Ride on Music Festival – ein Highlight der Skisaison

  12.03.2019 Gstaad, Saanenland

15 Bands, 70 Helfer und 2700 wetterfeste Besucher machten das Ride on Music Festival zu einem Highlight der Skisaison. Steff la Cheffe berührte das Publikum mit alten und neuen Songs.

SARA TRAILOVIC
Newcomer und alte Hasen, Pistenrowdis und Stubenhocker, alle trafen sich letztes Wochende in Schönried zum Ride on Music Festival. Das «Hudelwetter» konnte das Saanenland auch nicht davon abhalten, die Latten und Boards anzuschnallen, um zu den Konzerten im Skigebiet zu gelangen.

«Wieder mal ein gelungenes Festival», meinte OK-Präsident Björn Schär in der Medienmitteilung vom 10. März. 2700 Besucherinnen und Besucher konnte der Event verzeichnen, nur 100 weniger als im Vorjahr. Einziger Wermutstropfen: Das Sonntagskonzert in der Horny Bar musste wegen Sturmwarnung abgesagt werden.

Alles andere als 0815
Das Ride on Music steht nicht für 0815 Acts. Die Besucher schätzten, dass das Festival auch dieses Jahr nicht einfach dem letzten Schrei gefolgt war. Raphael Wenger hatte eine erlesene Auswahl an Bands organisiert: «Die meisten Künstler werden intern vom OK-Team vorgeschlagen, ich prüfe dann, ob diese verfügbar sind und ins Budget passen.» In den letzten Jahren war die Auswahl internationaler, dieses Jahr performten fast nur einheimische Künstler. Das habe sich ganz unbewusst ergeben, so Wenger.

Der Vielfalt hatte dies keinen Abbruch getan. Melodiöser Rock der St.Galler Band «Catalyst» wurde im Verlauf des Freitagabends abgelöst von einer Walliserin mit afrikanischen Wurzeln: KT Gorique, die ihr Temperament in französischen Old-School-Hip-Hop mit Reggae-Einfluss verpackte.

Frühes Aufstehen und klamme Finger – die Bands nahmen alles in Kauf und wurden dafür mit einem tollen Publikum belohnt. Am Samstag wärmten Buschi & Anni aus Nidwalden das Iglu-Dorf ein. Im Pasatiempo standen wenig später zwei Züricherinnen auf der Bühne, in dicke Mäntel und Schals gehüllt. Medienverantwortliche Marie-Line Michel zeigte sich aufmerksam und stellte den beiden einen heissen Schnaps auf die Bühne. «Wir sind es nicht gewohnt, bei dieser Kälte aufzutreten», gestanden Steiner & Madlaina bald darauf. Zum Glück wärmte sich das volle Zelt schnell auf und das Duo kam in Fahrt. «Komm, wir trinken auf das schöne Leben», sang es wenig später im Pasatiempo. Bittersüss und schlicht erklangen die Songs der Newcomer zwischen flatternden Zeltblachen.

Kriterium «tanzbar»
Eine Gratwanderung zwischen Herzschmerz und rebellischer Tanzmusik bot auch Stefanie Peter alias Steff la Cheffe. Ihr neustes Album «Härz Schritt Macherin» bietet viele intime Songs mit Popanteil – ungewohnte Töne für die Bernerin, die sich in jüngeren Jahren ganz dem Rap und Beat-Boxen verschrieben hatte.

«Für das Ride on Music haben wir die Stücke mehr nach dem Kriterium ‹tanzbar› gewählt», erzählte Steff la Cheffe dem «Anzeiger von Saanen» nach dem Konzert. Doch die melancholischen Songs ganz auslassen sei nicht in Frage gekommen. «Ich habe das Album für mich geschrieben, ohne Rücksicht auf das Musikbusiness – vielleicht spricht es deshalb so manchem aus dem Herzen. Ich habe extrem emotionale Reaktionen erhalten, darunter viele handgeschriebene Briefe.» Die Performance der prämierten Musikerin bei der Talstation Horneggli war eine emotionale Berg- und Talfahrt. «Früher war ich stark aufs Entertainen fixiert, ich hatte Angst vor der Lücke, wollte das Publikum ohne Pause auf einem Hoch halten. Heute weiss ich: Gewisse Stellen brauchen Wirkungszeit und Ruhe.»

Die Künstlerin freut sich nun auf eine Reihe kleiner Konzerte, wo die Intimität des neuen Albums seine volle Wirkung entfalten kann. Am Ride on Music zu spielen, habe ihr extrem Spass gemacht. «Das Publikum hat mir viel zurückgegeben», blickte Steff la Chefffe auf das energievolle Konzert zurück.

Schneebühnen trotzten dem Tauwetter
Das 70-köpfige Helferteam war wie immer für jedes Wetter gewappnet. Regen und Wind konnten der Stimmung (fast) nichts anhaben. «Das Wetter könnte sich sogar positiv auf die Besucherzahlen im Skigebiet oben auswirken, weil die Gäste nach ein, zwei Abfahrten direkt ins Festzelt gehen», meinte Michel Hediger am dritten Tag des Events. Dass sich die Witterung negativ auf das Abendprogramm auswirken würde, daran zweifelte Hediger, da auch viele spontane Besucher erwartet wurden – er sollte Recht behalten. Bereits am Freitagabend konnten fast 700 Eintritte für das grosse Festzelt bei der Talstation verkauft werden, mehr als im letzten Jahr.

Das Ride on Music kann mittlerweile viele Stammgäste vorweisen, doch das Festivalteam hatte sich nicht auf den Lorbeeren der vergangenen sechs Jahre ausgeruht. «Wir haben dieses Jahr das professionelle Marketing-Tool von Facebook und Instagram voll ausgenutzt. Dabei konnten wir eine Zielgruppe festlegen, die dann platzierte Anzeigen in ihrem Feed erhielten», so Hediger, der zu den Gründervätern des Festivals gehört. «Die Verkaufszahlen schlugen jeweils sofort aus, sobald das OK eine Anzeige aufgeschaltet hatte.»

Neu waren die beiden Bühnen im Pasatiempo und Iglu-Dorf aus Schnee und Eis gebaut und auch im Tal verpflegten sich die Besucher in einem Iglu mit Bratwürsten, Thai-Burgern und natürlich dem offiziellen Festivalbier. Weder die heissen Auftritte der Bands noch das Tauwetter konnten die Bühnen zum Schmelzen bringen.

Weitere Fotos unter: https://tinyurl.com/y6o7gazw

Video: https://tinyurl.com/y3xbgml8


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