Der FC Thun Berner Oberland zu Gast in Saanen

  25.06.2019 Sport

Der Fussballklub aus dem Berner Oberland bereitet sich in Saanen für die nächste Saison in der Super League vor. Am Donnerstag wurde der Cupfinalist von 2019 auf dem Sanonaplatz in Saanen offiziell empfangen.

JOSUA BIELER
Der FC Thun Berner Oberland überrascht. Immer wieder. Jedes Jahr gehören sie laut Experten zu den Abstiegskandidaten, aber seit zehn Jahren halten sich die Berner Oberländer in der obersten Spielklasse. Es steigen andere, grössere Klubs ab: St. Gallen, Zürich oder vergangene Saison der Rekordmeister GC. Der FC Thun hingegen beendete die Saison auf dem vierten Platz und qualifizierte sich sogar für den Cupfinal, den man gegen den FC Basel nur knapp verlor. Wie ist das möglich mit dem zweitniedrigsten Budget in der höchsten Schweizer Liga? Solche und noch viele anderen Fragen beantworteten Spieler, Trainer und Staff beim Talk auf dem Sanonaplatz in Saanen.

Ein Alter geht, der Captain kehrt bald zurück
Nelson Ferreira spielte schon 2002 für den FC Thun. Nun beendet er seine Karriere als Spieler und wird beim FC Thun als Assistenztrainer und im sozialen Engagement tätig sein. «Es gab so viele schöne Momente und Spiele, dass es schwierig ist, ein Ereignis hervorzuheben», sagte er vor den Besuchern auf dem Sanonaplatz. Gerne hätte er mit dem FC Thun noch einen Titel gefeiert. Doch nun nehme er die Cupfinal-Niederlage als wertvolle Erfahrung mit. «Wir wollen uns mit den Besten messen», das sei jede Saison das Ziel bei den Berner Oberländern. Den jungen Kickern aus der Region riet er trotz seiner erfolgreichen Fussballkarriere, zuerst eine Lehre abzuschliessen. Auch er habe einst eine Lehre als Plattenleger abgeschlossen.

Während sich Ferreira vom Fussballrasen verabschiedet, fühlt sich Captain Dennis Hediger auf dem Rasen wieder «wie ein Kind im Süssigkeitsladen». Endlich könne er wieder auf dem Platz stehen und mit dem Ball spielen. «Die Trainings mache ich aber noch mit dem Physio statt mit der Mannschaft», so der Thuner Captain. Aber immerhin sei er wieder näher an der Mannschaft. Im Februar hatte er sich das Kreuzband gerissen und fehlte der Mannschaft während der ganzen Rückrunde.

Viele neue Spieler im Trainingslager
Zu den Rückkehrern beim FC Thun gehört in der neuen Saison Simone Rapp. Der grossgewachsene Stürmer spielte vergangene Saison in Lausanne und St. Gallen, hatte dort aber eine schwierige Zeit. Trainer Marc Schneider wollte ihn wieder nach Thun zurückholen und das gelang mithilfe von Sportchef Andres Gerber. «Thun war in der vergangenen Saison ein mühsamer Gegner», so Rapp, der in der Rückrunde zwei Mal gegen den FC Thun spielte. «Nun bin ich dankbar und zufrieden, wieder in Thun zu sein.» Simone Rapp ist einer von zehn Neuzugängen, drei davon rücken vom eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft vor. Deshalb sei ein wichtiger Bestandteil des Trainingslagers in Saanen, dass sich die Spieler kennenlernen, so Sportchef Andres Gerber. Den vielen neuen Spielern stehen auch gewichtige Abgänge gegenüber. Marvin Spielmann, der zu den torgefährlichsten Spielern der Liga gehörte, wechselt zum Meister YB. Ein besonders schmerzhafter Abgang? «Nein», sagt Gerber, «es ist für mich nichts Neues, dass uns wertvolle Spieler verlassen, das ist normal im heutigen Fussball». Auch die Ungewissheit gehöre zum heutigen Fussballgeschäft. Gerber weiss einen Monat vor dem Saisonstart noch nicht, ob der beste Torschütze Dejan Sorgic und der beste Vorlagengeber Matteo Tosetti beim FC Thun bleiben. «Wir müssen auf alles gefasst sein. Aber wenn einer geht, wird der nächste nachrücken und bereit sein», so Gerber.

Festliche Stimmung auf dem Sanonaplatz
Auf dem Sanonaplatz kamen die Besucher und die Thuner Fussballer in den Genuss von feinem Essen durch das Restaurant 16 und das Landhaus Saanen. Wer wollte, konnte sich von einem Therapeuten vom Hotel Ermitage massieren lassen. Bei den Kindern war das FC-Thun-Glücksrad besonders beliebt. Matchtickets konnte man gewinnen, aber manchmal drehte sich das Rad auch nicht nach Wunsch und die Kinder mussten sich mit einem Trostpreis begnügen. Für die passende Livemusik auf dem Sanonaplatz sorgte der Gitarrist François aus Kapstadt. Die Thuner Mannschaft bleibt noch bis am 25. Juni im Saanenland.


«Weniger Geld kann auch ein Vorteil sein»

JOSUA BIELER

Was erwartet die Spieler im Trainingslager in Saanen?
Es geht vor allem darum, einander kennenzulernen. Ein Drittel der Spieler sind neu, sie sollen sich wohlfühlen im Team. Neben den Trainings auf dem Schützebode sind auch Theorieblöcke Teil des Programms: taktische Inputs oder allgemeine Informationen über unseren Verein. Wir nehmen uns aber auch genug Zeit, um zu essen und uns zu erholen. Es soll eine stressfreie Zeit sein.

Seit knapp zehn Jahren hält sich der FC Thun Berner Oberland trotz geringem Budget in der höchsten Liga der Schweiz. Was machen Sie besser als die anderen, vermeintlich grösseren Vereine?
Weniger Geld kann auch ein Vorteil sein. Wer mehr Geld hat, überlegt sich weniger, wofür er das Geld ausgibt. Das ist auch im Fussball so. Wir müssen mit weniger Geld auskommen, aber wir setzen es auch bewusster ein. Die grösseren Klubs gehen auch oft mit zu hohen Erwartungen in die Saison, wir jedoch können positiv überraschen.

Was macht Saanen zum idealen Ort für ein Trainingslager?
Das Hotel Ermitage als Gastgeber und Sponsor trägt viel dazu bei. Der FC Sarina stellt uns einen optimalen Fussballplatz zur Verfügung. Die Region hier ist wunderschön. Wir pflegen den Austausch mit unserer Region, dem Berner Oberland. Kurz: Es passt hier von A bis Z alles zusammen.

 


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