Gesund und happy aus Lake Placid zurück

  18.01.2019 Sport, Wintersport

Wohlbehalten, mit neun Medaillen im Gepäck und reich an schönen Erinnerungen, kehrte das Team Saanen von den internationalen Schülerwinterspielen ICWG 2019 zurück.

Müde zwar von der 24-stündigen Rückreise, aber glücklich über all das Erlebte, stiegen die 15 Kinder und 7 Begleitpersonen letzten Samstagnachmittag im OSZ-Ebnit aus dem Kübli-Bus. Er hatte die Delegation vom Flughafen Zürich abgeholt. Sie kehrten zurück aus Lake Placid, USA, wo sie an drei Tagen um einen guten Platz in der Rangliste gefahren waren. Zusammen mit über 430 Kindern erlebten sie bei Sport, Spiel und Party viel Spass.

«Friendship and Sport move Mountains»
«Freundschaft und Sport versetzen Berge» hiess das Motto der 8. Internationalen Schülerwinterspiele, das der Mayor von Lake Placid, Mr. Craig H. Randall, an der Eröffnungsfeier im ehrwürdigen Olympia-Eisstadion von 1980 verkündete. Auch wenn der Whiteface Mountain sich nicht bewegt hat und weiterhin als markantester Punkt am östlichen Horizont über dem 2500-Seelendorf Lake Placid, den Seen und den endlosen Wäldern thront, so spürte man viel Fröhlichkeit und positive Energie, wenn die Kinder morgens aus den drei Hotels zu den Wettkampforten strömten, dort die olympischen Infrastrukturen wieder belebten und mit neuem Wettkampfgeist erfüllten, anschliessend gemeinsam im Hotelpool badeten oder auf Souvenirtour grüppchenweise durch die malerische Main Street schlenderten und beim Abendprogramm zusammen Glace leckten, heisse Schokolade schlürften, in der Homebase spielten und Kontakte knüpften. Dank Social Media mit einfachstem Austausch von Bild, Ton und Text werden die Freundschaften über diese Spiele hinaus weiterleben. Dies gilt auch für die offiziellen und die politischen Vertreter der teilnehmenden Städte. Sie wurden am Montag feierlich von Mayor C. Randall im VIP-Hotel empfangen. Unser Gemeindepräsident Toni von Grünigen und seine Frau Barbara überreichten ein Geschenk der Gemeinde Saanen und luden dabei herzlich zu einem Gegenbesuch ein. Ausserhalb des offiziellen Programms (u.a. Führung durch die olympischen Anlagen, Nachtessen im Seehotel) konnten sie sich auch über die neue Gesundheitsversorgung informieren lassen. Daneben schlossen sie sich, wenn immer möglich, unseren Kindern an, um sie anzufeuern oder mit ihnen zu essen.

Klein aber fein
Lake Placid liegt mitten im 23 000km2 grossen Adirondack Park – dem grössten der USA und halb so gross wie die Schweiz, dessen Ziel der Erhalt der Wälder und Seen mit reicher Flora und Fauna ist. 1932 und 1980 fanden hier Olympische Winterspiele statt. Die Sportanlagen werden heute noch genutzt. So bot es den ICWG optimale Voraussetzungen für acht Disziplinen: Ski Alpin, Freeski, Snowboard, Langlauf, Biathlon, Eishockey, Eisschnell- und Eiskunstlauf. Weil andere Teile der olympischen Infrastruktur wie das Eröffnungsstadion nach 1980 rückgebaut oder umgenutzt worden waren, wurden alle Delegationen und VIPs in drei 3,5- bis 4-Sternehotels untergebracht, im Umkreis von max. 300m von der Homebase. Entsprechend gut war auch das Essen: American Breakfast und Dinner-Buffet liessen kaum (Kinder-)Wünsche offen. Auch das Mittagsbuffet, serviert im Olympia Center für die Nordischen und im Talrestaurant am Whiteface Mountain für die Alpinen lieferte zwischen den Läufen eine abwechslungsreiche warme Mahlzeit. All dies, inklusive Shuttle-Dienst, Skipässe und Eintritte, wurde vom Organisator finanziert. Herzlich und professionell empfing und umsorgte uns das OK. Leutselig und engagiert zeigten sich auch die vielen Volunteers, und geradezu rührend offen und interessiert begegneten uns die Passanten in der Main Street oder das Personal in Bistros und Geschäften. Am schönsten zeigte sich diese Verbundenheit am Dienstagabend-Umzug aller Delegationen durch die Main Street, angeführt von buntblinkenden Einsatzfahrzeugen der Polizei und Feuerwehr, flankiert von zahlreichen Zuschauern, bereichert durch heisse Schokolade des örtlichen Rotary Clubs und gekrönt vom Feuerwerk über dem zugefrorenen Lake Mirror.

