Definitiv eine mittelgrosse Regionalbank

  16.04.2019 Wirtschaft

Die Saanen Bank hat am letzten Freitag ihre Generalversammlung abgehalten. Im Vergleich zum letzten, sehr guten Jahr haben sich alle wichtigen Geschäftszahlen nochmals um gut drei Prozent gesteigert. Die Regionalbank ist weiterhin äusserst solide finanziert. Ein Dutzend Mitarbeitende wurden für ihre langjährigen Dienste geehrt.

MARTIN GURTNER-DUPERREX
Wenn an einem Freitagabend im April beim Festivalzelt in Gstaad eine bunte Menschenmenge zusammenströmt, so ist dies ausnahmsweise nicht, um einem Konzert zu lauschen, sondern um an der ordentlichen Generalversammlung der Saanen Bank teilzunehmen. Und dies gemäss den Einführungsworten von Verwaltungsratspräsident Victor Steimle zum «fast unglaublichen» 144. Mal. In der Tat habe die Regionalbank seit 1874 als eigenständige, zeitgemässe» Institution ihren Platz im Saanenland. Die Zeit sei aber nicht stehengeblieben. «Wohin geht die Reise?», fragte er die 481 anwesenden Aktionäre und Aktionärinnen.

Keine Schwarzmalerei
Obwohl die Bank grosse Herausforderungen bezüglich Digitalisierung, Zentralisierung und Regulierung erlebe, wolle er keine Schwarzmalerei betreiben, meinte Victor Steimle. Er betonte vielmehr, dass gerade die zunehmende Digitalisierung auch ihre Chancen böte. So sei das Saanenland dank der Digitalisierung nicht mehr Randregion, sondern «mittendrin». «Und es bleibt mehr Zeit für die persönliche Betreuung der Kunden übrig», freute sich Steimle. Er unterstrich auch, dass die Zentralisierung, die in Zeiten der urbanen Überbelastung – er sprach sogar von drohendem «Kollaps» – nicht die beste Idee sei und eine Gegenbewegung erfordere. Um den Herausforderungen gerecht zu werden, sei man auf gute Mitarbeitende und Führungskader angewiesen. «Die Bank ist für die Zukunft gut aufgestellt, das ganze Saanenland soll davon profitieren», so der Verwaltungsratspräsident.

Keine Geschenke
«Geschenke werden auch in unserer Branche längst keine mehr verteilt. Die guten Zahlen mussten im Jahresverlauf erarbeitet werden», hob Bankdirektor Jürg von Allmen in seiner Präsentation hervor. Mit einer um Fr. 80 Mio. gesteigerten Bilanzsumme von Fr. 1.3 Mia. gehöre man nun definitiv nicht mehr zu den kleineren, sondern zu den mittelgrossen Regionalbanken.

Der Geschäftserfolg hat mit Fr. 6.18 Mio. um gut 3% zugenommen, nach zusätzlichen freiwilligen Abschreibungen. Unter dem Strich verbleibe ein Jahresgewinn von Fr. 2.5 Mio., was wiederum eine Steigerung von 3,1% bedeute, kommentierte von Allmen. «Wir wollen nicht mit einem möglichst hohen Reingewinn brillieren, sondern vielmehr die Substanz der Bank stärken.» Das habe man – auch im Interesse der Aktionäre – mit grosszügigen Einzahlungen in die Reserven gemacht. Das anrechenbaren Eigenmittelpolster der Bank beträgt nun sehr solide Fr. 107 Mio., was gemäss von Allmen das doppelte der effektiv erforderlichen Eigenmittel ist. Jahresbericht, Jahresrechnung und Bericht der Revisionsstelle für das Jahr 2018 wurden von der Generalversammlung einstimmig genehmigt und dem Verwaltungsrat wurde Entlastung erteilt.

