Er liebt mich, er liebt mich nicht …

  14.06.2019 Leserbeitrag

ANITA MOSER
Als Kinder und Jugendliche haben wir unzählige Male von den Margeriten Blütenblatt für Blütenblatt abgezupft in der Hoffnung, dass beim letzten Zupf «er liebt mich» bleibt. Und mit bunten, selbst geflückten Blumensträussen – mit Ankeblüemli, Margritte, Zahnbürschtli, Gufechüssi, Zitterli, Chlöpfer und dazwischen verschiedene Gräser – haben wir den Sommer in die Wohnstube gebracht oder uns damit auch das eine oder andere Mal bei Mutter für etwas entschuldigt. Mittlerweile werden die «Fäldmaie», wie sie in meinem Dialekt heissen, nicht mehr so bunt. Die einst farbenfrohen Matten werden von monotonen Graswiesen verdrängt oder sind gelb von Löwenzahn, mehr und mehr auch im Saanenland. Gründe für den Rückgang der Artenvielfalt gibt es viele: «Intensivierung, Überbauung und Bewässerung führen zu anhaltenden Flächenverlusten», schreibt das Bundesamt für Umwelt. Einen wichtigen Anteil hat sicher die Bewirtschaftung der entsprechenden Flächen. Zwei Schnitte – Heuen und Emden – waren früher gang und gäbe. Geheut wurde in der Regel erst nach dem Absamen der Blumen und Gräser. Heute sind im Unterland bis zu sieben Schnitte üblich, in unseren Gefilden vielleicht drei bis vier. Gerne sprechen wir von saftigen und satten Matten. Vielleicht sind sie aber zu satt …? Der Landwirtschaft aber die alleinige Schuld am Rückgang der Artenvielfalt zu geben, wäre zu einfach und ungerecht. Wir alle können etwas dazu beitragen, um den Biodiversitätsverlust zu bremsen: als Konsument/ in, als Politiker/in, als Landwirt/in, als Gartenbesitzer/in. Damit auch unsere Kindeskinder und deren Nachkommen bunte «Fäldmaie» pflücken oder mit der Margerite orakeln können, wie es um die Zuneigung des oder der Angebetenen steht …

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