Einzelrennen und Team-Wettkampf
Das Team Saanen reiste mit vier Langläufern, sechs Skifahrern und fünf Snowboardern an. Nach dem Trainingstag am Montag wurden am Dienstag Rennen ausgetragen, bei denen jedes auf «eigene Rechnung» fuhr und sein persönliches Können zählte. Am Mittwoch und Donnerstag gab es im Ski Alpin (Parallelslalom, Skicross) und Langlauf (Sprint, Staffel) je Mixed-Teams: Mädchen und Buben aller Nationen wurden gemischt. Sie bemühten sich gemeinsam um ein gutes Resultat. Da konnte man Glück haben, wenn ein Crack die Durchschnittszeit nach unten trieb. Es galt aber auch, Toleranz zu üben, wenn man jemanden Langsameres zugeteilt erhielt. Schön wie die meisten Gruppen im Ziel aufeinander warteten und sich ungeachtet des Ergebnisses abklatschten. Später tauschten sie nicht nur Mützen, sondern auch Mobile-Nummern aus. Die Snowboarder und Freeskier wuchsen über die Tage zu einer kleinen Familie zusammen. Am rennfreien Donnerstag schauten sie sich den Eishockey-Finalmatch Lake Placid/USA gegen Hamilton/Canada (Sieg USA) an.

Podestplätze erfordern hohes Niveau
Die Einzelrennen zeigten es klar: In jeder Disziplin gab es beträchtliche Niveau-Unterschiede unter den Delegationen. Mitglieder von Trainingsorganisationen nationaler Verbände wie unser RLZ, professionell begleitet, markierten die Spitze. Im Ski Alpin waren wir mit sieben Medaillen (dreimal Gold und viermal Bronze) die Besten, im Snowboard gab es hinter Frisco/USA erfreuliche zweimal Bronzemedaillen bei den Mädchen. Bei den Burschen übertrumpften die Amerikaner alle. Im Langlauf dominierten die Läuferinnen und Läufer aus Frisco/USA, Tartu/Estland und Gorje/Slowenien. Da stiessen wir mit dem 3. Platz im Girls-Sprint-B-Final insgesamt auf den guten 7. Schlussrang von 22 Teilnehmerinnen vor. Auch wenn die ICWG neben dem sportlichen Erfolg der Begegnung in Freundschaft und Respekt hohe Bedeutung beimessen, für einen Podestplatz reicht es ohne ambitioniertes Training und gutes Material nicht.

Wetterkapriolen
Das Wetter präsentierte sich in allen Varianten. Am Sonntag, 6. Januar verlief der 500km-Bustransfer ab Flughafen Boston bei trockener Fahrbahn und mehrheitlichem Sonnenschein problemlos. Auch am Montag schien die Sonne bei ca. 5 Grad Celsius unter Null im Talboden. Die exponierte Lage des Whiteface Mountain mit Wind und entsprechend gefühlter Kälte war aber erstmals spürbar. Am Dienstag fühlte es sich bei Südwestströmung wie bei uns an: milde Temperatur und Nieselregen. Alle Rennen konnten aber ohne Einschränkungen durchgeführt werden. Am Abend am Umzug durch die Main Street öffnete der Himmel seine Schleusen und es regnete intensiv, bevor es gegen neun Uhr abends in Schnee überging. Es folgten zwei Schneetage, beide begleitet von böigen Winden in der Höhe. Die von Eisregen und schwerem Neuschnee belasteten Freileitungen hielten nicht Stand, was am Whiteface Mountain am Mittwochnachmittag zu einem gut zweistündigen Stromausfall und entsprechendem Rennabbruch führte. Zum Glück hatten die Skifahrer bereits einen Quali-Lauf des Parallelslaloms absolviert, der für die Medaillenverteilung verwendet werden konnte. Die Snowboard-Crosser blieben 40 Minuten auf der Sesselbahn sitzen, bevor sie mit Notstrom evakuiert werden konnten. Ihr Rennen tangierte es aber nicht, sie gingen zu Fuss hoch und brauchten keine elektronische Zeitmessung. Die über Nacht gefallenen 20cm Neuschnee waren einzig für die Langlauf-Coaches eine Herausforderung: Wie sollte man die Skis wachsen? Am Freitag herrschte dann Sonnenschein pur bei klirrender Kälte von ca. –15 Grad Celsius. Wir waren dankbar, wieder in den warmen Bus nach Boston einsteigen zu dürfen.

