5G löst grosse Ängste aus

  24.05.2019 Region

Das Thema beschäftigt die Schweiz: die neue Mobilfunkgeneration 5G. Die umstrittene Funktechnologie hält auch im Saanenland Einzug.

BLANCA BURRI
Der Ausbau von 5G polarisiert. Die Gegner behaupten, die Frequenzen seien gesundheitsschädigend, sie seien für Stress und Krebsleiden verantwortlich. Sie löse ein grosses Bienensterben aus. Die Ängste gehen so weit, dass in den Kantonen Genf, Waadt und Jura ein Moratorium gegen den Ausbau von 5G erwirkt wurde. Nur haben die Bundesämter für Umwelt (Bafu) und Kommunikation (Bakom) die kantonalen und kommunalen Parlamente inzwischen zurückgepfiffen. Sie begründen, dass Strahlenschutz Bundessache sei und die Moratorien somit die Kompetenzen von Gemeinden und Kanton überschreite. Die Befürworter argumentieren, dass Frequenzbänder benutzt werden, die bereits für 3G und 4G eingesetzt wurden.

Lauener Bevölkerung macht sich Sorgen
In Lauenen gibt es einige Bürger, welche die Bevölkerung auf die möglichen Schäden von 5G aufmerksam machen. (siehe Text unten) Jörg Trachsel, Gemeindepräsident von Lauenen, kann die Ängste verstehen. «Das Strahlenwesen ist nicht harmlos.» Man müsse einen grossen Spagat machen, wenn man auf die heutige Technik nicht verzichten wolle. Das Thema 5G sei indes im Gemeinderat aber noch nicht diskutiert worden. «Weil es nicht Gemeindesache ist, sind uns die Hände gebunden», argumentiert er.

Strahlenschutz ist Bundessache
Der Staat beruft sich darauf, dass Strahlenschutz auf Bundesebene geregelt wird. Auch die Frequenzvergabe gehöre dazu. Anders sieht es beim physischen Auf- und Ausbau der Antennen aus. Er wird von den Gemeinden bewilligt. Ein Baugesuch der Swisscom wurde am 5. März im Amtsanzeiger veröffentlicht. Es ging um den Umbau der bestehenden Antennen an der Allmistrasse in Saanen. Der Kommunikationsriese plant, die Antennen zu ersetzen. Dagegen sind zwei Einsprachen aus der Nachbarschaft eingegangen, sagt Michael Herrmann von der Baupolizei auf Anfrage. Die Einsprecher äussern ihre Ängste gegenüber den 5G-Emissionen. Auf Anfrage sagt die Swisscom: «Unsere Baugesuche werden technologieneutral eingegeben. Technologisch gesehen ist die verwendete Frequenz entscheidend, nicht die Mobilfunkgeneration.» Das heisst, dass der Ausbau nicht unbedingt mit 5G zusammenhängt. Denn auch über die bestehenden Antennen können diverse Frequenzen ausgestrahlt werden. Das Kommunikationsunternehmen versucht zu beruhigen: «Die Grenzwerte für die Emissionen sind gleich streng, unabhängig für welche Generation wir sie verwenden.»

Swisscom begründet mit Studien
Die Swisscom begründet, dass die für 5G genutzten Frequenzbänder bereits für 3G, 4G und für die Aussenübertragungen der SRG verwendet worden seien. Diese Frequenzen seien mit mehreren Tausend Studien in den letzten 40 Jahren gut erforscht worden. In keiner dieser Studien sei bei Einhalten der internationalen Grenzwerte wissenschaftlich Schaden ausgehend von Antennenanlagen nachgewiesen worden. Besonderes Gewicht legt die Swisscom auf die Grenzwerte: «In der Schweiz gelten heute zehnfach strengere Grenzwerte als in den meisten europäischen Ländern.» Der Telekomriese beteuert, dass 5G im jetzigen Ausbau vor allem bestehende Standorte nutzt. Er gibt zu bedenken: «Bleiben die strengen NISV-Regeln bestehen, rechnet die Branche aber mit wesentlich mehr Antennen, damit das volle Potenzial von 5G genutzt werden kann.» Wie viele das im Saanenland sein würden, könne im Moment noch nicht abgeschätzt werden. Das heisst also, dass mit dem heutigen Ausbaustandard die Telchnologie nicht ausgenutzt werden kann und somit noch lange keine selbstfahrenden Autos oder Ähnliches eingesetz werden. Entweder müssten die Standorte massiv ausgebaut oder die Grenzwerte vom Bundesrat gesenkt werden. Beide Varianten werden es schwer haben, beim Volk durchzukommen.


DRINGENDSTE FRAGEN ZU 5G

Weshalb braucht es 5G?

Die aktuelle Mobilfunkttechnologie stösst an ihre Grenzen, weil sich der mobile Datenstrom in der Schweiz jährlich verdoppelt. Deshalb wird die 5. Generation der Mobilfunktechnologie eingeführt. Zusätzlich ist 5G für das Internet der Dinge wie selbstfahrende Autos unerlässlich.

Wann kommt 5G?

Jetzt! Es ist schweizweit bereits in über 150 Ortschaften Realität.

Wann kommt 5G in die Berge?

Swisscomnetz ab Herbst 2019.

Kann 5G bereits genutzt werden?

Nein. 5G-kompatible Endgeräte kommen erst im Verlauf des Jahres auf den Markt.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote