Eine geballte Ladung Punkrock

  11.01.2019 Musik, Kultur

Morgen geben «The Fucks» im Oeyetli nach zwei Jahren Pause ihren ersten Gig. Sie versprechen den Fans eine geballte Ladung Punkrock: «Sie können einen riesengrossen Tsunami im positiven Sinne erwarten.»

BLANCA BURRI

Seit 15 Jahren gibt es «The Fucks». Geben Sie heute Ihr Abschiedskonzert oder ist es ein Neuanfang?
Klaus Müllener:
Ein Abschiedskonzert ist es auf keinen Fall. Den letzten Gig haben wir im November 2016 gespielt. Jetzt sind wir top motiviert zurück und ich denke, es ist ein Neuanfang. Ein Etappenwechsel ist vielleicht ein besseres Wort.

Sie alle sind im Berufsleben engagiert und zum Teil schon Familienväter. Wie lässt sich alles unter einen Hut bringen?
Chäpu Hauswirth:
Wir alle haben uns beruflich wie auch privat stark weiterentwickelt. Wir gehen inzwischen etwas strukturierter an die Bandproben heran und die Musik steht stärker im Zentrum als noch vor ein paar Jahren. Damals waren die Freundschaft und das Ausbrechen vielleicht stärker im Vordergrund.
Etienne Marmet: Wir haben nicht mehr so viel Zeit und dadurch müssen wir etwas konzentrierter arbeiten als früher.
Klaus Müllener: Es gab sehr intensive Jahre. Ich erinnere mich an ein Jahr, in dem «Boys and Bands» absolut an erster Stelle standen: Wir verbrachten jedes Weekend im Bandraum im Oeyetli, ausser zwei, das weiss ich noch genau. Heute ist das anders. Der Ablösungsprozess war zwar nicht ganz einfach. Inzwischen gehen wir viel toleranter damit um, wenn jemand wegen einem beruflichen Engagement oder der Familie nicht in den Bandraum oder an ein Konzert kann.

Wohin geht die Reise?
Etienne Marmet:
Wir möchten mehr Gigs spielen als in den letzten zwei Jahren.
Chäpu Hauswirth: Ich glaube, dass wir innerhalb eines Jahres drei Konzerte gespielt und zwei neue Songs geschrieben haben werden. Dann werden wir uns gedanklich mit einer neuen CD beschäftigen.
Klaus Müllener: Ich glaube, wir werden viel mehr Sachen ausprobieren.

Haben Sie bereits Konzertanfragen?
Klaus Müllener:
Ja, leider haben wir eine Anfrage wegen Terminkollisionen absagen müssen. Aber ich bin überzeugt, dass wir schon bald wieder Konzerte an Orten spielen werden, wo wir früher waren. Das heisst in der Region Burgdorf, Biel und Huttwil.

Haben Sie sich als Band weiterentwickelt? Chäpu Hauswirth: Ich finde schon. Wir sind viel sicherer geworden. Wir möchten unsere Talente noch etwas mehr einsetzen und unsere Rollen, die wir bisher hatten, ein bisschen aufbrechen. In Bereichen, wo wir bisher Hemmungen hatten oder haben, möchten wir uns weiterentwickeln.
Klaus Müllener: Unsere ersten Songs waren bestimmt einfach gestrickt. Sie haben aber einen besonderen Charme. Wir verpassen ihnen an den Gigs viel Pfeffer.

Sie haben dem Saanenland gezeigt, wie man Pogo tanzt. Werden sie es auch Ihren Kindern zeigen?
Klaus Müllener:
Absolut. Ich möchte ihnen unsere Werte mitgeben. Die Musik soll dazu dienen, dass man vom Stress des Alltags ausbrechen kann, dass man die Sau rauslassen und danach wieder im Alltag einfädeln kann.
Chäpu Hauswirth: Jede Berufsgattung ist im Punkrock unterwegs: Lehrer, CEO, Forstwart, alle. Das finde ich faszinierend.

Etienne Marmet: Jeder braucht sein Ventil, unser Ventil ist die Punkrockmusik.
Klaus Müllener: Es ist aber auch nicht schlecht, wenn sie normal tanzen können, das kann ich nämlich nicht. Sie sollen auch die Grundwerte und die Traditionen des Saanenlandes kennenlernen. Wie viele Stunden haben wir an Sufsunntige und anderen volkstümlich geprägten Anlässen verbracht. Dort ist es gemütlich und lustig.
Chäpu Hauswirth: Genauso wie bei uns. Ein interessanter Anlass ist der Donnerstagabend vom Mad Muni Festival, wenn Folklore auf Punkrock trifft. Beide Gruppen einen dieselbe Leidenschaft: die Musik. Mit höchsten Respekt hören die Punkrocker den Klängen des Jodlerklubs zu.

Ist Ihnen Ihr Name «The Fucks» inzwischen etwas peinlich?
Alle durcheinander:
Nein!
Chäpu Hauswirth: Es ging schon immer darum, mit dem Namen zu provozieren, das ist auch heute noch so. Inzwischen sind wir vielleicht etwas schlagfertiger geworden. Wir können gut argumentieren, wenn wir uns auf Diskussionen einlassen.
Klaus Müllener: Wir würden den Namen niemals ändern, so wie das andere Bands machen.

Gehen Sie heute früher zu Bett als heute? Klaus Müllener: Ja, eindeutig. Aber wenn ich es mir recht überlege, kommt es darauf an, was am nächsten Tag los ist.
Chäpu Hauswirth: Wenn keine Termine anstehen, nehmen wir es im Ausgang mit allen Jungen auf.
Etienne Marmet: Nur geht das Aufräumen am nächsten Morgen nicht mehr so «ring» wie früher.

Morgen geben Sie in Ihrer Jugendwiege, dem Oeyetli, ein Konzert. Was können die Fans erwarten?
Klaus Müllener:
Sie können einen riesengrossen Tsunami im positiven Sinne erwarten! (Alle lachen) Wir spielen auf einem neuen Level, so hat man uns noch nie gesehen.
Etienne Marmet: «The Fucks», wie man sie noch nie gesehen hat. (Lautes Gelächter) Vielleicht liegt es ja nur am Material, das bestimmt viel besser ist, als noch vor ein paar Jahren.
Chäpu Hauswirth: Auf jeden Fall sind wir vor Heimpublikum immer recht nervös.


KLEINES PUNKROCK-ABC

Pogen: Rhythmische Körperbewegung unter Gleichgesinnten mit zum Teil exzessivem Körperkontakt.
Double Kick: Pauke mit zwei Pedalen, damit der Drummer mehr Anschläge pro Minute produzieren kann.
Power Chord: Zwei-Noten-Akkord bei der Gitarre, der zum sehr schnellen Spielen animiert.
Shout: Schreigesang
Call and Respond: Gesangliches Wechselspiel zwischen Band und Publikum.
Off Beat: Wechselspiel zweier Instrumente beim Takt. Beispielsweise die Gitarre betont den Schlag neben den Taktvorgaben der Drums.


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