Fairplay-Award
Ganz im Sinne des International Children Games-Gründers (Metod Klemenc, 1968) und der olympischen Werte schrieb das OK einen Fairplay-Award aus: Alle Delegationen wurden aufgefordert, einzelne Athleten oder ein ganzes Team, das durch ausgesprochen faires Verhalten auffiel, zu melden. Für Saanen war sofort klar, wen sie vorschlagen würden: den Langläufer Cameron Scacheri von Cleveland, USA. Mauro Beetschen wird sein Erlebnis mit ihm nie vergessen. Er schilderte es wie folgt: «Ich hatte im Viertelfinal des Sprints um Platz 3 ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem Jungen. In der Finish Line versucht ich ihn noch zu überholen, doch ich blieb am linken Stock des Gegners hängen. Darauf stürzte ich zu Boden. Er wartete, bis ich aufgestanden war, und lief erst dann ins Ziel und entschuldigte sich freundlich bei mir.» Überrascht durften wir dann an der Schlusszeremonie erfahren, dass die Jury aus über einem Dutzend Vorschlägen unseren Kandidaten ausgewählt hatte.

Danke
Als Delegationsleiter hatte ich drei Ziele: unversehrte Gesundheit, viel Vergnügen und erfolgreichen Sport. Ich bin glücklich, dass sich alles erfüllt hat. Mein grosser Dank geht an ICG für die Einladung, an die Gastgeber und OK in Lake Placid, an alle Kinder für ihre Disziplin und Einstellung, an deren Eltern für das Vertrauen, an die Coaches inkl. Heinzelmänner Patrick und Renato mit Wachskiste und Treichel, die Gemeinde Saanen und an alle, die das möglich gemacht haben.

MARKUS ISELI, SAANEN, DELEGATIONSLEITER

www.lakeplacid2019/sports/results

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/yajh4tf3
Video: https://tinyurl.com/ycpvfbfk

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O-Ton der Kinder

Top

«Die Eröffnungsfeier mit dem Feuer und der Musik.» «Das Essen und der Schnee.» «Die tollen Wettkämpfe, die ich das erste Mal bestreiten durfte.» «Lake Placid ist sehr schön und die Menschen sind mega nett.» «Das Feuerwerk, auf dem Mirror Lake stehend, leider mit Regen, aber das störte uns dank unserer grossen Kapuzen nicht.» «Die Iceparty auf den Schlittschuhen war sehr lustig.» «Die Goldmedaille …»

Flop

«Das Trinkwasser.» «Einzelne Skirennen hätten besser organisiert werden können.» «Dass wir auf beiden Flügen kein Fernseh schauen konnten.»

Was bleibt

«Am ersten Abend badeten wir im Pool und haben schon neue Freunde gefunden. Mit denen hatten wir die ganze Woche Kontakt und auch jetzt noch.»
«Für mich war es ein riesiges Erlebnis. Ich nehme vor allem den Spass und die Kommunikation mit anderen Kindern aus anderen Nationen mit.»
«Ich habe viele Freundschaften bilden können und viele neue Erfahrungen gesammelt.»
«Kollegiales Verhalten in einem Wettkampf ist wichtig.»
«Dass man sich nicht schämen muss über sich selber, dass jeder der sein darf, der er ist.»
«Man darf keine Angst haben sich auszutauschen, auch wenn man nicht so gut Englisch kann, denn sie lachen nicht, sie helfen dir.»


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