Bekenntnis zum Herrenturnier

  18.12.2018 Interview

Jeff Collet, CEO der Grand Chelem Event SA und Turnierdirektor beider Tennisturniere in Gstaad, hat mit der Verlagerung des Damenturniers von Gstaad nach Lausanne vielleicht nicht die populärste Entscheidung getroffen. Und doch war sie notwendig. Warum erklärt er im Interview.

JENNY STERCHI

Jeff Collet, was glauben Sie hat den Spielerrat zur Absage für das Kombi-Turnier in Gstaad bewogen?
Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass der ATP-Vorstand und die WTA unserer Idee, beide Turniere in Gstaad zu kombinieren offen und positiv gegenüberstanden. Leider sind die ATP-Spieler generell gegen die Organisation kombinierter Tennisturniere. Sie sind der Auffassung, dass die Integration eines Frauenturniers die Qualität der Dienstleistungen für die Spieler gefährde, insbesondere bei der Bereitstellung der Trainingsplätze und der Unterbringung in den Hotels.

Ist der Plan des Kombi-Turniers endgültig vom Tisch oder bleibt es für Sie eine Option für die Zukunft?
Diese Option könnte in Zukunft noch einmal geprüft werden. Nach der Ablehnung durch den Spielerrat werden vom ATP-Management klare Regeln festgelegt. Darin wird man die Anforderungen festlegen, die ein Turnier erfüllen muss, um sich für die Organisation eines kombinierten Events zu qualifizieren. Falls diese Bedingungen mit den Möglichkeiten in Gstaad in Einklang stehen sollten, könnten wir in Zukunft doch eine Kombination in Betracht ziehen. Aber bis das Thema wieder auf den Tisch kommt, wird es einige Jahre dauern.

Warum wird das Turnier nun weg aus Gstaad nach Lausanne verlagert?
Es waren zwei Faktoren, die uns bedauerlicherweise zu dieser Entscheidung veranlasst haben. Zum einen hatten wir ein massives Problem, genügend Zuschauer für zwei Wochen hintereinander in Gstaad zu gewinnen. Wir fanden heraus, dass sich beide Veranstaltungen, Damen- und Herrenturnier, bezüglich des öffentlichen Interesses gegenseitig den Rang abliefen. Zum anderen wurde unser Businessplan auf der Grundlage der Unterstützung der Gemeinde Saanen für die Ausgabe 2016 erstellt. Ab 2017 war der Beitrag für das Damenturnier kleiner, was uns in eine schwierige finanzielle Situation brachte. Im Gegensatz zum Kanton Waadt unterstützt der Kanton Bern keine Tennisturniere. Das ist ein grosser Nachteil.

Wird das Datum für die Austragung in Lausanne beibehalten?
Für die Ausgabe 2019 wird es beibehalten. Es ist jedoch möglich, dass dieses Datum in Zukunft geändert wird. Wir hatten es für Gstaad wegen der zeitlichen Nähe zum Herrenturnier gewählt.

Wurden noch andere Szenarien ausser der Verlagerung diskutiert?
Wir hatten auch die Möglichkeit, die Turnierrechte im Ausland zu verkaufen. Die Motivation und der Wille des Tennisclubs Stade Lausanne, der Stadt Lausanne und des Kantons Waadt das WTA-Turnier auszurichten, haben uns jedoch überzeugt, das Abenteuer in Lausanne zu versuchen. Dennoch sind wir dankbar für die drei Ausgaben des Damenturniers in Gstaad. Unser Dank gebührt der Gemeinde Saanen für ihre Beiträge sowie den vielen Helfern, die die Organisation und den reibungslosen Ablauf des Damenturniers möglich machten. Den Hoteliers, den Organisatoren des Beachvolleyball-Turniers und allen Supportern, welche das Damenturnier in irgendeiner Form unterstützten, möchten wir ebenfalls unseren Dank aussprechen.

Nach einem solchen Entscheid liegt die Frage nahe, ob das Herrenturnier in Gstaad sichergestellt ist. Wird auch zukünftig in Gstaad Tennis auf ATP-Niveau gespielt?
Die Zukunft des Gstaader Herrenturniers wird durch unsere Entscheidung überhaupt nicht beeinflusst. Im Gegenteil, seine Zukunft ist gesichert und wir sind sehr zuversichtlich, dass es sich weiterentwickeln wird. Wie ich immer gesagt habe, war das Damenturnier die kleine Schwester des Herrenturniers. Uns und der Öffentlichkeit war immer klar, dass das Herrenturnier im Mittelpunkt stehen sollte. Es ist sogar möglich, dass wir mit Wegzug des Damenturniers die Zuschauerzahlen bei den Spielen der Tennisherren in den kommenden Jahren steigern können.

Der Sponsorenvertrag mit dem Titelsponsor lief dieses Jahr aus. Wird das kommende Herrenturnier wieder den Namen J. Safra Sarasin Swiss Open Gstaad tragen?
Die Partnerschaft mit der Bank J. Safra Sarasin wurde um drei Ausgaben verlängert. Wir sind glücklich und stolz darauf, weiterhin auf einen so renommierten Partner zählen zu können.


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