«Wer zu trinken versteht, weiss auch zu leben»

  18.04.2019 Gstaad

Auch dieses Jahr wurde die Hauptversammlung der Weinfreunde Gstaad-Saanenland unter der Leitung von Präsident Hans Liechti am 16. März im «Le Grand Cru» des Hotels Le Grand Chalet in Gstaad durchgeführt. Dieses Jahr kamen auffallend viele Mitglieder an die Versammlung. Es mussten sogar zusätzliche Stühle zur Verfügung gestellt werden.

Der Bericht des Präsidenten zeigt, dass der neue Bestand noch 48 Mitglieder zählt. Es gab leider 2019 drei Austritte, welche nicht ersetzt werden konnten. Die Anlässe der Weinfreunde werden nach wie vor in hohem Masse geschätzt. Die effektive Teilnehmerzahl pro Anlass beträgt neu 28 (Vorjahr 31) oder 58 Prozent aller heute bestehenden Mitglieder. 2018 wurde kein Sonderanlass durchgeführt. Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen. Wir suchen immer noch ein weiteres Mitglied für unseren Vorstand.

Jahresrechnung mit Verlust
Die Jahresrechnung schloss 2018 mit einem Verlust von Fr. 222.70. Dieses Jahr hatten wir für den Anlass im Gstaaderhof ein Inserat in dieser Zeitung veröffentlicht, welches uns eventuell auch neue Mitglieder bringen sollte. Es waren dann total 32 Personen anwesend, was über dem Durchschnitt liegt. Wir werden auch im nächsten Jahr dasselbe Vorgehen wählen. Das Vermögen beträgt Fr. 2173.70.

Nach der Versammlung konnten die Teilnehmer zuerst dem Apéro und einer informativen Einführung ins Weingebiet (inklusive Diaschau) im Saal Rellerli beiwohnen. Anschliessend folgte Nachtessen und die Degustation im Restaurant respektive auf der Veranda.

Offenes Haus und ein erstklassiges Souper
«Wer zu trinken versteht, weiss auch zu leben.» (Angelo Gaja, berühmter Winzer, Spitzenproduzent)
Jean-Pierre Muriset, Weinfachberater von «Siebe Dupf Weine» in Liestal führte durch den Abend. Er ist Weinakademiker in Ausbildung und besitzt das Diplom des Wine & Spirit Education Trust in London (Advanced Certificate). Sein Wissen ist ausgezeichnet, er ist ein gelernter Fachmann mit langjähriger Erfahrung im Wein-Business.

An diesem Abend brachte er den Weinfreunden ein bisschen Burgund in die Gläser. Zu Beginn durften wir eine Diaschau mit ausführlichen Erläuterungen über die kommende Degustation geniessen. Etwas Neuland für uns – aber der Vortrag wurde sehr gut aufgenommen und dies bei allen Teilnehmern. Anschliessend konnten wir uns bei zufriedener Stimmung an einem feudalen Nachtessen inklusive Weindegustation mit individuellen Bemerkungen von Pedro Ferreira und Jean-Pierre Muriset erfreuen.

Unsere Gastgeber Pedro Ferreira und Steve Willié haben uns an diesem Abend «auf Rosen gebettet». Der Service war wie immer grossartig, das Diner passend und wirklich grandios. Der spezielle Rahmen lud alle zu vielen, fachlichen Diskussionen ein. Alle Weine konnten beeindrucken. Es waren insgesamt drei weisse sowie drei rote Weine und ein Schaumwein (Crémant zum Dessert). Zur Diaschau und/oder zum Aperitif degustierten die Weinfreunde einen weissen Bourgogne Chardonnay der Domaine Bernard Moreau et Fils aus Chassagne-Montarchet, Côte d’Or, Burgund. Steve Willié, der Chef de Cuisine, hat das gebotene 5-Gang-Menu zusammen mit Pedro Ferreira ausgearbeitet. Im Restaurant des Hotels Le Grand Chalet in Gstaad werden frische Produkte von einheimischen Produzenten verarbeitet.

