Klimapolitik: Es braucht Mut und Innovationskraft

  12.06.2019 Leserbriefe

Wir alle wissen, wie es um den Zustand unserer Erde bestellt ist. Klimawandel, Plastikmüll, Antibiotikaresistenzen, Flüchtlingsströme, Insektensterben und noch eine lange Liste von anderen menschgemachten Katastrophen bedrohen das Leben der kommenden Generationen. Studien von namhaften Wissenschaftlern und Klimaforschern sagen, dass bereits in zwölf Jahren der kritische Punkt erreicht ist. Wenn wir es bis dahin nicht schaffen, eine gravierende Drosselung des Verbrauchs von fossilen Energien herbeizuführen, wird das Ziel von maximal zwei Grad Erwärmung nicht zu erreichen sein. Was das für Auswirkungen haben wird, können wir uns alle selber ausmalen, heute sind wir bei ca. 0,7 Grad Erwärmung. Sicher, Klimaveränderungen hat es schon immer gegeben, aber heute geschieht das in einer noch nie da gewesenen Geschwindigkeit. Leider werden diese Fakten von vielen Politikern und Wirtschaftsbossen bezweifelt oder als Fake News bezeichnet. Eigentlich sollten diese Leute intelligent genug sein, um die Zeichen zu erkennen, aber ihre Wählerschaft und eigene Interessen sind ihnen wichtiger. Ein paar Fakten:
– Südlich der Sahara sind 200 Millionen Menschen daran, ihre angestammten Gebiete zu verlassen, weil ihre Lebensgrundlage durch den Klimawandel zerstört wird. Und wir fragen uns verwundert: Warum kommen so viele Menschen übers Mittelmeer? Das zeigt uns, Klimapolitik ist Flüchtlings- und Migrationspolitik und jeder von uns müsste ein lebhaftes Interesse haben, diese Bewegung zu stoppen.
– In Bangladesch müssen sich die Menschen schwimmende Gärten anlegen, weil der Meeresspiegel jedes Jahr ein bisschen höher steigt und das Ackerland überflutet. Bangladesh hat ca. 165 Mio. Einwohner und zwei Drittel leben weniger als drei Meter über dem Meeresspiegel. Leider keine Fake News!
Solche Geschichten können wir jeden Tag in den Medien sehen und hören. Aber weder Politik, Wirtschaft noch wir selber sind bereit, die Probleme wirkungsvoll zu bekämpfen. Wovor haben wir Angst? Vor Einbussen an Luxus, Reichtum, Bequemlichkeit oder vor den Kosten, die ein solcher Wandel verursachen würde? Wir sollten Angst haben vor den Kosten, wenn wir nichts tun! Dann wird es richtig teuer und ungemütlich. Es braucht Mut und Innovationskraft, um Neues zu schaffen. Ob wir das nun wollen oder nicht, wir haben keine andere Wahl!

Daher werde ich bei der Gemeindeversammlung am kommenden Freitag, 14. Juni 2019 folgende Anträge stellen:
1. Jedes Neubauprojekt muss zwingend vollflächig mit Solarpanelen (thermisch oder Fotovoltaik) ausgerüstet werden. Gemeindebeiträge erwünscht.
2. Die Fernwärmezentralen sollen mit einer CO2-Rückgewinnung ausgestattet werden. Die Technologie besteht, aber warum wird sie nicht angewandt? Es ist die einzige Möglichkeit, CO2 aktiv aus der Atmosphäre zu entfernen.
Das wäre zudem ein Leuchtturmprojekt und ein Zeichen an unsere Kinder, dass wir bereit sind, wenigstens den Versuch zu machen, etwas zu bewegen. Ich möchte alle jungen Bürgerinnen und Bürger ermuntern, an der Gemeindeversammlung teilzunehmen. Wir haben nur eine Erde und es ist eure Zukunft.

SEPP DOPPMANN, GSTAAD


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote