Gstaad Airport: anspruchsvolle Schneeräumung

  12.02.2019 Saanen

In den letzten Wochen hat es viel und oft geschneit. Trotzdem war der Flugverkehr auf dem Gstaad Airport immer gewährleistet. Ein Einblick in die Schneeräumung.

BLANCA BURRI
Was macht man, wenn ein Flugplatz unter einer dicken Schneedecke liegt? Räumen natürlich. Doch wenn alleine die Piste 12 Fussballfelder gross ist, und nicht nur sie, sondern auch der immens grosse Vorplatz des Betriebsgebäudes und der Hangars immer schwarz geräumt werden müssen, ist das mit Schaufel und Besen nicht getan. Da braucht es grösseres Geschütz. «Die Schneeräumung ist eine sehr grosse und anspruchsvolle Aufgabe», erklärt Marc Steiner, CEO Gstaad Airport, gegenüber dieser Zeitung und lädt sie ein, bei der Räumung dabei zu sein.

Grosser Star
Der Grosse Star der Schneeräumung auf dem Gstaad Airport heisst Jetbroom 10 000 von der Firma Boschung. Der Dreiachser ist 13 Meter lang und wiegt ohne Aggregate 20 Tonnen. Für die effiziente Schneeräumung muss der Pflug mit einer Breite von achteinhalb Metern ins Zentrum gerückt werden. Das Wunderkind Jetbroom hat noch weitere Funktionen, dazu später mehr. Jetbrooms Herr und Meister heisst René Zürcher. Der 74-Jährige arbeitete während 33 Jahren bei der Schweizer Luftwaffe und kennt sich mit Fluggeräten bestens aus. «Eigentlich können gewisse Flugzeuge auch bei einer weissgeräumten Piste starten und landen». Aber um einen möglichst sicheren Flugbetrieb zu gewährleisten, wird die Piste inzwischen schwarzgeräumt.

Arbeitsbeginn um fünf Uhr früh
Hat es geschneit, ist das Schneeräumungsteam bereits ab fünf Uhr in der Früh am Werk. Jetbroom stösst den Schnee von der Piste, eine Schneefräse kümmert sich um die Ränder und der Traktor mit seinem etwas schmaleren Pflug zeichnet für die Feinarbeit rund um die Gebäude verantwortlich. Die Grobräumung dauert rund zwei bis drei Stunden. Danach beginnt die Feinräumung.

Schwarzräumung dank Bürste
Was Jetbroom so einzigartig macht, ist seine Bürste, die zwischen der vorderen und der hinteren Achse befestigt ist. Sie beseitigt den verbliebenen festen Schnee, der von einem Luftstrom vor der Bürste weggefegt wird. Auch nach der Bürste kommt ein Blaskanal zum Einsatz, der eventuell verbliebenen Schnee hinter der Bürste wegbläst. Die Bürste ist mehr als sechs Meter breit und somit sehr effizient. Die Energie für diese Spezialfunktion liefert ein separater 450 PS starker Dieselmotor.

Was im Video auf der Online-Plattform dieser Zeitung sehr gut zu sehen ist, ist die Kraft, die es braucht, um den Schnee von der Piste zu fegen. Das ähnelt einem kleinen Wintersturm.

Durch die Reibung der Bürste entsteht Wärme und im Anschluss wegen der kühlen Wintertemperaturen Eis. Dadurch ist der Einsatz von Salz im Anschluss an die Räumung wichtig. Die Salzlösung befindet sich in einem Tank auf demselben Gerät, wird aber in einem separaten Durchgang verteilt.

Erfahrung ist am wichtigsten
Das Riesengerät wurde auf diese Wintersaison angeschafft und kostete eine knappe Million Franken. Noch funktioniert nicht alles wie am Schnürchen, denn die Arbeitsabläufe sind nach so kurzer Zeit noch nicht automatisiert. «Ich vermute, dass es ein bis zwei Saisons dauert, bis wir alle Vorteile von Jetbroom voll ausschöpfen», sagt Marc Steiner. Als Grund nennt er die Komplexität des Gerätes. «Alles muss richtig eingestellt werden und ein Automatismus muss sich einspielen», erklärt er.

Aufeinander achten
Obwohl ein Automatismus einen schnelleren Ablauf garantiert, muss das Team immer auch auf die aktuellen Gegebenheiten achten. Denn trotz Schneeräumung muss der Flugverkehr 24 Stunden am Tag gesichert werden. «Seit diesem Winter verfügen wir über ein 24-h-Rettungshelikopterpikett. Das bedeutet, dass wir rund um die Uhr bereit sein müssen», erklärt Steiner.

Im 20-Tonnen-Gefährt
Was von Aussen wie ein Dinosaurier aussieht, ähnelt von innen einem Flugzeugcockpit. Jetbroom ist zwar ein gewöhnlicher, automatisch geschalteter Lastwagen, verfügt aber über zahlreiche Tasten, zwei Joysticks und vieles mehr. Damit werden alle Elemente einzeln gesteuert: Pflug, Bürste, Gebläse und Salzstreuer. Um alle Funktionen überwachen zu können, zeigt ein Bildschirm sie an.

Um in den Führerstand zu gelangen, muss man etwa zwei Meter überwinden und somit ein paar Stufen hochklettern. Die grossen Fenster geben den Blick frei über das ganze Flugplatzgelände. Dank zahlreichen Spiegeln hat René Zürcher den Überblick darüber, was neben dem Lastwagen alles passiert.

Mit dem Schneefall von Sonntag auf Montag hiess es auch für die Räumungscrew vom Gstaad Airport : Früh aufstehen!

Video: http://tinyurl.com/y2xemkbs

 


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