Lokales Kranichgeld soll den Zusammenhalt der Menschen fördern

  26.04.2019 Wirtschaft

Das lokale komplementäre Kranichgeld soll schon bald gedruckt werden. An einer Vernissage in Bulle haben am Dienstag rund 70 Gäste die neuen Noten begutachtet, die der Künstler Sébastien Fasel gestaltet hat.

SABINE REBER
Ein Geld aus der Region für die Region – diese Idee ist so bestechend wie einfach. Damit sollen das lokale Handwerk, das Gewerbe und der Zusammenhalt der Menschen gefördert werden. Eine Gruppe von Idealisten aus den drei Regionen Saanenland, Paysd\\'Enhaut und Greyerzerland arbeitet schon einige Zeit daran, diesen Traum in die Realität umzusetzen. Sie sind im Verein «Der Kranich» organisiert. Nun ist das Projekt einen guten Schritt vorwärtsgekommen. Letztes Jahr wurde ein Wettbewerb für die grafische Gestaltung der Scheine ausgeschrieben (der «Anzeiger von Saanen» berichtete).

Ergänzung zum Franken
Zwölf Künstler haben sich am Wettbewerb beteiligt und die unterschiedlichsten Geldscheine für die Kranichwährung entworfen. Die Arbeiten sind alle bis am 28. April in der Galerie Tarce-Ecart in Bulle ausgestellt. Vielfältige Bezüge zu Landschaft und Landwirtschaft, Sport, Handwerk und Tradition wurden thematisiert. Die Geldscheine haben die unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstler zu wahren Kranich-Höhenflügen inspiriert.

Den ersten Preis gewonnen hat der Künstler Sébastien Fasel aus Lausanne. Seine Geldscheine beziehen sich auf die lokale Scherenschnittkunst. Auf der Vorderseite jedes Geldscheines ist ein modernes Sujet zu sehen, und auf der Rückseite würdigt der Künstler Tradition und Vergangenheit. Auf Platz zwei kam die Firma Exogene Communication SA, und den dritten Platz belegte Orian Tercier. In der Jury sassen Persönlichkeiten aus den beteiligten Regionen. Das Saanenland war vertreten druch den Ex-Skirennfahrer Bruno Kernen.

Kurze Handelswege fördern
Vereinspräsident Simon Rauber erklärt, mit dem Geld sei es wie mit der Biodiversität in der Natur: «Es ist von Vorteil, wenn es verschiedene Währungen gibt, die die Regionen stabil halten können gerade in herausfordernden Finanzzeiten.» Das Kranichgeld soll denn auch den Franken nicht ersetzen, sondern ihn für regionale Geschäfte ergänzen.

Rauber: «Wir wollen mit unserem Geld den Menschen wieder in den Vordergrund stellen, damit die Arbeit der Bauern, der Schreiner, überhaupt der Handwerker und Gewerbler in der Region wieder mehr geschätzt wird.» Bereits haben vier Gemeinden und rund 30 Geschäfte zugesagt, dass sie mitmachen wollen. Nun sollen es bis Ende Jahr noch mehr werden. Rauber: «Unser Ziel ist, dass mindestens 100 Geschäfte und möglichst viele Gemeinden mitmachen.» Das Interesse in der Bevölkerung sei gross, denn «es liegt im Zeitgeist, dass wir unser Verhalten ändern müssen. Warum also nicht mit dem Geld anfangen, denn das Geld regiert die Welt.» Rauber, der beruflich als Bauunternehmer arbeitet, ist überzeugt, dass mit dem lokalen Kranichgeld kurze Handelswege sowie die Kreislauf- und Realwirtschaft gefördert werden können. Er erklärt: «Mit unserem Geld kann man nicht spekulieren. Dafür fördert es den lokalen Zusammenhalt der Menschen.»

Damit das Kranichgeld nun bald gedruckt werden kann, wird im Mai ein Crowdfunding starten. Und am Montag, 17. Juni kommen die Kranichfans nach Saanen, um im Landhaus an einem Informationsabend der hiesigen Bevölkerung Red und Antwort zu stehen. Das Ziel des Vereins ist, die ersten Kranichscheine noch in diesem Jahr drucken und in Umlauf bringen zu können.

www.derkranich-rg.ch


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