Weinbau jetzt auch in Rougemont

  26.04.2019 Nachbarschaft

Am Ostersamstag wurden in Rougemont Rebstöcke gepflanzt. Colin Karlen ist der erste Bewohner der Gemeinde, der knapp 200 m² seines Landes dafür zur Verfügung stellt. 14 weitere Amateurwinzer werden ihm folgen.

ÇETIN KÖKSAL
Inspiriert wurden die Weinliebhaber vom bekannten Neu-Winzer Pascal Rittener-Ruff aus dem benachbarten Château-d’Oex. Wie auch diese Zeitung schon mehrfach berichtete, ist der unternehmerische Damounais ein Pionier bezüglich Weinbau im Pays-d’Enhaut. Auf seinen ungefähr 4000 m² Land in gut 1000 Metern über Meer möchte er aus der robusten Solaris-Weissweintraube auf eigenes Risiko Wein produzieren.

Guter Weisswein
Überschreitet man die Freigrenze von im Kanton Waadt 200 m² Anbaufläche, ist dafür eine kantonale Bewilligung notwendig. Diese hat der Kanton nicht erteilt. Als Begründung gab er an, dass es unmöglich sei, auf dieser Höhe einen guten Wein zu produzieren, und schliesslich müsse der Kanton auf die Qualität der Waadtländer Weine achten. Pascal Rittener-Ruff hat das Urteil an die nächst höhere Instanz weitergezogen und in der Zwischenzeit zweifellos bewiesen, dass es durchaus möglich ist, einen guten Weisswein made in Pays-d’Enhaut zu kreieren.

An diesem herrlich sonnigen Ostersamstag bekam die bunt zusammengewürfelte Gesellschaft von Presseleuten, freiwilligen Pflanzhelfern, Freunden und Sympathisanten die Gelegenheit, den ersten einheimischen Solaris zu verkosten. Das Urteil fiel durchwegs positiv aus. Ein frischer, absolut nicht langweiliger, eher leichter Weisswein mit fruchtiger Note, längerem Abgang und erfreulich geringem Säuregehalt.

Effort gegen die «Planwirtschaft»
«Als mich Pascal fragte, ob ich Land zum Anbau von Weinreben zur Verfügung stellen möchte, sagte ich spontan Ja», erzählte Colin Karlen. Auch bei den anderen 14 Begeisterten brauchte es keine grossen Überzeugungsanstrengungen. Sollte der Kanton Waadt dereinst Pascal Rittener-Ruff den «grossflächigen» Weinanbau definitiv untersagen, dürfte sich die Region dennoch über mehrere kleinere Rebberge von je maximal 200 m² erfreuen. Selbstverständlich sei es jedem Amateurwinzer freigestellt, was er mit der Ernte auf seinem Land machen wolle, doch wenn gewünscht, stehe er, Pascal Rittener-Ruff, gerne als unabhängiger Berater mit Rat und Tat zur Seite, bemerkte er mit einem schelmischen Lächeln. Die Vinifizierung übernehme dann ein befreundeter Profi-Önologe aus der «plaine» und wie bereits erwähnt, scheint jener seine Sache wirklich zu beherrschen. Bei dem geselligen Zusammensein letzten Samstag betonten viele Mitstreiter des Projekts «Wein aus dem Pays-d’Enhaut», dass es in erster Linie dabei keineswegs darum gehe, mit dem Kanton ein rebellisches Kräftemessen auszufechten. Die Liebe zum Wein, zur Region und die Herausforderung der höheren Lage seien die Hauptantriebe. Es ist nur schwer nachvollziehbar, dass der Kanton sich bei dieser Innovation querstellt, denn man stelle sich vor, welches Potenzial sich bei einem Erfolg für den Tourismus und die regionale Wirtschaft erschliessen würde. Alle Anwesenden betonten zudem, dass sie sich über Amateurwinzer aus dem Saanenland, die sich ihrem Projekt anschliessen, sehr freuen würden. Die Freigrenze der maximal ohne Bewilligung bebaubaren Fläche betrage im Kanton Bern sogar 400 m² und es gebe ebenfalls gut geeignete Lagen für Reben im Saanenland. Bei Interesse und allfälligen Fragen steht der unabhängige Berater Pascal Rittener-Ruff sehr gerne zur Verfügung.


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