Die stärkste Musik der Welt?

  16.04.2019 Vorschau

Zusammen mit Mozarts grosser Sinfonie in g-Moll KV 550 wird das Requiem am Karfreitag und Ostersamstag an den traditionellen Saaner Osterkonzerten zu hören sein. Es wird gesungen von den Solisten Beatrice Villiger, Astrid Pfarrer, Christoph Waltle und Raphael Jud, dem Mauritius-Chor Saanen (Einstudierung Roland Neuhaus), begleitet vom Orchestra degli Amici unter der Gesamtleitung von Philippe Bach.

«Es ist so kräftig, jedes Mal, es infiltriert das Herz, normalerweise man ist ziemlich kaputt am Ende, so zauberhaft, man ist eingezogen in diesen Bildern vom Requiem; man denkt nur, dass man ein Sterblicher ist. Man muss kurz Adieu sagen. Es macht den Tod leichter und bequemer, auf der anderen Seite es macht den Tod schlimmer, weil man weiß, dass die ganze Sache hoffnungslos ist.» (Sir Colin Davis)

Hoffnungslos und hoffnungsvoll zugleich. Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem trägt alle Emotionen in sich, die den Menschen angesichts des Todes ereilen: Angst, Wut, Verzweiflung, Traurigkeit, Hoffnung, Trost. Ein Kaleidoskop menschlicher Empfindungsfähigkeit. Und ein Wechsel zwischen Persönlichem und Überpersönlichem: den Gefühlen des Menschen auf der einen, dem Zorn Gottes auf der anderen Seite. Mozarts Ende kam viel zu früh. Am 5. Dezember 1791 starb der vielleicht grösste Komponist aller Zeiten mit nur 35 Jahren – mitten in der Arbeit an seinem letzten Werk, dem Requiem. Es wurde seine eigene Totenmesse. Klänge der Verzweiflung, so kraftvoll und stark, dass sie unmittelbar berühren – und so direkt, dass es selbst für den Dirigenten schwer ist, die nötige Distanz zu wahren. Vielleicht ist es das Menschliche, was dieses Requiem so unfassbar grossartig macht. Es ist keine Musik aus einer anderen Welt, keine jenseitige Schönheit. Kein heller, himmlischer Klan. Mozart verzichtet auf die hohen Holzbläser, es ergibt sich ein weicher, dunkler Klang. Es ist Erdenmusik – für die, die sterben müssen und für die, die bleiben müssen, den Verlust erleiden. Es sind eindringliche Rufe, einfach gesetzt. Die Musik ist ganz vom Wort her bestimmt. Und gerade durch ihre Einfachheit, den Verzicht auf kunstvolle Mehrstimmigkeit, ist sie umso kraftvoller. Das Requiem ist mehr als schöne Musik. Es ist Musik, die jeden Menschen betrifft: Die Musik gibt keine Antwort. Sie endet so, wie sie begonnen hat. Der Tod ist grösser als die Musik (siehe Inserat).

CONCERTI SAANEN


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