Aus Sprache wird Wirklichkeit

  18.12.2018 Region

So wie wir reden, handeln wir auch. Darum setzte sich die «Bergquelle – Wohnen und Werken» am alljährlichen Weiterbildungstag mit Begrifflichkeiten und Werten auseinander. Zentral dabei die Frage: Wie ermöglichen wir Menschen mit Beeinträchtigung mehr Selbstbestimmung?

«Nein sagen darf jeder!», hielt Prof. Dr. Dorothea Lage bereits zu Beginn des ganztägigen Workshops der Bergquelle fest. «Dazu gehört natürlich auch, Fehler machen zu dürfen.» Doch was bedeutet dies im Alltag während der Begleitung von Bewohnerinnen und Bewohnern?

Selber entscheiden ist wichtig. Denn wer selbst entscheidet, fühlt sich ernst genommen und einbezogen. Es findet eine Begegnung auf gleicher Augenhöhe statt. Trotzdem oder vielmehr deswegen ist Selbstbestimmung eng mit Fremdbestimmung verknüpft. Personen, die andere Menschen begleiten, tragen viel Verantwortung. Die Betreuten selbst sollen so weit wie möglich allein entscheiden. Dabei bedürfen sie Unterstützung. Zum Beispiel beim Thema Essen: Darf ich selber entscheiden, jeden Tag drei Tafeln Schokolade zu essen, wenn ich das möchte?

Zum Entscheiden braucht es darum zuerst Wissen. Menschen mit Beeinträchtigung haben ein Recht darauf, Informationen auf verständliche Weise zu erhalten. Darum verwendet die «Bergquelle – Wohnen und Werken» leichte Sprache oder unterstützte Kommunikation (mit Symbolen etc.).

Die Auseinandersetzung geht im Jubiläumsjahr weiter
In Gruppen setzten sich die Mitarbeitenden der Bergquelle mit der UN-Behindertenkonvention, dem Behindertenkonzept und der Behindertenpolitik des Kantons Bern auseinander. Sie analysierten und überarbeiteten Texte und Begrifflichkeiten, die im Alltag heute verwendet werden. Welche Menschenbilder und Grundhaltungen stecken dahinter? Die Diskussionen führt die Bergquelle bereits im Februar (2019 feiert die Institution ihr 25-Jahr-Jubiläum) am nächsten Weiterbildungstag fort. «Denn eines ist klar: Wie wir miteinander reden und umgehen, daraus entsteht die Wirklichkeit, in der wir leben», brachte es Prof. Dr. Dorothea Lage auf den Punkt.

NICOLE GUNTERN


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