Die 400-m-Hallen-Europameisterin Lea Sprunger hat Gstaader Wurzeln

  12.03.2019 Sport

Nach ihrem ersten Europameistertitel im letzten August in Berlin in ihrer Lieblingsdisziplin über 400 m Hürden, doppelte die Schweizerin Lea Sprunger drei Tage vor ihrem 29. Geburtstag in der grössten schottischen Stadt in einem Herzschlag-Finale über 400 m unter dem Hallendach nach. Was die meisten nicht wissen ist, dass die Mutter der 1,83 m grossen Topathletin aus Gingins im Waadtländer Jura dank ihrer Mutter Doris Hauswirth mit Gstaad verbunden ist.

Vor 29 Jahren am 3.und 4. März 1990 fand schon einmal eine Hallen-Leichtathletik-EM in Glasgow statt. Damals hiess die Indoor-Halle und das daneben stehende Velodrome, indem sich das Medienzentrum befand, noch nicht Emirates Arena, sondern Kelvin Halle. 1990 hatte die Bernerin Sandra Gasser über 1500 m einen Steinwurf vom Fussballstadion von Celtics Glasgow – dem grossen Stadtrivalen der Glasgow Rangers – entfernt, als Zweite hinter der Rumänin Doina Melinte für die einzige Schweizer Medaille gesorgt. Bei der gleichen Indoor-EM hatte auch der im Moment im Rampenlicht stehende Präsident des Fussballclubs Grasshoppers Zürich und des Eishockeyclubs SC Langenthal, Stefan Anliker, seinen Auftritt als Coach seiner heutigen Frau Regula Anliker Aebi, die ein Jahr nach ihrer EM-Silbermedaille in Den Haag (NL) in Schottland über 200 m im Halbfinal ausschied. Und am 2. März 2019 hatte mit der oft als «romande» bezeichneten Lea Sprunger, die einen Tag nach der Schlussfeier der ersten EM auf schottischem Boden vor 29 Jahren geboren wurde, erneut eine Frau für die einzige Schweizer Medaille gesorgt.

Lea Sprunger mit einem Hitchcock-Finale mit Weltjahresbestzeit gestoppt
Nachdem Lea Sprunger in Glasgow schon den Vorlauf und den Halbfinal dominiert hatte, gewann sie auch den EM-Final über 400 m in einem wahnsinnig spannenden Rennen mit einer Hundertstelssekunde Vorsprung vor der Belgierin Cynthia Bolingo Mbongo, die zweimal belgischen Rekord lief, in der Jahresweltbestzeit von 51,61 Sekunden, ihrer drittbesten Zeit in ihrer Karriere unter dem Hallendach. «Das war ein verrücktes Rennen, nachdem ich wieder mein Rennen wie im Vorlauf und im Halbfinal von der Spitze gemacht hatte. Plötzlich kam am Schluss die Belgierin von hinten. Ich habe sie gespürt. Zuerst wusste ich nicht ob sie oder ich gewonnen habe», so die ersten Worte von Lea Sprunger im Ziel. «Ich dachte zuerst: ‹Das kann doch nicht wahr sein, dass ich das Rennen auf dem allerletzten Meter noch verloren habe›», legte Lea Sprunger, die vor zwei Jahren bei der letzten Hallen-EM in Belgrad bis 100 m vor dem Ziel noch in Führung gelegen war und schliesslich einbrach und die Ziellinie nur als fünfte überquert hatte, nach. «In diesem Winter habe ich zusammen mit meinem Trainer Laurent Meuwly nach Rückenbeschwerden im Dezember und einer Erkältung im Januar mein Training und die Wettkampfplanung etwas umgekrempelt und bin vor 14 Tagen an der Schweizer Meisterschaft in St. Gallen nur über 60 Meter gestartet.» Laurent Meuwly, der Swiss Athletics Ende März verlassen wird und neuer Nationaltrainer in Holland wird, bleibt aber der persönliche Coach von Lea Sprunger, Kariem Hussein und der Tessinerin Ajla Del Ponte, der 60-m-EM-Achten. Auf die abschliessende Frage, ob sie ihren Heimatort Fischingen (TG) kennt, sagte Lea Sprunger kurz und bündig: « Leider nicht gut.» Dafür kennt die Weltklasse Athletin Lea Sprunger die Heimat ihrer Mutter Doris Hauswirth, Gstaad, viel besser. «Früher bin ich öfters mit meinen Eltern und Geschwistern in Gstaad in den Ferien gewesen und auch Ski gefahren.»

Dazu ihre Mutter Doris Sprunger-Hauswirth. «Mein Onkel ist der frühere Gstaader SVP-Grossrat und Landwirt Armin Hauswirth. In den Skiferien waren wir immer im Mätteli bei der Grossmutter zu Hause. Am meisten waren wir zum Skifahren entweder auf den Wispile- oder Eggliskipisten unterwegs», so die Mutter der Schweizer Leichtathletik-Queen von Glasgow.

Dafür kennt Vater Andreas Sprunger Fischingen, den Heimatort der Sprungers besser, nicht zuletzt auch wegen den beiden Thurgauer Radprofis Stefan Küng und Reto Hollenstein. «2014, als Stefan Küng in Nyon U23-Doppel-Europameister im Zeitfahren und im Strassenrennen wurde, war ich im OK und lernte Stefan Küng kennen. Und Ende 2016, als das Westschweizer World Tour Team IAM Cycling aufgelöst wurde – das seine Mannschaftspräsentation auch einmal in Gstaad durchführte – konnte ich von Reto Hollenstein einen Rahmen erwerben. In der Zwischenzeit habe ich mit dem Rennrad schon zahlreiche Tour-de-France-Pässe erklommen», sagte Andreas Sprunger, der mit seiner Frau Doris in Glasgow vor Ort seine Tochter Lea an den drei Wettkampftagen unterstützte.

Sportliche Familie
Die Schweizer Springreiterin Janika Sprunger, die ebenfalls schon EM-Medaillen im Reitsport gewonnen hat, ist übrigens eine Cousine von Lea Sprunger und ihrer Schwester, der inzwischen zurückgetretenen Mehrkämpferin Ellen Sprunger. Und der Freiburger Eishockeystar Julien Sprunger ist ein Cousin zweiten Grades. Nicht verwandt mit Lea Sprunger ist aber die zweimalige OL-WM-Bronzemedaillengewinnerin Sabine Hauswirth aus Kirchenthurnen, wie Doris Sprunger-Hauswirth gegenüber dem «Anzeiger von Saanen» sagte.

MANFRED DYSLI


ZUR PERSON

Lea Sprunger: geb. 5. März 1990
Grösse: 1,83m
Verein: Cova Nyon
Erfolge: Europameisterin 2018 in Berlin über 400 m Hürden; Europameisterin 2019 in Glasgow über 40 m in der Halle; EM- Bronze 2016 in Amsterdam über 400 m Hürden; Juniorinnen/U20-EM-Bronze 2009 in Novi Sad im Siebenkampf
Trainer: Laurent Meuwly


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