Zum Dank gab es Hühner

  17.05.2019 Saanen

Eine grosse Hilfe für ein kleines Dorf. Gabi Thoenen engagiert sich seit zehn Jahren für die Bevölkerung von Mpanshya und Umgebung in Sambia. Ihr Verein unterstützt neu auch Patenschaften für betagte Menschen und finanziert den Bau einer zweiten Primarschule.

SARA TRAILOVIC
«Mpanshya ist ländlich, ärmlich und friedlich», beschreibt Gabi Thoenen, Gründerin des Vereins «Freunde des Mpanshya Hospital Sambia», die kleine Ortschaft in Sambia. Am vergangenen Donnerstagabend lud sie zusammen mit Mägi Kunz und Solveig Lanz alle Mitglieder und Interessierten zu einem afrikanischen Abend im Jugendzentrum Oeyetli in Saanen ein. Nach einer anregenden Präsentation der Vereinsprojekte mit vielen Bildern und Anekdoten tauschten die Besucher/innen bei Speis und Trank ihre Eindrücke aus.

Zehn Jahre Engagement
«Afrika ist gefährlich, wenn du dich einmal verliebst, wirst du immer wieder zurückwollen», warnte Familie Gimmel, bevor sie Gabi Thoenen 2009 das erste Mal nach Mpanshya mitnahm. Und so geschah es. Noch im selben Jahr realisierte sie mit Unterstützung von Institutionen aus dem Saanenland das erste Projekt in Mpanshya, ein Aufbahrungshaus. 2012 erfolgte die Gründung des Vereins «Freunde des Mpanshya Hospital Sambia». In den letzten zehn Jahren investierte der Verein rund 300’000 Franken in das Dorf und Umgebung. Gabi Thoenen ergänzt: «Man muss dabei wissen, dass in Afrika mit 15’000 Franken ein kleines Schulhaus gebaut werden kann.» Durch das soziale Engagement sind seit 2009 196 Kinderpatenschaften entstanden. «Wir unterstützen besonders Kinder, die verwaist oder sonst in schwierigen Verhältnissen aufwachsen. Obwohl ich sagen muss, das sind eigentlich alle.»

Impressionen aus Afrika
Die vielzähligen Besucherinnen und Besucher wippten im Takt der afrikanischen Musik, welche die Diashow begleitete. Zusammen mit Mägi Kunz, Primarschullehrerin in Saanen und Mitorganisatorin der Beach Volleyball Major Series, reiste Gabi Thoenen in den letzten zwei Jahren drei Mal nach Mpanshya. Bei ihrem Besuch anfangs 2018 brachten die beiden Frauen den Bau eines ersten Basisstufen-Schulhauses in Gang.

«Als ich im Dezember 2018 mit meinem Mann Thomas erneut anreiste, war das Gebäude bereits errichtet. Das ganze Dorf hatte mitgeholfen und feierte mit uns die Einweihung», freute sich Gabi Thoenen. «Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr es das Herz berührt, wenn einen so viele Menschen mit Freude empfangen.» Stimmungsvolle Aufnahmen von den alten und jungen Dorfbewohner/innen erwärmten auch die Herzen der Gäste in Saanen.

Altersheim Mulele
Ein Dach über dem Kopf, drei Mahlzeiten pro Tag, Sicherheit und sozialen Kontakt. Dinge, die vielen betagten Menschen in Mpanshya fehlen. «In Afrika sind Altersheime nicht üblich, weshalb ältere Menschen, die ihre Familie durch Aids verloren haben, in kläglichen Verhältnissen leben», macht die Vereinsleiterin auf ein eher unbekanntes Problem aufmerksam. Deshalb unterstütze der Verein das Altersheim Mulele – was «füreinander sorgen» bedeutet.

Zwei- bis dreimal pro Jahr verteilt Mulele auch externen Senioren und Seniorinnen ein Paket mit Grundnahrungs- und Reinigungsmitteln. Falls vorhanden, holen deren Angehörige die Pakete im Altersheim ab. «Es ist jedes Mal ein freudiges Volksfest mit Tanz und schönen Begegnungen zwischen Dorfbewohnern und Betagten», erzählte die Vereinspräsidentin.

Das Altersheim umfasst momentan vier Wohnhäuser, fünf stehen in Planung. Finanziert wird Mulele von den Einnahmen einer lokalen Bäckerei sowie biologischer Landwirtschaft in Mpanshya. Gabi Thoenen: «Diese Einnahmen sind leider nicht sehr berechenbar, deshalb fördern wir seit zwei Jahren auch Patenschaften für die betagten Menschen.

Neustes Projekt: zweite Primarschule
Bei ihrem letzten Besuch in Mpanshya durften Gabi Thoenen den Einheimischen eine frohe Nachricht überbringen: Die Spenden reichen aus, um den Bau eines zweiten Primarschulhauses in Unyanya zu finanzieren. «Die Bevölkerung schenkte uns ein paar Hühner, ein Zeichen grosser Dankbarkeit», erzählte die Projektleiterin. In ihrem Alltag arbeitet Gabi Thoenen aus Schönried als Projektleiterin des Beachvolleyball-Turniers und führt die Geschäftsstelle von SwissTopSport. Sie schätzt sich glücklich, dass sie neben der Arbeit regelmässig ins südliche Afrika reisen kann. Vor Kurzem hat Gabi Thoenen nebenberuflich eine Safari-Guide-Ausbildung absolviert und ein kleines Safari-Reisebüro aufgebaut.

Basar und volle Bäuche
Mägi Kunz hatte die Nähmaschine in letzter Zeit surren lassen und sechs Kilogramm südafrikanische Stoffe mit viel Liebe zu Geschenkartikeln verarbeitet. Auch konnten die Gäste Moringa-Pulver kaufen, ein afrikanisches Wundermittel von der nährstoffreichsten Pflanze der Welt.

Währenddem der volle Saal über die Geschichten und Bilder von Gabi Thoenen staunte, stand Solveig Lanz und ihr Team vom Hotel Le Petit Relais hinter dem Herd. Nach ihrer Präsentation entliess Gabi Thoenen die zahlreichen Besucher/innen zu einem südafrikanischen Curry und zwinkerte: «Solveig hat die geschenkten Hühner für euch gekocht, normalerweise tauschen wir die gegen Bananen ein.» Mit mehr Ernst fügte sie an, dass der gesamte Erlös von Basar und Essen dem Hilfsprojekt zugutekommt. «Momentan sammeln wir für den zukünftigen Bau von Unterkünften für die Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule in Mpanshya.»

Infos zu allen Projekten des Vereins unter www.mpanshya-help.ch

 


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