Patricia von Grünigen folgt auf Heidi Schopfer

  29.01.2019 Saanen, Politik, Landwirtschaft

Die Landwirtschaftliche Vereinigung Saanenland hat eine neue Geschäftsführerin. Nachdem Heidi Schopfer nach zehn Jahren demissioniert hatte, wählte die Versammlung Patricia von Grünigen zu ihrer Nachfolgerin.

ANITA MOSER
Im Saanenland gibt es 271 Landwirtschaftsbetriebe, 210 sind derzeit Mitglied der Landwirtschaftlichen Vereinigung Saanenland. «Das freut und motiviert den Vorstand, den Verein weiter in Schwung zu halten», hielt Geschäftsführerin Heidi Schopfer an der 22. Generalversammlung in ihrem letzten Jahresbericht fest. Die dauernd neu angepassten Tierschutzvorschriften hätten den Vorstand veranlasst, aktiv zu werden. «Mit einem Schreiben an die Kreiskommission konnte nach langem Hin und Her erreicht werden, dass der Berner Bauernverband ein Treffen mit dem Kantonstierarzt organisiert, um ihn für die Schwierigkeiten im Berggebiet zu sensibilisieren.»

Der Verein ist auch auf dem politischen Parkett aktiv und bringt die Sicht der Landwirtschaft in verschiedenen Gremien ein, zum Beispiel im Gemeinderätlichen Kontaktgremium Volkswirtschaft, bei der Wildtierschutzverordnung, im Arbeitsausschuss Landschaftsqualität und Vernetzung, bei Gstaad Authentique oder der «Swiss Orienteering Week 19» (SOW). Zu diesem Mehrtage-Orientierungslauf werden vom 3. bis 10. August 3500 Teilnehmende aus 30 Nationen erwartet.

356 Arbeitstage vermittelt
Ein beliebtes Angebot ist der Einsatz von Zivildienstleistenden auf der Alp. Im vergangenen Jahr hat die Geschäftsstelle zusammen mit Zivi-Projektleiterin Bettina Bach zwischen Mai und Oktober 356 Arbeitstage vermittelt. Auch in diesem Jahr hoffen die Landwirte auf Unterstützung bei der Pflege der Alpweiden durch Zivildienstleistende. «Der Vorstand ist überzeugt, dass es eine gute Sache ist», so Heidi Schopfer. Ebenfalls eine gute Sache sind die Führungen im Käsereifungslager. Vor allem Schulklassen würden von diesem Angebot Gebrauch machen. «Es bleibt zu hoffen, dass sie Alpkäse-Konsumenten von morgen werden.»

Mit Erfolg hat sich der Vorstand dafür eingesetzt, dass die Nachprüfung für Anhänger und Lastwagen bis 3,5 Tonnen in der Region geprüft werden können.

Attraktives Jahresprogramm
Auch im aktuellen Jahr vertritt der Verein die Landwirtschaft in den verschiedenen Gremien, unterstützt die Gstaad-Züglete oder den Alpkäsemarkt, welcher heuer zusammen mit der Alpkäsemeisterschaft im September stattfinden wird. Auch organisiert er verschiedene Kurse wie zum Beispiel im März den «Bewegungskurs für Landwirtinnen und Landwirte».

Auf der Viehbörse fündig geworden
Nach zehn Jahren hat Heidi Schopfer als Geschäftsführerin demissioniert, die Stelle neu zu besetzen, war gar nicht so einfach und die Erläuterungen vom Präsidenten sorgten für Schmunzeln im Saal. Erst habe man versucht, selber jemanden zu suchen, ohne Erfolg, erklärte Präsident Christoph Bach. «Also haben wir die Stelle auf unserer berühmten Viehbörse ausgeschrieben und darauf haben sich gleich vier valable Kandidatinnen gemeldet.» Nach einer Anhörung aller Kandidatinnen hat sich der Vorstand für Patricia von Grünigen entschieden. Sie ist Mutter von vier Kindern und führt zusammen mit ihrem Mann Benjamin einen Landwirtschaftsbetrieb in Gstaad und geht im Sommer auf Plani z Berg. Mit Applaus wurde sie als Nachfolgerin von Heidi Schopfer gewählt.

Einstimmig wurde Kassier Daniel Yersin für eine weitere Amtsdauer bestätigt. Mit Applaus wählte die Versammlung Martin Reichenbach aus Lauenen neu in den Vorstand. Der 33-Jährige folgt auf Beat Reichenbach aus Lauenen, welcher nach acht Jahren im obligatorischen Austritt stand.

