Schon krass …

  10.05.2019 Leserbeitrag

Von der traditionellen Architektur bis hin zum Alpkäse und der Diskretion – welche Region in der Schweiz bleibt ihrem eigenen Stil so treu wie das Saanenland? Mir kommt keine in den Sinn. In der heutigen Welt, wo Firmen auf dem Laufband des Fortschritts schwitzen und sich die Bevölkerung knapp über Wasser halten kann in der Flut von Informationen und Ansichten, tut es gut, sich auf gewisse Werte verlassen zu können. Und trotzdem: Es braucht Stilbrüche, die wie eine Faust aufs Auge zur Region passen, und zwar nicht nur designtechnischer Art.

Empörung ist wohl die richtige Bezeichnung für die meisten Reaktionen auf die brutalen Szenen des hierzulande gedrehten Actionfilms, über den ich in der letzen Ausgabe berichtete. Die Redaktion machte sich zweimal Gedanken, ob sie den Lesern (himbeer-)blutige Bilder zumuten möchte. Bestürzung löst die Nachricht des tragischen Brands vom letzten Dienstag in Saanen aus. «Schon krass …», mehr kann man nicht dazu sagen, gross sind das Mitgefühl und die Betroffenheit von allen Seiten.

Die beiden Ereignisse stehen nicht auf einer Ebene, klar, und doch kann man auf einen gemeinsamen Schluss kommen: Wir sind Verwüstung und Gewalt nicht gewohnt, inmitten dieser fruchtbaren, friedlichen Landschaft – Gott sei Dank! Wir sollten vielleicht froh sein, dass der Brandfall eine seltene Tragödie darstellt und die Produktion eines Actionfilms ausreicht, um unsere Gemüter zu erhitzen. Dass man etwas als Stilbruch wahrnimmt, bestätigt das Vorhandensein eines eigenen Stils, und in diesem Fall einer intakten und harmonischen Region. Das Ciné-Theater Gstaad hat übrigens bekannt gegeben, dass es den Actionfilm ausstrahlen wird. Schon krass …

SARA TRAILOVIC


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