Mehr Bergnotfälle wegen schönem Wetter

  15.03.2019 Region, Unfall

2018 sind in den Schweizer Alpen und im Jura 3211 Personen in eine Notlage geraten und mussten von der Bergrettung gerettet oder geborgen werden. Das sind fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim klassischen Bergsport sind 135 Menschen tödlich verunfallt. Das Saanenland kam mit vier Bergtoten im Jahr 2018 vergleichweise heil davon.

Die Bergrettungsorganisationen bargen im Kalenderjahr 2018 in den Schweizer Alpen und im Jura 3211 Personen (inklusive der unverletzt Geretteten oder Erkrankten). Diese Bilanz ergibt im Vergleich zum Vorjahr (2712 Beteiligte) eine Zunahme von fast 20 Prozent. 1021 Personen konnten gesund oder nur leicht verletzt gerettet werden. Bei den klassischen Bergsportarten waren bei allen Kategorien mehr Notfälle zu verzeichnen. Unterschiedliche Entwicklungen zeigten sich bei den weiteren Bergsportaktivitäten: Mehr Ereignisse gab es bei Variantenabfahrten (Freeride), während der Jagd, auf Klettersteigen, beim Gleitschirmfliegen und beim Mountainbiken – etwas weniger hingegen auf Schneeschuhtouren und beim Base-Jumping.

Mehr tödliche Abstürze
Auch die Zahl der Todesfälle ist mit 207 (Vorjahr 154) deutlich höher. Am zahlreichsten waren solche als Folge eines Absturzes mit 120 Opfern (Vorjahr 80) und wegen einer Erkrankung mit 49 Betroffenen (Vorjahr 39). Beim Bergsport im engeren Sinne kamen bei 117 Unfällen 135 Personen ums Leben, das sind rund 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Ideale Wetterbedingungen lockten viele Tourengänger in die Berge
Mit 34 Personen (Vorjahr 10) sind vor allem deutlich mehr Skitourengänger tödlich verunfallt. Lawinenunfälle (15) sowie Erschöpfung und Erfrieren (7) waren die Ursachen. Auch auf Hochtouren waren deutlich mehr Alpinisten von einem Notfall betroffen. Die Zahl der tödlich verunfallten Personen ist jedoch mit 21 im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Beim Klettern sind 6 Personen tödlich verunfallt (Vorjahr 2). 5 davon sind wegen einer Fehlmanipulation bei der Seilhandhabung tödlich abgestürzt. Ebenso beim Bergwandern ist die Zahl der tödlich verunfallten Personen mit 57 Personen etwas höher als im Jahr zuvor. 54 davon kamen durch einen Absturz ums Leben, die meisten abseits von markierten Berg- und Wanderwegen.

Die sehr hohe Zahl von Bergnotfällen ist vor allem auf die hohe Tourentätigkeit zurückzuführen, wie der Schweizer Alpenclub (SAC) in seiner Medienmitteilung zur Bergnotfallstatistik 2018 schreibt. Ein schneereicher Winter und ein sehr langer, trockener und heisser Sommer und direkt anschliessend ein schöner Herbst hätten viele Menschen in die Berge gelockt, schreibt der SAC, und folgert: «Auch wenn jeder tödliche Bergunfall ein Unfall zu viel ist: In dieser Hinsicht war 2018 kein Rekordjahr. Dies nicht zuletzt dank der professionellen und effizienten Bergrettung.»

Wenig Unfälle im Saanenland
Für das Saanenland sind nur die Zahlen betreffend tödlicher Bergunfälle gesondert vorhanden. Hier sieht es im Vergleich zu anderen Gegenden nicht so schlecht aus. Vier Bergtote waren im Jahr 2018 insgesamt zu beklagen. Drei Personen kamen bei Lawinenunfällen ums Leben – zwei starben bei einer Skitour im Januar im Bereich der Seechäle östlich des Parwengsattels. Eine weitere Person starb bei einer Skitour im Februar im Rottal (Gelten) bei einem Lawinenniedergang. Ausserdem kam 2018 ein Bergwanderer bei einem Absturz am Gältetrittli (Follhore) zu Tode. Angesichts der hohen Frequenz an Tourengängern, Bergwanderern und Kletterern im Saanenland sind das statistisch gesehen recht wenig tödliche Unfälle. Noch besser war die Statistik der tödlichen Bergunfälle im Saanenland für das Jahr 2017: Damals musste in unserer Gegend nämlich gar kein einziger Bergtoter verzeichnet werden.

SABINE REBER/PD


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