das Frausein im arabischen Raum zu thematisieren. Dem Spielfilm zugrunde liegt ein realer Vorfall von 2012, als eine junge Frau in Tunis von Polizisten vergewaltigt wurde und vergeblich versuchte, das Delikt zu rapportieren.

Der Fall schlug in den tunesischen Medien hohe Wellen und wurde unter anderem im Buch «Coupable d’avoir été violée» aufgerollt. Frei adaptiert von diesem «fait divers» inszeniert Kaouther Ben Hania einen höchst spannenden Thriller: Mariam und Youssef lernen sich auf einem Universitätsfest in Tunis kennen und verlassen die Party zu zweit. Da geschieht das Unfassbare: Aus einem Polizeiauto steigen ein paar Polizisten, zeigen ihre Dienstmarken, drängen den jungen Mann ab und zwingen die Frau in ihr Auto, wo sie sie vergewaltigen.

Was folgt, ist ein Drama in acht Akten. Ganz gleich, ob Mariam und Youssef das Geschehene in Spitälern oder auf Polizeistationen belegen und rapportieren wollen – fast durchgehend stossen sie auf Indifferenz, Angst oder auf offene Feindseligkeit und werden verwickelt in unauflösliche Schlaufen der Bürokratie oder der Böswilligkeit: Mariam hat ihren Ausweis im Auto der Täter verloren, doch die Empfangsdame der nächstgelegenen Privatklinik macht keinen Wank ohne Mariams ID. Im öffentlichen Spital wiederum ist eine Untersuchung ohne Polizeirapport nicht möglich und für die Polizei ist eine Beschuldigung von Polizisten von vornherein ein Affront. Kaouther Ben Hania zeigt uns einen in langen Plansequenzen gefilmten Spiessrutenlauf durch die Institutionen eines mitleidlosen Apparats.

Dieser Film ist in Zeiten von #MeToo brandaktuell und reiht sich bestens an den Film «Female Pleasure», welcher diese Woche im Kino Gstaad zu sehen war.

Zudem ist am 10. Dezember Menschenrechtstag, der Tag, an dem wir ganz bewusst jener Menschen gedenken, die weltweit unter der groben Verletzung der grundlegensten Rechte leiden müssen. Aus diesem Anlass werden wir am Abend auch die Kerzen von Amnesty International verkaufen.

Das Filmpodium Saanenland zeigt diesen Film am kommenden Montag, 10. Dezember um 20.30 Uhr im Ciné Gstaad. Wir freuen uns, möglichst viele Interessierte willkommen zu heissen!

PD


Nichtmitglieder erhalten Billette an der Abendkasse. Filmpodium Saanenland – der besondere Film jeden zweiten Montag im Monat um 20.30 Uhr im Kino Gstaad.


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