Kindertraum mit Jahrmarktstimmung

  18.06.2019 Kultur

Die 25-Jahr-Jubiläumsfeier der «Bergquelle – Wohnen und Werken für Menschen mit Beeinträchtigung» am letzten Freitag in Zweisimmen war mit Clowns, Zauberei, Akrobatik und Schlemmereien ein Fest für die Bewohner und Bewohnerinnen der Institution.

KEREM S. MAURER
Stimmunsgvoll begrüsste am Eingang der Simmental Arena Niesen-Örgeler Peter Bachmann mit seinem Leierkasten aus den 1960er-Jahren die Angehörigen und die geladenen Gäste. Seine Musik verlieh dem Anlass den passenden Rahmen. «Es soll ein Fest sein für unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Ein Kindertraum mit Jahrmarktstimmung!», erklärte Institutionsleiterin Karin Oswald. Marktstände mit Süssigkeiten wie gebrannten Mandeln, Magenbrot und Zuckerwatte in verschiedenen Farben, Softice, Hamburger, Hotdogs, Pommes und Getränken. Von allem so viel man wollte. «Chasch dys Portemonnaie hüt stecke la, es isch alles gratis!», sagte jener Bewohner, der sich gewissenhaft um die Ausgabe der Getränke kümmerte zu einem anderen, der seine Bestellung artig bezahlen wollte. Angehörige, Bewohnende sowie geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik und Presse tummelten sich in lockerer Festlaune in der Halle, wo Tische mit Stühlen für sie bereitstanden und in einer Ecke eine grosse Bühne aufgebaut war. Stilecht und schick, im roten Frack mit schwarzem Zylinderhut, begrüsste Moderatorin Christine Schwizgebel von der Theatergruppe «Szenewächsel» die Anwesenden und führte charmant durch das Programm.

Gäbe es keine Bergquelle, müsste man sie erfinden
In ihrer kurzen Ansprache warf Bergquelle-Präsidentin Beatrice Zeller einen Blick auf die letzten 25 Jahre der Institution und konstatierte, dass die Anforderungen an die Leitung, die Betreuenden und nicht zuletzt an die Angehörigen stetig gestiegen seien. Die Bergquelle sei laufend ausgebaut, umgebaut und erweitert worden, ebenso wurde die Werkstatt gezügelt. Selbst wenn der Weg dieser Züglete nicht weit war, so war es doch eine ernstzunehmende Herausforderung. Jeder und jede habe beim Wort «Bergquelle» irgendein Bild im Kopf, sagte sie und unterstrich damit die Bedeutung der Institution und deren Verwurzelung in der Region. Eine solche Institution zu führen erfordere Zeit, Geduld und Flexibilität, sei aber auch auf viel Unterstützung seitens der Angehörigen und der Gemeinden angewiesen. «Nur zusammen können wir dafür sorgen, dass die Bergquelle auch in Zukunft bestehen kann», so Beatrice Zeller. Gemäss Protokoll der Generalversammlung (siehe Kasten) überbrachte auch Zweisimmens Gemeinderatspräsident Ernst Hodel an der GV die Grussbotschaft der Gemeinde zum Bergquelle-Jubiläum. Unter anderem dankte er den Werkstattmitarbeitenden und den Bewohnern dafür, dass sie immer so aufgestellt durchs Leben gehen und er wünschte dem Unternehmen alles Gute für die Zukunft. Hodel: «Wenn es die Bergquelle nicht geben würde, müsste man sie erfinden.»

Verblüffender Unsinn und Akrobatik
Sehr zur Freude der Bewohnenden, die in der ersten Reihe sassen, präsentierten Gilbert & Oleg in ihrem «Restaurant zum Goldenen Gaukler» magische, artistische und musikalische Leckerbissen in jeweils einem Drei-Gang-Menü. Das Konzept ging auf: Indem die beiden Clowns die Bestandteile der Menüs – sprich die Punkte in ihrem Programm – jeweils von den Besuchern und Besucherinnen auswählen liessen (dafür lagen Speisekarten auf den Tischen), zogen sie ihr Publikum von Beginn weg in ihre Show mit ein. Gewählt und gespielt wurden so zum Beispiel marinierte Radieschen, Spaghetti all‘arrabbiata mit hausgemachten Verwirrungen oder ein Sechs-Keulen-Menü, fliegend serviert. Trotz der Lachnummern, hervorgerufen durch spitzzüngigen Wortwitz und dem für Clowns unabdingbaren Blödsinn, verblüfften Gilbert & Oleg immer wieder mit gelungenen Zaubereien und perfekten Illusionen. Ebenso integrierten sie gekonnt einen Bewohner der Institution, der vom eigenen «Gwunder» getrieben die Bühne betrat, oder sie liessen einen anderen gar bei einem Zaubertrick mitmachen. Die Stimmung war gut, die Besuchenden hatten ihren Spass und die Bewohnenden lachten Tränen. Zwischen den Darbietungen des komischen Duos zeigte Leona Jakob, Aerial-Yoga-Instruktorin, Akrobatisches unter der Simmental Arena-Kuppel, ohne Netz und doppeltem Boden – dafür mit einer dicken Matte – zum Besten. Der ganze Abend verlief ruhig und entspannt in lockerer Atmosphäre. «Dadurch, dass wir die Bewohnenden sich zwanglos bewegen lassen konnten, waren nicht nur sie, sondern auch ihre pädagogischen Betreuer sehr entspannt», freute sich Karin Oswald am Ende des Abends und bezeichnete den Anlass als «rundum geglückte Jubiläumsfeier».


BERGQUELLE – WOHNEN UND WERKEN FÜR MENSCHEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNG

Aus dem Protokoll der ordentlichen Generalversammlung vom 13. Juni 2019:

Zu den Bauprojekten Kuhnenhaus und Burgbühl: Das Kuhnenhaus ist zum Verkauf ausgeschrieben und bei der Liegenschaft Burgbühl eine Zonenplanänderung in Bearbeitung. Danach werden die Verkaufsbemühungen angekurbelt. In Sachen Neubau Spitalmatte Zweisimmen soll die Baueingabe im kommenden Juli erfolgen. Infolge Wegzugs von Pierre-Yves Geiser aus der Region übernimmt Beat Tanner neu das Präsidium der Baukommission. Die Lauener Gemeindevertreterin Cornelia Hauswirth ist aus dem Gemeinderat und damit auch aus dem Vorstand der Bergquelle ausgetreten. Für sie übernimmt neu Stephan Perreten das Amt. Und als neue Vizepräsidentin amtet Lotti Schär aus Schönried. Ruth Beutler aus Blankenburg wurde zum Ehrenmitglied ernannt, nachdem die Familie Beutler «eine sehr grosse Summe» für den Wohnheimneubau gespendet hatte. Neben dem neuen Ehrenmitglied gab es keine weiteren Eintritte. Ohne Einwände angenommen wurde der Vorschlag, künftig die GV immer in der Werkstatt in Zweisimmen abzuhalten.

Zu den Zahlen: Finanzen Verein, Erfolgsrechung: Gewinn 11’326 Franken; Finanzen Betrieb: Gewinn zweckgebunden: 92’400 Franken, Gewinn frei: 7147 Franken


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