In Blut getünchtes Lauenen

  19.03.2019 Kultur, Lauenen

Bestsellarautor Christof Gasser wartet mit dem neuen Buch «Blutlauenen» auf. Am Ort des Geschehens fand am vergangenen Freitagabend die erste Buchpräsentation statt.

BLANCA BURRI
Der Buchtitel«Blutlauenen» lässt viele Interpretationsmöglichkeiten zu. Er provoziert innere Bilder, die den Leser gedanklich mitten in einen Krimi katapultieren, obwohl er mit der Lektüre noch gar nicht begonnen hat. Eigentlich heisst das herrschaftliche Jagdhaus auf der Tungelalp oberhalb von Lauenen «Blutlauenen», das Mittelpunkt des gleichnamigen Krimis ist. «Der Name bezieht sich auf die grossen Mühen und Kosten, unter denen Blutlauenen entstanden ist. Man musste dafür ‹blüete›», erklärte Christof Gasser den vielen Interessierten im Hotel Alpenland. Das Jagdhaus gehört einer Jugendfreundin von Cora Johannis, der Hauptfigur des Romans. Nach «Schwarzbubenland» lässt der Autor Cora darin zum zweiten Mal einen Fall lösen.

Mythen und Legenden
Cora Johannis lässt sich spontan überreden, ein Wochenende mit ihrer alten Clique zu verbringen. Dafür reist die Gruppe ins Ferienhaus Blutlauenen, das dem Vater einer ihrer Jugendfreundinnen gehörte. Ihre Kameraden fliegen mit dem Helikopter auf die Alp, Cora Johannis wählt aber den Fussweg ab Lauenen. Auf dieser Wanderung begegnet sie verschiedenen Personen, die sie mit ihren Geschichten und Legenden über Blutlauenen gefangen nehmen. Während dem steilen Aufstieg zieht dichter Nebel auf. Ein Mann mit breiter Hutkrempe und schwarzem Umhang taucht unvermittelt auf und verschwindet ebenso unvermittelt wieder. Diese Szene setzt erste Akzente im Spannungsbogen. Bereits beim anschliessenden Abendessen im feudalen Jagdschloss hört das erste Herz der zehnköpfigen Truppe auf zu schlagen. Durch einen Wetterumsturz ist Blutlauenen schliesslich von der Welt abgeschnitten und verwandelt sich kurzerhand in eine unheilvolle Berginsel.

Weshalb Lauenen
Christof Gassers Krimis haben immer einen Bezug zu Solothurn, seiner Heimatstadt. «Solothurn liegt auf der deutsch-französischen Sprachbrücke. Es war mir ein Anliegen, dass auch ‹Blutlauenen› an der Sprachgrenze liegt», erklärte er. Gassers Inspirationsquelle für den Krimi lag in Agatha Christies «Ten little niggers». Dieser Krimi spielt auf einer einsamen Insel. Da es in der Schweiz wenige Inseln ging, ging Gasser auf die Suche nach einem inselähnlichen Ort und fand ihn in Form einer abgelegene Alp, die nur zu Fuss oder per Helikopter erreichbar ist. Neben Lauenen wäre auch noch der Schwarzsee in Frage gekommen. «An Lauenen war ich mehr interessiert, das hat mich gefangen genommen.» Deshalb hat sich Gasser für Lauenen entschieden.

Zwei Jahre
Regula Tanner führte spannend durch den anregenden Abend. Die Zuhörer kamen so nicht nur in den Genuss von Hörproben, auch ganz viele Fragen wurden im kurzweiligen Gespräch bereits beantwortet. Zwei Jahre lang hat Gasser für das Projekt «Blutlauenen» eingesetzt. Er ist mehrmals nach Lauenen gereist, um die Handlung möglichst authentisch in die Landschaft einzubetten. Geschrieben hat er sie schliesslich in seinem Ferienhaus im Wallis. «Auch dort war ich eine Zeitlang eingesperrt», erzählte er. Es habe so stark geschneit, bis er einen Nachmittag einsetzen musste, um die Kellertür freizuschaufeln. Die Lawinengefahr sei so stark angestiegen, dass das Verlassen des Hauses zur Gefahr geworden sei.

Krimi für Krimifans
Dem eingefleischten Krimifan gefällt Blutlauenen ohne wenn und aber! Christof Gasser weiss, wie er Spannung erzeugen kann, wie er verschiedene zeitliche Ebenen, in denen der Roman handelt, miteinander verknüpfen muss. Er verbindet nicht nur die Geschichte der Clique, sondern auch historische Elemente bezüglich Nazigold und die Rolle der Schweiz beim Raub des Judengoldes während des Zweiten Weltkrieges. Diese Ausführungen sind wiederholend und wirken manchmal etwas schulmeisterlich. Die Nebenhandlungen wie auch die Morde fühlen sich zum Teil konstruiert an. Trotzdem bleibt das Lesen ein Genuss, gerade auch, weil die Spannung bis zur letzten Seite bleibt.


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