Zur Kindergeldinitiative

  31.05.2019 Leserbriefe

Einige Familien im Saanenland dürften im letzten «Anzeiger von Saanen» doch etwas befremdet gelesen haben, dass die Gründung einer Familie laut unserem Gemeinderat Phlipp Bigler eine Frage der Eigenverantwortung und keine Frage des Geldes sei – nun, die Gründung vielleicht nicht! Aber dass Kinder zu haben schweizweit (und damit auch hier bei uns!) immer noch ein deutlich grösseres Armutsrisiko birgt, als keine Familie zu gründen, ist leider erwiesen und der reichen Schweiz nicht würdig! Die Kindergeldinitiative ist meiner Meinung nach aber nicht einfach eine Art Sozialhilfe, weil alle Familien arm sind – zum Glück nicht! –, sie birgt für mich viel mehr die Chance, dass die Gemeinde Saanen, die wie Herr Bigler selber schreibt, momentan finanziell sehr gut dasteht, ihre finanziellen Mittel für einmal nicht in neue Bergbahnanlagen, unnötig überteuerte Bauvorhaben an der gemeindeeigenen Infrastruktur oder viele ähnliche Projekten investiert. Nein, für einmal würde ein Teil in die Jugend, damit in die Zukunft und gleichzeitig auch in hoffentlich neue Arbeitnehmer, investiert. Und zwar ganz egal, wie gut oder schlecht die betreffende Familie dasteht, jedes Kind erhält gleichviel. Wenn ich höre, wie viele Familien hier wegen der tendenziell teureren Lebenshaltungskosten bei gleichzeitig tieferen Lohnniveaus im Vergleich zum Mittelland doch Mühe bekunden, ihren Kindern betreffend Ausbildung und Freizeit das zu bieten, was sie gerne würden (beispielsweise ein Skiabo oder Musikunterricht), und wie viele Arbeitgeber vom Baugewerbe über den Detailhandel und Dienstleister bis zur Gastronomie sich über massiven Mangel an festangestellten Arbeitskräften beklagen, dann wäre die Kindergeldinitiative doch eine Chance, der Gemeinde Saanen einen einmaligen Standortvorteil zu verschaffen! Wegen des Kindergeldes alleine bleibt kein junges Paar hier, und es zügelt keine Familie alleine deswegen hierher – aber es ist ganz sicher ein bedeutendes Plus, wenn dem Nachteil der Randregion auch mal ein deutlicher Vorteil gegenübergestellt werden kann. Natürlich könnten die finanziellen Mittel aus der kantonalen Steuererhöhung der amtlichen Werte auch für die von Herrn Bigler angesprochenen Institutionen reserviert werden, für den Fall, dass der Wechsel der Abgeltungssysteme denn wirklich die von ihm befürchteten Kosten nach sich ziehen wird. Nur traue ich diesbezüglich unserem Gemeinderat nicht, ganz ehrlich! Weshalb wird denn sonst der Gewinn der Rechnung 2018 erneut einfach abgeschrieben? Weshalb wurde nicht beispielsweise ein Fonds für das Gesundheits- oder Sozialwesen vorgeschlagen? Seit Jahren tut die Gemeinde rein gar nichts, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Wäre es dem Gemeinderat, oder wenigstens einem Teil davon, also ernst damit, ein «familienfreundliches und aufgeschlossenens» Saanenland zu sein, wären längst Vorschläge in diese Richtung gefallen. Dass dies nicht passiert, spricht für mich dafür, dass es einmal mehr leere Versprechen sein werden. Wir haben es am 14. Juni mit einem Ja zur Kindergeldinitiative also selber in der Hand, dafür zu sorgen, dass einige Familien und damit auch Arbeitnehmer mehr hier wohnen und arbeiten und damit in die Zukunft unserer Gemeinde zu investieren. Und dies übrigens mit einem sehr kleinen Risiko: Die Höhe des Kindergeldes kann jährlich angepasst und bei schlechter Budgetlage sogar ganz ausgesetzt werden. Und wird der Vorschlag der Initianten umgesetzt und das Kindergeld in Form eines Gstaad-Gutscheines (Gstaad Gift Card) oder Ähnlichem ausbezahlt, dann bleibt der hinterletzte Franken beim einheimischen Gewerbe – es gäbe also wirklich nur Gewinner. Dafür müssen aber alle Befürworter am 14. Juni an die Gemeindeversammlung!

DANIELA TEUSCHER, GRUBEN

 


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