Selbst wenn das «Zugpferd» ausfällt ...

  18.06.2019 Kultur

«Alp Opus» und die «Pacific Art Society» präsentierten am Sonntag im Kirchgemeindehaus Gstaad ein witziges und musikalisch hochrangiges Konzert mit erstklassigen Balletteinlagen – ein Programm, das kurzfristig neu aufgestellt werden musste, da Beatrice Villiger, die Seele des Projekts, wegen Heiserkeit gesanglich ausfiel.

LOTTE BRENNER
Es ist das absolute Horrorszenario einer Sängerin: Heiserkeit bis hin zum totalen Stimmausfall. Und das ist der Mezzosopranistin Beatrice Villliger passiert. Lange schon hat sie das Konzert geplant: mit «Alp Opus», bestehend aus ihr, dem virtuosen Akkordeonisten Gyorgi Spasov und dem Tenor Tobias König, der mit verschiedensten Instrumenten vertraut ist und Naturtöne erzeugen kann wie kaum ein anderer, zusammen mit der «Pacific Art Society», die das Programm besonders durch hochrangige Ballettauftritte zu bereichern wusste. Da die Mezzosopranistin Natalie Bancroft, die Initiantin der Gastgruppe, aus terminlichen Gründen ebenfalls ausfiel, lastete der gesangliche Teil des Programms einzig auf Tobias König. Damit kam vor allem das Folkloristische zum Zug. Mit seinem «Luegit vo Bärge u Tal» liess er die Zuhörer ebenso ehrfürchtig erschauern wie mit dem Guggisberger Lied «Simelibärg». Und wer könnte dem Naturcharme des «schönen Sigismund» widerstehen, der doch nun wirklich nichts dafür kann, «dass er so schön ist»? Eine Premiere, aber atemberaubend geglückt, war die Arie «Faktotum der schönen Welt» aus Rossinis Barbier von Sevilla – ohne Gesang – eine absolute Glanzleistung von Gyorgi Spasov, der nebst einem grossen Orchester auch den Gesangspart aus seinem Akkordeon herauszauberte.

Hochkarätige Ballettdarbietungen
Das kubanische Zwillingstänzerpaar Laurence und Lester Gonzales, die beiden Tänzerinnen Ana de Costa aus Brasilien und die Ungarin Reka Gyulai – alle renommierte Ballettkünstler – zeigten imposante Szenen aus der Sicht des Balletts. Diese konnten mit Background-Musik begleitet werden: eine weitere Bereicherung für das eilig umgekrempelte Programm. Beim Schlusslied, der «Hymne à l\\'Amour» von Edith Piaf, kam dann auch die Pianistin Kristina Rohn, eine begnadete Begleiterin, doch noch zum Zug, musste sie doch auf die klassischen Einlagen mit Béatrice Villiger verzichten.
Ein Auftritt war der Sängerin Villiger allerdings gewiss: Mit zwei Holzlöffeln gab sie perkussionistisch der Freude Ausdruck, als das von einer Lawine zerstörte «Vieux Chalet» wieder aufgebaut in neuer Pracht dastand. Sie versprach, im Herbst erneut zu einem Programm einzuladen mit «ein bisschen Oper, einem Hauch Jodel und einer Prise Jazz, vereint mit hochrangigem Ballett».

LOTTE BRENNER


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote