Die «Müllgrüsel» gehen um

  28.12.2018 Region

Über die Feiertage sei es jeweils besonders schlimm, sagt Otto Tritten vom Werkhof Gstaad. Denn nach dem Feiern schmeissen manche Leute ihren Müll einfach irgendwohin.

SABINE REBER
Es ist eine Zumutung, was Otto Tritten und sein Team in diesen Tagen wieder alles antreffen bei den Müllsammelstellen. Der Betriebsleiter vom Werkhof Gtaad erzählt: «Rostige Grills, alte Koffern, eine teure Olivenölbüchse, Geschenkverpackungen, Waschmittelflaschen, es nimmt kein Ende!» Tritten konstatiert, gewisse Leute würden ihren Abfall einfach irgendwohin schmeissen, wo es ihnen gerade passt. Dabei seien die Sammelstellen doch klar verständlich angeschrieben. Und jeder Haushalt bekommt von der Gemeinde ein Merkblatt, auf dem genau steht, welche Materialien wo entsorgt werden können. Otto Tritten ist sich sicher: «An der Information kann es wirklich nicht liegen! Man darf auch jederzeit bei uns im Werkhof anrufen, wenn etwas unklar sein sollte. Wir geben gerne Auskunft.»

Gäste ebenso wie Einheimische
Was sind das für Leute, die ihre leeren Flaschen einfach neben den Container stellen? Die sich zwar einen grossen neuen Fernseher leisten, dann aber keine Zeit mehr finden, um den Verpackungskarton zum richtigen Container zu tragen? Die ihre alten Koffer einfach irgendwo vor der Müllsammelstelle hinstellen? Tritten sagt, solches Verhalten komme leider bei Gästen genauso vor wie bei Einheimischen. Er betont: «Die meisten Leute entsorgen ihren Müll korrekt. Und die paar wenigen, die dafür zu faul sind, die sollten sich schämen! Das ist einfach nicht fair gegenüber der Allgemeinheit!»

Otto Tritten und sein Team legen grossen Wert darauf, dass die Müllsammelstellen stets sauber und ordentlich sind. Denn aus Erfahrung weiss er: « Je sauberer es ist, desto eher haben die Leut Hemmungen, etwas liegen zu lassen. Wenn aber schon alte Sachen herumliegen, dann werden es schnell einmal noch mehr.»

Auf das Merkblatt hinweisen
Um der Vermüllung vorzubeugen, patrouillieren die Männer vom Werkhof auch an den Feiertagen und am Wochenende. Tritten sagt: «Normalerweise leeren wir die vollen Behälter und putzen die Plätze am Montag und am Freitag, damit alles picobello ist. Oft steht dann aber schon am Samstag wieder ein alter Grill oder eine dreckige Pfanne dort. Also müssen wir auch am Samstag ausrücken, und am Sonntag dann nochmals. Dabei hätten meine Leute dann eigentlich frei!»

Und was kann man tun gegen das Problem? Otto Tritten sagt, er möchte nicht Strafen verhängen müssen, denn das würde dann happig. Darum appelliert er an Gäste und Bevölkerung, sich bitte freiwillig an die Regeln zu halten. Aus Erfahrung weiss er: «Viele unserer Gäste schätzen es enorm, dass bei uns alles so sauber ist. Darum sollten wir wirklich Sorge tragen zu unserem guten Ruf.» Und falls man gerade selber jemanden dabei ertappe, wie er seine Sachen nicht korrekt entsorgt, dann empfiehlt Tritten, die Person freundlich darauf anzusprechen und auf das Merkblatt hinzuweisen. Dieses kann auch im Intenet gratis bestellt werden.

www.avag.ch/entsorgungszentren/saanen


KOMMENTAR
Ach Schatz, das sieht doch keiner!

«Die Müllmänner sind ja bezahlt dafür, dass sie unseren Abfall wegräumen», wird sich manch einer denken, und noch rasch einen Papiersack mit Altglas vor den Container hinstellen, weil das grad so bequem ist. Und husch husch zurück ins trockene, geheizte Auto und ab die Post – man hat schliesslich noch anderes zu tun. Sollen doch die Müllmänner sich die Finger dreckig machen an den klebrigen Flaschen, sollen die doch die Scherben zusammenklauben, wenn der Papiersack sich im Regen auflöst und die Flaschen zerbrechen. Die Müllmänner haben ja extra solide Handschuhe an, die sind dafür ausgerüstet, die sind es nicht anders gewohnt. Und für etwas zahlen wir schliesslich Steuern, nicht? Den verrosteten Grill wildern wir mal rasch irgendwo aus, ach Schatz, und wenn wir schon dabei sind, dann stell doch die dreckige Pfanne von gestern Abend auch gleich noch hin, das merkt eh keiner.

Nun gut, das Argument mit den Steuern ist etwas heikel. Denn wenn alle ihren Müll einfach irgendwo deponieren und in dieser Logik auch sonst zu nichts mehr Sorge tragen, dann steigen irgendwann die Steuern, weil all die zusätzlichen Stunden fürs Aufräumen dann irgendwann von irgendwem auch bezahlt werden müssen. Bezahlen werden dafür leider alle, auch die vielen anständigen Gäste und Einheimischen, die sich die Mühe machen, ihre Abfälle immer korrekt zu entsorgen.

Aber was mich vor allem stört an solcher Argumentation ist die Gedankenlosigkeit – dass das gar keine Rolle spiele, ob die Müllmänner nun an ihrem freien Sonntag und auch über die Feiertage aus dem trauten Kreis ihrer Familie gerissen werden, um mal eben die Entsorgungsstellen wieder picobello herzurichten.

Vielleicht sollte man die «Müllgrüsel» mal mit Videokameras filmen und sie dann dazu verdonnern, dass sie am Sonntagmorgen früh beim Aufräumen helfen. Das gäbe dann gewiss auch noch ein lustiges Filmchen, wie sich die Müllsünder mühsam bücken und sich die Finger dreckig machen. Mit etwas Glück würde ihnen jemand vom Werkhof ein paar solide Arbeitshandschuhe ausleihen, so sie denn freundlich darum bitten. Vielleicht würde sich bei der Gelegenheit dann der eine oder die andere überlegen, dass das doch nicht so nett und genau betrachtet eigentlich sogar richtig mühsam ist, den Müll anderer Leute vom Boden klauben zu müssen, während daneben schön angeschrieben die Container paratstehen.

SABINE REBER


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