Zum 25-Jahr-Jubiläum von Zweisimmen Jazz kamen am 30. März «Lily Horn Is Born», damals die erste Band, welche im Gasthof Derby live spielte, wieder einmal nach Zweisimmen und begeisterte das Publikum. Markus Bachmann und Jules von Enckevort, die beiden Gründer von Zweisimmen Jazz, gaben zwischendurch einen Rückblick.

Zweisimmen Jazz schafft es mittlerweile seit 25 Jahren immer wieder, fantastische Musikerinnen und Musiker nach Zweisimmen zu holen. 1994 setzten Jules van Enckevort und Markus Bachmann ihre «verrückte» Idee, Jazzkonzerte in Zweisimmen zu veranstalten, in die Tat um. Mit ihrer lockeren und humorvollen Art gaben sie lustige Anekdoten in einem Rückblick preis. Die ersten sechs Jazzabende waren im Derby – am Anfang sogar erst als Zusammenschnitt auf einer Kassette. Das Publikum genoss den letzten Samstagabend und die entspannte, humorvolle, fast schon familiäre Stimmung sehr.

«Lily Horn Is Born» hatte die Ehre, als Jubiläumsband wieder im Gasthof Derby zu spielen. Die Zuhörenden liessen sich von den Spielkünsten und dem Charme der vier Frauen beeindrucken. Jede der vier Lilys brachte ihre eigene, faszinierende Identität und auch ihre selbst komponierten Musikstücke mit. In der Musik von Anette Kitagawa, die mit Lisette Wyss das Saxofonquartett gegründet hat, Susanne Müller und Fabienne Hoerni werden die Sehnsucht, das aufmerksame Erleben vertrauter Orte, aber auch entfernterer Länder, Zwischenmenschliches und die Freude am Leben hörbar. So manches Mal ging es auch ins Philosophische, zum Beispiel, wenn Lisette Wyss von dem Gefühl erzählt: «Man schwimmt auf einer hohen Welle, merkt, dass es gleich bergab geht und hat Angst, im Stillen Ozean zu landen. Das möchte man ja schliesslich auch nicht.» Es folgte der «Möwen-Gospel».

Jedes Musikstück hat seine Geschichte
Vor jedem Stück erzählte die jeweilige Komponistin, was die Idee dahinter ist. Die einzelnen Geschichten liessen die Zuhörenden schmunzeln und noch tiefer in die Musik eintauchen. So wie bei «Lily goes round». Lily fährt auf einem Rösslispiel (Karussell), welches sich immer schneller dreht, bis es sie «wegspickt». Oder auch bei dem Stück über Bob Horn, dem legendären Saxofonisten und Frauenschwarm, der mit einer Schiffskappelle über das Meer fährt. Es liess den Wellengang und das bewegte Leben erahnen.

«Nenn das Kind Lily, Geld folgt» – «Lily Horn Is Born»
Und eben dieser Frauenschwarm Bob Horn hat mindestens vier Töchter. «Bei jeder Geburt sendete er der Mutter ein Telegramm: «Nenn das Kind Lily, Geld folgt.» «Und vier von ihnen sind wir», so Lisette Wyss augenzwinkernd. Dass die vier passionierte Profimusikerinnen sind, zeigten sie dem begeisterten Publikum. Die Interaktion zwischen den Musikerinnen lockte zum noch genaueren Hinhören und die Musik, lediglich von den verschiedenen Saxofonen gespielt, entführte in andere Welten.

«Jazz ist auch Stimmung»
«Jazz ist nicht nur Musik, sondern auch Stimmung.» Mit diesem Satz fasste Jules von Enckevort den Abend treffend zusammen und erklärte so auch gleichzeitig seine Begeisterung für die Jazzmusik. Und diese Begeisterung setzt sich fort. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres wurde am letzten Samstag die jazzige Überraschung angekündigt: Auf den Tag genau 25 Jahre nach dem ersten Zweisimmen Jazzanlass haben die Organisatoren am Samstag, 30. November 2019 ein internationales Jazzkonzert in Zweisimmen in Planung. Der Vertrag ist unterzeichnet und die reformierte Kirche reserviert.

Galakonzert mit Richard Galliano und Paolo Fresu
Beim Jubiläums-Galakonzert werden keine Geringeren als der französische Spitzenakkordeonist Richard Galliano, der sardische Trompeter und Flügelhornist Paolo Fresu sowie der schwedische Pianist Jan Lundgren mit dem Projekt «Mare Nostrum III» einen würdigen Rahmen für den Abschluss des 25-jährigen Bestehens von Zweisimmen Jazz bilden. Der Vorverkauf läuft später an, zu gegebener Zeit wird darüber informiert. Auch für Nicht-Musikkenner und aktive Zuhörer lohnt sich der Besuch bestimmt.

KERSTIN KOPP