«Samariter bilden das erste Glied der Rettungskette»

  05.04.2019 Saanenland, Interview, Vereine, Gesundheitswesen

Die Samariter leisten seit 80 Jahren Erste Hilfe im Saanenland. Der Verein kämpft ums Überleben und das, obwohl das Thema Notfallversorgung hochaktuell ist. Vizepräsident Patrick Westemeier informiert über die Funktion des Samaritervereins Saanenland.

SARA TRAILOVIC

Wieso braucht es die Samariter?
Besonders in Bergregionen leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Gesundheitswesen, unter anderem sind wir für die Blutspendeaktionen zuständig. Der Samariterverein organisiert die Nothelferkurse, Wiederbelebungs- und Firmenkurse. Ausserdem leisten wir Postenläufe an verschiedensten Anlässen, von Schwingfesten bis zur kommenden Swiss-O-Week. Dadurch sparen die Organisatoren viel Geld, da sie keine privaten Sanitätsfirmen engagieren müssen.

Seit wann gibt es den Samariterverein Saanenland?
Seit bald 80 Jahren gibt es uns. Momentan haben wir 25 aktive Mitglieder und 150 passive.

Was ist der Unterschied?
Alle aktiven Mitglieder haben einen Kurs mit 14 Lerneinheiten besucht und sind somit Ersthelferinnen auf der Stufe zwei des Interverbands für Rettungswesen. Um diesen Status zu behalten, muss man mindestens fünf Übungen pro Jahr besuchen, so wird gewährleistet, dass das Wissen stets aufgefrischt wird. Passive Mitglieder können gratis an alle Übungen kommen.

Ist jeder für dieses Amt geeignet?
Grundsätzlich kann jeder lernen, kompetent Erste Hilfe zu leisten. Dabei ist es wichtig, die eigenen Schwächen zu akzeptieren, gewisse Menschen reagieren zum Beispiel sensibel auf Blut. Oft gibt das Üben aber zusätzliche Sicherheit im Umgang mit Notfällen.

Viele Organisationen kämpfen ums Überleben. Wie steht es um den Samariterverein Saanenland?
Wir leiden seit Jahre unter Mitgliedermangel. Ich bin 50 Jahre alt und gehöre zur jüngeren Hälfte des Vereins … Ich bemerke, dass das ehrenamtliche Engagement stetig abnimmt. Deshalb verlangen wir seit drei Jahren 15 Franken pro Samariter und Einsatzstunde von den Veranstaltern. Davon gehen zwei Drittel an den Postendienst und einer dient der Deckung von Material.

Wie gehen Sie diese Probleme an?
Wir versuchen, mehr Leute auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen und auch Junge für die Samariterausbildung zu begeistern. Seit einigen Jahren bieten wir im Rahmen des Ferienpasses Saanenland Kurse an. Momentan sind wir daran, eine Webseite zu erstellen, wo auch unser Jahresprogramm ersichtlich sein wird. Letzten Herbst führten wir eine öffentliche Übung in Bissen durch, was gut ankam und sicher bald wiederholt wird. All zwei Jahre treffen wir uns mit den Kollegen aus dem Obersimmental für eine grosse Feldübung. Ich denke, dass die interregionale Zusammenarbeit in Zukunft immer wichtiger wird, um unser Überleben zu sichern.

An welches Samariter-Erlebnis erinnern Sie sich gerne zurück?
Schwierig – ein bestimmtes Ereignis will ich nicht hervorheben. Es ist jedes Mal wieder ein tolles Gefühl, wenn ich jemandem in einer Not helfen kann. In einem regionalen Verein wie unserem hat man es öfters mit bekannten Gesichtern zu tun, da hat das Helfen noch mehr Wert. (Denkt nach.) An eine lustige Geschichte erinnere ich mich nun doch: Beim kantonalen Jodlerfest in Gstaad vor zehn Jahren waren wir als Postenläufer im Einsatz. Die Teilnehmenden hatten sich schön herausgeputzt, inklusive neuer Trachtenschuhe. Der Verbrauch an Blasenpflastern war dementsprechend rekordverdächtig.

Das Thema Rettungsdienst ist ja momentan im Fokus. Welche Rolle spielen die Samariter dabei?
Übrigens leistet die Rettungsdienst-Station in Saanenmöser meiner Meinung nach gute Arbeit. Die Hilfsfrist – Zeit von der Alarmierung bis zum Eintreffen der Equipe am Ereignisort – beträgt im Kanton Bern 15 Minuten. In dieser Zeit müssen 90 Prozent der Notfälle erreicht werden. So weit es mir bekannt ist, hält der hiesige Rettungsdienst diese Vorgaben ein. Verzögerungen kann es dabei immer geben. In der Stadt der Verkehr, in ländlichen Regionen vielleicht das Wetter.

Zurück zu den Samaritern.
Als Samariter ist man vor dem Rettungsdienst und den Spitälern das erste Glied in der Rettungskette. Wir leisten sozusagen erste Hilfe auf Laienebene. Je mehr Samariter es im Saanenland gibt, desto grösser ist die Chance, dass bei einem Notfall einer in der Nähe ist und erste Hilfe leisten kann. Ausserdem weiss ein Samariter, wie er fachgerecht alarmiert und kann die Situation damit beruhigen.


www.samariterverein-saanenland.ch


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