Degustierte Weine aus den Gebieten Rully, Santenay und Volnay (Frankreich)
Rully liegt in der Côte Chalonnaise mit ca. 350 ha Rebfläche. Das Gebiet liegt 250 bis 300 m ü.M. 100 ha davon bestehen aus 1er-Cru-Lagen (23). Seit 1939 besitzt Rully die Appellation d’Origine Contrôlée. Das Klima ist kontinental geprägt. Je weiter man sich nach Süden bewegt, umso stärker spürt man den mediterranen Einfluss. Ein bis 900 m hohes Gebirge schützt die Weinberge vor den feuchten Westwinden. Der Untergrund besteht aus weissem Mergel. Der Boden ist braun, kalkhaltig und sehr steinig. Die Rebsorten bestehen aus den weissen Chardonnay, Aligoté, Pint Blanc, Pinot Gris und den Rotweinen Pinot Noir sowie Gamay.

Die Domaine von Jean-Baptiste Ponsot wurde 1954 gegründet. Im Jahr 2000 wurde sie an die heutige Generation weitergegeben. Das Ziel von Jean-Babtiste ist, seine Reben und die daraus resultierenden Weine zu verbessern, ohne die Umwelt aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das Weingut besitzt heute 8,5 ha Rebland. Der Wein ist frisch, lebendig und trotzdem gradlinig. Das Bouquet hinterlässt einen blumigen Eindruck, sprich hohen Gehalt an Duftstoffen

Santenay liegt in der Côte de Beaune mit ca. 325 ha Rebfläche, davon 102 ha 1er-Cru-Lagen (13). Seit 1970 verfügt Santenay über den Status einer Appellation d’Origine Contròlée. Es herrscht kontinentales Klima (Landklima, kalte Winter, warme Sommer). Der Boden besteht aus Lehm-Kalk. Die besten Lagen ergeben tiefgründige, langlebige und exquisite Weine. Zugelassene Rebsorten sind Chardonnay und Pinot Blanc sowie Pinot Noir (95 %) und Gamay. Die Abbay de Santenay wurde 2003 von Michel Clair, seiner Tochter Anne und seinem Schwiegersohn Lionel Pierrot übernommen. Mit viel Akribie und Hingabe keltert das Team unter der Önologin Aline Beauné wunderbare Santenays der klassischen Art. Die Domaine verfügt heute über knapp 13 ha Rebfläche rund um Santenay.

Die Reben werden allesamt nach biodynamischem Konzept gepflegt. Der Wein wird nach klassischer Burgund-Methode gekeltert und für ca. 14 bis 16 Monate in vorwiegend gebrauchten Burgunder-Piècen ausgebaut. Der rubinrote Pinot Noir begeistert in der Nase mit Aromen von roten Beeren und schwarzen Kirschen. Am Gaumen gefällt er als geschmeidig, gehaltvoll, mit sanften Gerbstoffen, etwas Säure und einer tollen Harmonie von Frucht und Würze.

Volnay-Weine gelten als Vorzeigeweine der Region Côte de Beaune. In dieser Appellation werden fast ausschliesslich Rotweine erzeugt, bei denen ganz eindeutig Pinot Noir dominiert. Die Reben erstrecken sich zum überwiegenden Teil auf sanften Hügeln, deren Böden aus Kalkstein und Mergel bestehen. Es entstehen elegante, finessenreiche, feingliedrige und zarte Weine.

Die Domaine von Jean-Marc und Thomas Bouley wurde vor über 100 Jahren als Familienbetrieb gegründet. Thomas ist eines der grössten Winzertalente der ganzen Region und beweist jedes Jahr, dass in Volnay exquisite Weine entstehen, die mit den grössten Gewächsen der Côte de Nuits verglichen werden können. Der Schlüssel für diese exzellenten Weine mit wunderbarer Frucht und Eleganz sind kleine Erträge, eine rigorose Traubensortierung, eine sanfte Vinifikation und ein Ausbau von 12 bis 18 Monaten mit einem Neuholzanteil von bis zu 50 Prozent. Das Ziel des enthusiastischen Jungwinzers ist es, dem Wein Emotionen zu geben. Aber es erfordert viel Arbeit und Gefühl, um einen grossen Wein zu machen: tiefrubinrote Farbe, schmeckt nach Kaffee, Pfefferminze, Kirsche, etwas Kokosnuss, sehr elegant mit einem langem, frischem Abgang. Der Engländer bezeichnet den Volnay als «charming wine».