Christoph Bach dankte Beat Reichenbach für sein Engagement während acht Jahren im Vorstand und mit einer kurzen Laudatio würdigte er die Arbeit der abtretenden Geschäftsführerin. Man spürte, der Vorstand liess die engagierte Landwirtin nur ungern ziehen. «Sie war das freundliche Gesicht und die nette Stimme als erste Anlaufstelle der Landwirtschaftlichen Vereinigung Saanenland», so Bach. Heidi Schopfer habe mit ihrer dynamischen und zielorientierten Art viel Schwung in den Verein gebracht. Sie habe sich mit allen möglichen Themen auseinandergesetzt, mit Asylbewerbern oder Kuhflüsterern, aber auch «Bauer ledig sucht» habe angeklopft und nach potenziellen Kandidaten beim LVS angefragt. Darauf habe Heidi Schopfer geantwortet: «Dafür haben wir die Viehbörse …». Auch die Homepage des Vereins sei Heidi Schopfers Verdienst. Und sie habe in verschiedenen Gremien der Landwirtschaft eine Stimme gegeben.

Ausgeglichene Rechnung
Die von Kassier Daniel Yersin erläuterte Jahresrechnung schloss um rund 2000 Franken besser ab als erwartet. Prognostiziert wurde ein Defizit von 2500 Franken, abgeschlossen hat die Rechnung bei einem Ertrag von 35 170 Franken und einem Aufwand von rund 35 712 Franken mit einem kleinen Verlust von 542 Franken. Ohne Wortmeldung genehmigte die Versammlung die Jahresrechnung.

Auch das Budget wurde einstimmig genehmigt. Prognostiziert wird ein Ausgabenüberschuss von 8200 Franken. 2019 finden die Parlamentswahlen statt, mit Nationalrat Erich von Siebenthal kandidiert ein Vereinsmitglied. Grösster Posten auf der Aufwandseite sind denn auch 12 000 Franken für Kurse, Veranstaltungen, Wahlen und Projekte. Die grössten Posten auf der Einnahmeseite sind die 6800 Franken Mitgliederbeiträge sowie die drei Gemeindebeiträge – Saanen 12 300 Franken, Gsteig 3600 Franken und Lauenen 3500 Franken.

Referat zur AP22+
Im Anschluss an die ordentlichen Traktanden referierte Bernard Belk, Vizedirektor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), über die Agrarpolitik 22+. Mit der Agrarpolitik ab 2022 will der Bundesrat die agrarpolitischen Rahmenbedingungen in den Bereichen Markt, Betrieb und Umwelt verbessern. Damit soll die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft Chancen eigenständiger und unternehmerischer nutzen können. Zur finanziellen Unterstützung sieht er für 2022 bis 2025 das gleiche Budget wie bei der letzten AP vor. Mit der AP2022 werde nicht alles auf den Kopf gestellt, es sei eine notwendige Weiterentwicklung der AP 18–21, betonte Belk und er versprach, es werde keine Umlagerung von Geldern vom Berggebiet ins Talgebiet und umgekehrt geben. Gelder sollen besser eingesetzt werden, so Belk. Die AP22+ verstehe sich auch als Antwort auf den gesellschaftlichen Druck, speziell aus Umweltschutzkreisen wie zum Beispiel die Pestizid- und die Trinkwasserinitiative, welche voraussichtlich 2020 zur Abstimmung kommen.

Es sei ein sehr komplexes Thema und letztendlich seien die Auswirkungen schwer abzuschätzen, betonte Nationalrat Erich von Siebenthal im Anschluss an das Referat. «Es ist sehr wichtig, dass es keinen Mittelabfluss gibt», so von Siebenthal. «Ziel der AP 14–17 war, das Berggebiet und die dezentrale Besiedelung zu stärken.» Dies sollte man mit einer allfälligen Zurückweisung nicht aufs Spiel setzen. Werde das ganze Paket abgelehnt, sei ungewiss, wie ein nächster Vorschlag aussehe. «Es gibt Differenzen, aber das heisst nicht, dass alles nicht gut ist», so der Gstaader Nationalrat und Bergbauer und plädierte dafür, gemeinsam einen Weg, eine Lösung zu finden.

Die Vernehmlassung für die AP22+ dauert bis 6. März. Geht alles nach Plan, soll sie am 1. März 2022 in Kraft treten.

www.landwirtschaft-saanenland.ch www.blw.admin.ch


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