36 Tage Resturlaub verbleiben …

  04.12.2018 Saanen

Beim letzten der diesjährigen «Abesitze» unterhielt Hanspeter Grundisch im übervollen Saal im Landhaus Saanen seine Besucherinnen und Besucher. Er berichtete über seine grosse Pilgerveloreise von Gstaad nach Jerusalem. Für den musikalischen Teil sorgte das Duo «Yermak» mit seinen Gitarrenklängen.

Wie man 90 Tage «Urlaub von der Ehefrau» erhält, wollte Hanspeter Grundisch nur auf Anfrage einzelnen Interessierten erzählen. Was er aber in dieser Zeit erlebt hat, berichtete er allen im Saal. Der grosse Saal im Landhaus war bis auf den letzten Sitzplatz belegt, sogar auf den Tischen im hinteren Teil des Raumes fanden einige Besucher Platz.

Aus der Geschichte
Aus Geschichtesunterlagen konnte Hanspeter Grundisch erfahren, dass vor ihm vermutlich die letzten Saaner – im Zusammenhang mit den Kreuzzügen der Greyerzer – um das Jahr 1000 nach Jerusalem «gewandert» waren. Seine Motivation, ihnen dies gleich zu tun, stammt aus der sportlichen Herausforderung, den vielen Begegnungen mit unterschiedlichen Leuten und Landschaften sowie dem Besuch der Orte, welche aus der Bibel bekannt sind. Letzteres ist dann auch seine Interpretation des Pilgerns.

Anekdoten von unterwegs
Über den genauen Verlauf der Reise wurde bereits im Sommer in dieser Zeitung berichtet (AvS vom 10. Juli). Hanspeter Grundisch wusste, wie er sein Publikum zum Lachen bringt. Immer wieder erzählte er Anekdoten seiner Velo-Wander-Reise. So verzichtete er beispielsweise auf GPS und orientierte sich auf lokalen Landeskarten. In der Schweiz und im nahen Ausland funktionierte dies gut. Je weiter weg er aber kam, desto rudimentärer war die Genauigkeit – auch durch die Grössenverhältnisse begründet – und so versuchte er sich an roten und gelben Linien zu orientieren. Es rolle dann «scho cheibe guet» auf der Autobahn mit dem Fahrrad.

Als sein Fahrrad in Israel gestohlen wurde, wollte er keine Polizei, um den Diebstahl zu melden. Er befürchtete Ärger, da er ja tags zuvor als Radfahrer auf der Autobahn war.

Die restlichen Kilometer absolvierte der sportliche Allrounder zu Fuss. An einem Militärkontrollposten wurde er gefragt, was er hier mache. Er antwortete bescheiden, dass er nach Jerusalem wandern wolle. Darauf wollten die Soldaten Hanspeter Grundisch ungläubig auf den Bus verweisen – ob er dies denn nicht wisse.

«Ärdeschön»
Das Gitarrenduo «Yermak» unterhielt das Publikum mit sanften Klängen zum Auftakt. Es spielte jeweils Stücke, welche zur Reise passten. Einmal war es etwas Ruhiges aus dem Greyerzerland, ein anderes Mal etwas «Lüpfiges» aus dem Balkan. Hanspeter Grundisch freute sich, dass das französischsprachige Duo einen russischen Namen hat – und rühmte es zum Schluss: «En suisse allemand on dit ‹äääärdeschön›!»

Resturlaub verwerten
Hanspeter Grundisch ist ein Mann der Worte und so hielt er fest, dass er von den 90 Tagen «Urlaub von der Ehefrau Marlyse» noch deren 36 übrig habe. Darauf angesprochen, ob er denn bereits Pläne habe, meinte er: «Ja, in den Nordosten soll es gehen, Polen-Baltikum-Russland. Schliesslich sollte ich einmal begründen, wieso ich während zwei Jahren Russisch gelernt habe. Um mit den Leuten in Kontakt zu treten, sollte es reichen.»

OLIVER HERRMANN


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