WEINFREUNDE GSTAAD-SAANENLAND, HANS LIECHTI

Beschreibung der degustierten Weine:

Bourgogne Chardonnay, 2016, Domaine B. Moreau et Fils, Viticulteurs, Chassagne-Montrachet
. Appellation Bourgogne Contrôlée, Weisswein. Traubensorte 100 % Chardonnay, Alkohol 13,50 %. Helles, glänzendes Goldgelb, Zitrusnoten, Röstaromen, erfrischende Säure, knackig trocken, sehr elegant. Perfektes Holz (Tannin), Geruch nach Gestein wie Schiefer und Kalk (mineralisch), funkelnd, begeisternd, hat viel Rasse, Trauben von Hand verlesen. Ausbau im Eichenfass, Preis Fr. 32.–.
Rully En Bas de Vauvray, 2016, Domaine Jean-Baptiste Ponsot, Propriétaire, Rully. Weisser Burgunder aus einer wenig bekannten Region, welche immer mehr auch aus preislichen Gründen für Furore (Aufsehen, Sensation) sorgt. Traubensorte 100 % Chardonnay, Alkoholgehalt 12,5 %. Hellgelbe Farbe, fein, frisch, lebendig und trotzdem gradlinig. Hoher Gehalt an Duftstoffen (floral), Geruch von Orangen sowie Zitronen, Holzaroma, trocken (ohne Restsüsse). Preis Fr. 27.–.
Rully 1er Cru Montpalais, 2016, Domaine Jean-Baptiste Ponsot, Propriétaire, Rully. Weisswein, Traubensorte 100 % Chardonnay. Alkoholgehalt 12,5 %. Guter Säuregehalt, natürliche Kohlensäure, spritzig, tolle Nase (Blume, Geruch), Trauben werden sorgfältig selektioniert. Ausbau in Neuholz und im Stahltank, im Gaumen schmelzig (Wein entfaltet ein geschmeidiges, sanftes Gefühl im Mund). Gehört zu den Toplagen im Dorf von Rully. Sagenhaftes Preis-/Genussverhältnis. Preis Fr. 34.80.
Santenay Rouge, 2016, Domaine Abbaye de Santenay, Michel Clair et Fille, Santenay. Rotwein, Traubensorte 100 % Pinot Noir, Alkoholgehalt 13,5 %. Rubinrot, Aromen von roten Beeren, schwarzen Kirschen, geschmeidig, tolle Harmonie zwischen Frucht und Würze, eleganter Wein. Trauben stammen von verschiedenen Parzellen und werden allesamt von Hand gelesen, diese werden biodynamisch gepflegt. 14 bis 16 Monate im gebrauchten Burgunder Pièce (228 l). Preis Fr. 28.–.
Santenay 1er Cru Clos de Tavannes, 2016, Domaine Abbaye de Santenay, Michel Clair et Fille. Rotwein, Traubensorte 100 % Pinot Noir, Alkoholgehalt 12,5 %. Farbe Rubin, schmeckt nach Erdbeeren und Himbeeren, gut angebundene Tannine (Gerbstoffe), rassige Säurestruktur, am Gaumen ist er sehr vielseitig. Ein reichhaltiger Santenay mit einem guten Lagerpotenzial. Trauben stammen von 45-jährigen Rebstöcken, von Hand gelesen, Ausbau in Eichenholz, Preis Fr. 44.–.
Volnay Clos de la Cave, 2014, Domaine Jean Marc Bouley, Viticulteur, Volnay. Appellation Villages, Rotwein. Thomas Bouley, Sohn von Jean-Marc, ist der Aufsteiger in der Region. Seine Devise: weniger Kraft, mehr verführerischer Charme und Finesse. Traubensorte 100 % Pinot Noir, Alkoholgehalt 13 %. Schönes, dunkles Rubin, blumig, würzig, zart und luftig, femininer, duftiger Wein. Auf sandigem Lehm-Kalkboden, manuelle Ernte. 16 Monate im Eichenfass. Preis Fr. 64.–.
Crémant dAlsace, Extra Brut, 2016, Domaine Albert Mann, Wettolsheim, Elsass, Frankreich.
Schaumwein, Traubensorte Piquepoul blanc. Ausbau in Edelstahl. Familienbesitz Barthelmé und Mann, Maurice und Jacky Barthelmé und Frauen führen den Betrieb. Helles Goldgelb, silbrige Reflexe, exotische Frucht von Papaya und Ananas, in der Nase Birne und Zitronen. Ausserordentliche Frische, geradlinig, lebendiges Mousseux, feine Perlage. Flaschengärung, überaus trocken. Preis Fr. 29.30.


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