Erstes Bier mit Hopfen aus dem Saanenland

  18.12.2018 Nachbarschaft

Ein in Saanen produziertes Bier gibt es bereits, aber ein Bier mit Saaner Hopfen bisher noch nicht. Jetzt ist es so weit. Rund 1000 Liter Sarine Pale Ale hat die Simmentaler Braumanufaktur diese Woche ausgeliefert.

BLANCA BURRI
«Ein Freund von mir hatte Hopfen vor dem Haus. Das brachte mich auf die Idee, ein Bier mit Hopfen aus der Region zu brauen», erzählt Stefan Neuhaus. Der gebürtige Gsteiger ist für den Vertrieb des Naturprodukts aus der Lenk verantwortlich. Aber eigentlich ist er mehr: «Bier-Botschafter» ist eine passendere Bezeichnung, denn nicht nur verkauft er Bier, er lebt die Bierkultur. Neuhaus kennt tausend Marken, weiss wo und wie sie gebraut werden. Er kann zu jedem Anlass, zu jeder Speise und jeder Tageszeit ein passendes Bier empfehlen. Er führt auch Degustationen durch. Wenn er erzählt, ist es, als ob man in ein hundertseitiges Bilderbuch eintaucht: Sein Wissen scheint endlos und dieses verpackt er so spannend, dass man nicht aufhören mag zuzuhören. Das hat er sich unter anderem an der Genussakademie Doemens erworben, wo er vor kurzem das international anerkannte Biersommelier-Diplom erworben hat.

Hopfen aus dem Saanenland
Zurück zum Hopfen aus dem Saanenland. Stefan Neuhaus erzählte seinen Kollegen von der Idee mit dem einheimischen Hopfenbier. «Das ganze Team ist sehr innovativ und offen, alle haben sofort zugestimmt», berichtet er. In seinem Freundeskreis hat er anschliessend herumgefragt, wer das Hanfgewächs anpflanzen würde. Fünf aus dem Saanenland und dem Pays-d’Enhaut haben sofort zugesagt. Gemeinsam haben sie begonnen, an verschiedenen Orten 45 feminisierte Hopfensetzlinge zu pflanzen. «Wir wussten nicht, wie sich der Hopfen auf unserer Höhenlage entwickelt, deshalb haben wir unterschiedliche Standorte ausgewählt.» Die Pflanzen werden bis zu fünf Meter hoch und können an einem einzigen Tag bis zu einem halben Meter wachsen. Neuhaus musste damit rechnen, dass es bis zu drei Jahre dauert, bis die ersten Hopfenblüten geerntet werden können: «Wie wir alle wissen, war der Sommer sonnig und warm. Der Hopfen entwickelte sich prächtig.» Bereits im ersten Sommer konnten die Blütenständer geerntet und getrocknet werden. «Der Trocknungsprozess ist in der ganzen Produktion eigentlich der heikelste Punkt», weiss Stefan Neuhaus. Man müsse aufpassen, dass der Hopfen nicht grau werde.

Eigene Quelle
Die Simmentaler Braumanufaktur befindet sich an der Lenk. Nicht etwa eingangs Tal, sondern ganz hinten, schon fast unter den Simmenfällen. Nicht mehr lange, denn die Produktionsstätte in einem ehemaligen Restaurant wird zu klein. Die Verkostungsräumlichkeiten mussten bereits dem Lager weichen. Nun haben die drei Eigentümer Björn Thoma, Tristan Mathys und David Ziörjen beschlossen umzuziehen. «Das Wasser ist das wichtigste Element beim Bierbrauen. Wenn wir nicht mehr an der Lenk brauen, würde unser Bier komplett anders schmecken», ist sich Tristan Mathys sicher. Glücklicherweise haben sie ein Grundstück mit Quelle in der Nähe des Dorfes Lenk gefunden, wo sie den Gerstensaft in Zukunft herstellen werden.

Scherenschnitt drauf – Saanenland drin
In einem der zehn Brautanks setzte Braumeister Martin Graf schliesslich das einzigartige Bier an. Zusammen mit Malz wird es mit Bitterhopfen angereichert. Dazu wird herkömmlicher Hopfen verwendet, welcher das Bier haltbar macht. Da er bereits zu Beginn des Brauprozesses zugefügt wird, verkocht das Aroma und hinterlässt einzig die Bitterstoffe. Erst ganz am Schluss fügt der Braumeister die Hopfenpflanzen aus der Region hinzu. «Damit würzen wir das Bier», erklärt Björn Thoma. Das Sarine Pale Ale wurde in einer sehr kleinen Menge produziert. Sollte es den Kunden munden, würde nächstes Jahr ein bisschen mehr gebraut, sofern der Hopfen wiederum so gut gelingt. «Ich mag das Bier sehr gut, aber natürlich ist das Geschmacksache, ob es schmeckt oder nicht», lacht er.

Samichloustag war Starttag
Am 6. Dezember 2014 war der erste Verkaufstag von Simmentaler Bier. Damals wurden 15 000 Liter, heute 115 000 Liter pro Jahr produziert. «Wir möchten noch ein wenig wachsen, damit alle Mitarbeiter ihr Brot zu 100 Prozent in der Brauerei verdienen können», erklärt der Finanz- und Marketinfachmann Thoma. Inzwischen erhält man das Simmentaler Bier fast in der ganzen Schweiz und sogar über die Landesgrenzen hinaus. «Wir haben grossen Spass daran, hier zu arbeiten, zu lernen und uns zu entwickeln», lacht der gebürtige Basler.

www. simmentalerbier.ch www.rentabiersommelier.ch


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