Oldtimer versteigert

  04.01.2019 Gstaad

Grosser Auftritt für die klassischen Oldtimer: Am letzten Samstag des letzten Jahres kamen 46 Automobile, ein Töff und diverse andere Sammlerstücke unter den Hammer.

Etliche der prächtigen Oldtimer sind jedoch immer noch zu haben. Denn bei der Classic Car Auction vom 29. Dezember im Festivalzelt in Gstaad fanden lange nicht alle Fahrzeuge einen Käufer. Nur 13 Stück wurden gleich bei der Versteigerung verkauft. Bei etlichen anderen finden noch Nachverhandlungen über den Preis statt. Und 14 der Oldtimer konnten definitiv nicht verkauft werden. Dazu gehört auch der Austin Healy von John Lennon, für den niemand den geforderten Preis bezahlen mochte.


David Bowie schlägt John Lennon, Richard Burton und Liz Taylor

Am letzten Samstag des vergangenen Jahres ging die zweite von der Oldtimer Galerie Toffen organisierte Classic Car Auction im Festivalzelt in Gstaad über die Bühne. Unter den Hammer kamen 46 Automobile, ein Motorrad und diverse Automobilia.

ÇETIN KÖKSAL
Von den 47 Fahrzeugen im Wert von total ca. 9,5 Millionen Franken wurden 13 verkauft. Weitere 20 wurden unter Vorbehalt zugeschlagen, was bedeutet, dass der untere Schätzwert nicht erreicht wurde. In Nachverhandlungen wird der Veranstalter in diesen Tagen nun versuchen, eine Einigung zwischen Verkäufer und letztem Bieter zu erreichen. Liegt der unter Vorbehalt zugeschlagene Wert wenigstens in der Nähe des unteren Schätzwertes, ist die Wahrscheinlichkeit relativ gross, dass sich die beiden Parteien preislich aufeinander zu bewegen und es doch noch zu einem Verkauf kommt. Bei etwa der Hälfte der unter Vorbehalt zugeschlagenen Fahrzeuge scheint dies der Fall zu sein. 14 Autos konnten definitiv nicht verkauft werden.

Berühmte Vorbesitzer
Was letztes Jahr mit dem Volvo 262C gelang, nämlich eine Verzehnfachung des Marktwertes dank prominentem Vorbesitz, hat dieses Jahr gar nicht funktioniert. Der 1966 von John Lennon erworbene Austin-Healey 3000 Mk 3 BJ8 wurde gar nicht verkauft. Das weisse Mercedes 250 2.8 Coupé, das Richard Burton hier in Gstaad nutzte, wurde deutlich unter dem Schätzwert von 40 000 bis 70 000 Franken unter Vorbehalt zugeschlagen. Gerade einmal 26 000 Franken war ein Bieter bereit für dieses elegante 8 Coupé zu bezahlen, obwohl sich der Auktionator mächtig ins Zeug legte. Auch die Tatsache, dass die glamouröse Liz Taylor wohl des Öfteren von Ehemann Nr. 5 und 6 (1964–1974 und 1975–1976) durchs Saanenland chauffiert wurde, vermochte die Bietenden nicht zu euphorisieren.

Weshalb ging David Bowies Volvo letztes Jahr so fulminant durch die Decke? Lag es daran, dass der Musiker erst ein Jahr zuvor gestorben war? Man kann nur spekulieren, aber an den Autos an und für sich wird es wohl kaum gelegen haben. Sowohl Lennons Austin-Healey als auch Burtons Mercedes sind grundsätzlich die beliebteren und weiter verbreiteten Oldtimer als Bowies Volvo.

1932 bis 2017
Lot 146 war das älteste angebotene Fahrzeug. Obwohl man streng genommen durchaus darüber diskutieren könnte, ob der 1932 Bugatti Type 35B wirklich ein Oldtimer sei. Nun, die perfekten 1:1-Kopien der argentinischen Firma Pur Sang werden jedenfalls als einzige Replikas von Bugatti-Clubs auf deren Treffen und Ausfahrten akzeptiert. Sogar Michel und Caroline Bugatti, Sohn und Enkelin von Firmengründer Ettore Bugatti, besitzen je einen Pur Sang. Hier in Gstaad jedoch wollte niemand die verlangten 350 000 bis 375 000 Franken bezahlen. Das Auto blieb unverkauft. Das (zweit-?)älteste Auto, ein Fiat Balilla 508 CS Coppa d’oro von 1934, wurde dafür mit einem Aufschlag von 12 % über dem oberen Schätzwert von 155 000 Franken verkauft.

Jüngstes Fahrzeug war eine auf 150 Stück limitierte Serie des Aston Martin Vantage, genannt GT8. Der Zuschlag erfolgte hier weit unter dem Schätzpreis unter Vorbehalt. Auch der spektakuläre und seltene Supersportwagen MT900 aus dem Jahr 2005 des amerikanischen Kleinstherstellers Mosler Automotive fand keinen neuen Besitzer. Auf die gebotenen 180 000 Franken fehlten mindestens noch 55 000 Franken für einen Zuschlag.

Grosse Namen und Exoten
Alfa Romeo war mit fünf Angeboten vertreten, wobei die legendären 6C 2500 gleich dreimal in verschiedenen Karosserievarianten dabei waren. Zwei davon wurden leicht über dem oberen Schätzwert verkauft. Die beiden Cadillac Series 62 Convertible bzw. Extended Deck Sedan fanden etwas unter bzw. über dem Schätzwert neue Eigentümer. Von den vier angebotenen Vier-Sitzer-Ferraris, 365 GTC/4, 400 GT, 456 M GT und Mondial 3.4 T Cabriolet, erreichte lediglich der 456 M GT einen definitiven Zuschlag. Bei den anderen erfolgte dieser unter Vorbehalt. Die drei Sahnestücke der ehemaligen Pionierfirma Lancia wurden von den Bietern sehr unterschiedlich bewertet. Das Strassenmodell der neueren Rallye-Ikone, Delta HF Integrale EVO 2, wurde knapp 30 % über dem oberen Schätzwert ersteigert und erreichte damit den Spitzenaufpreis der diesjährigen Auktion. Das Homologationsmodell HF Stradale der älteren Rallye-Ikone Stratos konnte hingegen nicht verkauft werden, und das schöne Flaminia 2.8 3C Super Sport Coupé von Zagato wurde unter Vorbehalt zugeschlagen. Den zweithöchsten Aufschlag, nämlich fast 20 %, erreichte bereits das erste Lot, ein Honda S 800 Coupé. Für 35 800 Franken wechselte das kleine Sportwiesel mit 0,8-Liter-Motorradmotor den Besitzer. Downsizing gab es also bereits 1969!

Abschliessend darf man festhalten, dass auch dieses Jahr die Classic Car Auction ein breites Publikum an Interessierten angezogen hat. Die Sitzplätze der Bieter waren besetzt, viele boten zusätzlich via Internet und Nicht-Bieter nutzten die Möglichkeit, Klassiker der Automobilgeschichte hautnah besichtigen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Geschäft für den Veranstalter genug lohnt und Gstaad diese Bereicherung im Kalender erhalten bleibt.


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