Grenze nicht geknackt
«Die Saanen-Bank-Aktie wird unter ihrem Wert gehandelt», stellte Jürg von Allmen weiter fest. Sie habe trotz der guten Zahlen und der Stärkung des Eigenkapitals mit einem Kurswert von Fr. 2850.– die 3000er-Grenze nicht geknackt. Er begründete die geringe Nachfrage mit dem kleinen Einzugsgebiet. «Mit 24’000 Aktien, einer Börsenkapitalisierung von 67 Millionen Franken und knapp 10\\'000 Einwohnern im Saanenland ist dies nachvollziehbar», erklärte der Bankleiter. Somit sei die Aktie allenfalls ein Geheimtipp, die aber weiteres Kurspotenzial habe. Die Versammlung stimmte einer Dividendenerhöhung um Fr. 3.– auf Fr. 29.– pro Aktie zu.

Kundennutzen geht vor
Auf die Einführung des neuen E-Bankings und der Mobile-App habe man sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, obwohl nicht immer alle Kunden glücklich damit seien, führte von Allmen aus.

Weil der Kundennutzen im Vordergrund stehe, habe man letztes Jahr erstmals im Ebnit einen Bancomaten ausserhalb der Filialen in Betrieb genommen. Dieser funktioniere nach ein paar Kinderkrankheiten gut. Weitere Bancomaten sind in Schönried und Saanenmöser geplant, Letzterer am Bahnhof.

Um Synergien zu nutzen und Kosteneinsparungen zu erzielen, wurde die bankeigene Informatikplattform mit 25 anderen Regionalbanken zusammengeführt, was Jürg von Allmen als «Mammutprojekt» bezeichnete. Die Züglete sei erfolgreich verlaufen, habe aber Mitarbeiter und Betrieb massgeblich belastet.

Stetig besser werden
Anspruchsvolle Rahmenbedingungen und steigende regulatorische Auflagen machen der Bank das Leben schwer. Aber gerade dies nehme man als Ansporn, um besser zu werden, beteuerte Jürg von Allmen. «Wir glauben an die Zukunft unserer Region.» So werde in den nächsten Jahren weiter im Saanenland investiert.

Sobald in Saanen eine Lösung für die Postverteilung gefunden ist, wird die Saanen Bank die Lokalitäten der Post übernehmen und zu einer Begegnungszone mit Kundenschaltern sowie Geldautomaten umbauen. Auch die Filialen in Lauenen, Gsteig und Schönried sollen an die heutigen Bedürfnisse der Kunden angepasst werden. «Wir werden mit den verschiedenen Anspruchsgruppen im Dorf zusammensitzen, um die Bedürfnisse abzudecken», versicherte von Allmen.

«Schlagkräftige Truppe»
Humorvoll führte Jürg von Allmen durch die Ehrung von einem Dutzend Dienstjubilaren, darunter die langjährigen Mitarbeitenden Christine Tschanz mit 35 Jahren und Simon Graa mit 40 Jahren. Letzterer auf den Tag genau, ohne Anrechnung der Lehrjahre. Graa ist Ende Jahr aus der Geschäftsleitung ausgetreten und wird nächstes Jahr pensioniert. In Pension gegangen ist nach 19 Dienstjahren Ruedi Hauswirth.

Jürg von Allmen präzisierte, dass der Generationenwechsel im Gange sei, weiter Pensionierungen stünden bevor. Die Bank beschäftigt aktuell 48 Personen, wobei sieben Stellen aufgrund von drei Künigungen und vier Pensionierungen im letzten Jahr neu besetzt werden mussten – trotz Schwierigkeiten auf dem Rekrutierungsmarkt. Weiter wurden zwei neue Lehrlinge angestellt und eine neue Stelle geschaffen. Der Direktor freute sich, dass alle Stellen mit einem gesunden Mix aus Einheimischen und Neuzuzügern besetzt werden konnten. In der Kombination mit den langjährigen Mitarbeitern ergebe dies eine gute, schlagkräftige Truppe.

Da es vom Publikum keine Wortmeldungen gab, konnte Präsident Victor Steimle die Versammlung zeitig beschliessen und die ganze hungrige Gesellschaft zur reich gedeckten Tafel und zum gemütlichen Teil des Abends entlassen.


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